Lahme Kühe fressen weniger, geben weniger Milch, werden nachweislich schlechter tragend und sind anfälliger für Krankheiten. Neben der klassischen Klauenpflege haben die Liegeboxen- und Laufganggestaltung sowie die Fütterung großen Prophylaxeeinfluss auf die Klauengesundheit.
1. Keine passenden Liegeboxenmaße
Bei einem schlechten Gesundheitsstatus der Klauen werden die Liegeboxen selten in Betracht gezogen. Allerdings können nur lange Liegezeiten ein Abtrocknen des...
Lahme Kühe fressen weniger, geben weniger Milch, werden nachweislich schlechter tragend und sind anfälliger für Krankheiten. Neben der klassischen Klauenpflege haben die Liegeboxen- und Laufganggestaltung sowie die Fütterung großen Prophylaxeeinfluss auf die Klauengesundheit.
1. Keine passenden Liegeboxenmaße
Bei einem schlechten Gesundheitsstatus der Klauen werden die Liegeboxen selten in Betracht gezogen. Allerdings können nur lange Liegezeiten ein Abtrocknen des Klauenapparates garantieren. Das schützt vor allem vor feuchtigkeitsliebenden, bakteriellen Klauenerkrankungen wie z. B. Mortellaro, Ballenhorn- oder Zwischenklauenfäule und fördert zusätzlich eine Entlastung der Klauen. Doch nicht nur weiche, trockene Liegeflächen sind dafür entscheidend, besonders wichtig sind die Liegeboxenmaße:
Folgende Boxenmaße sind in Abhängigkeit von der Größe Ihrer Kühe empfehlenswert:
- Nackenrohrhöhe: 125- 133 cm
- Länge zwischen Nackenrohr und Liegeboxenende: 170-175 cm
- Liegeboxenbreite: 120- 132 cm, bei trockenen Kühen: 5-10 cm zusätzlich
Seine eigenen Kühe im Stall zu beobachten, ist oft die einfachste Lösung, um die passenden Liegeboxenmaße zu ermitteln: Brauchen die Kühe sehr lange zum Ablegen? Stehen viele Tiere im Gang beziehungsweise nur mit den Vorderbeinen auf der Liegefläche der Box? Finden sich vermehrt haarlose Stellen? Können Sie alles mit „ja“ beantworten? Dann sind das alles sehr eindeutige Anzeichen für unpassende Maße der Liegeboxenelemente. Vor allem das sogenannte „Perching“ gefährdet die Klauengesundheit stark. Es bedeutet, dass die Kühe aufgrund nicht passender Liegeboxenmaße, vermehrt mit den Vorderbeinen in den Liegeboxen stehen. Die Hintergliedmaßen, die dabei auf dem Laufgang stehen, werden besonders beansprucht, sodass sich die Häufigkeit von Sohlengeschwüren erhöht. Zusätzlich steigt das Risiko von einer Mortellaroinfektion, da die Hinterklauen permanent in dem feuchten Laufgang stehen. Deshalb empfiehlt es sich die Maße der Boxen anzupassen, sobald Perching auffällt.
Tipp: Um zu jeder Tageszeit das Perching kontrollieren zu können, kann eine 24-h-Kamera im Stall angebracht werden. Mit deren Hilfe ist eine Stichprobenanalyse jederzeit – Tag und Nacht – möglich. Wichtig ist außerdem, sofort auf verschobene Liegeboxenelemente zu reagieren. Denn hier ist eine Box für die Kühe womöglich nicht mehr nutzbar.
Bei Hitzestress im Sommer stehen die Kühe vermehrt, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Um dann lange Liegezeiten garantieren zu können, ist eine ausreichende Abkühlung der Kühe in diesem Bereich nötig. Ventilatoren über den Liegeboxen stellen schnell bewegliche Luftströme sicher.
2. Nasse, dreckige Laufgänge
Bei vermehrten Problemen mit infektiösen Klauenerkrankungen wie beispielsweise Mortellaro, können Klauenbäder alleine keine Wunder bewirken. Oftmals ist der Grund eine schlechte Laufganghygiene. Feuchte und dreckige Gänge begünstigen die Anfälligkeit für Mortellaro, aber auch für Ballenhorn- und Klauenfäule. Tipp: Um die Laufganghygiene in Ihrem Stall zu beurteilen, können Sie den Verschmutzungsgrad der Hinterbeine (unterhalb des Sprunggelenks) scoren. Sind viele Tiere in diesem Bereich stark verschmutzt, sollte der Spalten- bzw. der Entmistungsschieber öfter laufen. Ist kein Schieber vorhanden, ist es sinnvoll über eine Investition nachzudenken. Alternativ empfiehlt sich das händische Abschieben. Das kostet entweder Geld oder Zeit. Dennoch werden Kosten, die durch einen sinkenden Milchertrag infolge einer Mortellaroinfektion entstehen, gespart. Außerdem wirken sich weniger lahme Kühe positiv auf die Leistung und das Tierwohl aus. Wichtig ist außerdem, dass die Laufflächen nicht rutschig sind und keine Kanten aufweisen, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Planbefestigte Böden sind aus dieser Sicht besser.
3. Sinkender BCS
Großen Einfluss auf die Klauengesundheit hat natürlich auch die Fütterung. Denn die Druckempfindlichkeit der Klaue wird maßgeblich von der Fettschicht oberhalb der Lederhaut beeinflusst. Verliert eine Kuh durch beispielsweise eine Ketose Körperfett, baut sich auch die Fettschicht in der Klaue ab. Folge der stärkeren Druckempfindlichkeit der Klaue ist ein höheres Risiko von Klauengeschwüren jeglicher Art!
4. Pansen übersäuert
Zu viele leicht verdauliche Kohlenhydrate bei hoher Kraftfutter-Einsatzmenge erhöhen außerdem die Gefahr einer Pansenazidose. Denn durch den sinkenden pH-Wert bei zu vielen Kohlenhydraten sterben zahlreiche Pansenbakterien ab. Schädliche Substanzen wie Histamine, Endotoxine oder Nitrit werden dann freigesetzt. Gelangen diese ins Blut, schädigen sie die Gefäße der reich durchbluteten, hornbildenden Lederhaut. Die Hornbildung ist dadurch gestört und Schmutz und Keime können leichter eindringen. Mehr dazu finden Sie hier:
An der Entstehung von Klauenrehe können viele Faktoren beteiligt sein, die es zu finden gilt. Eine zeitnahe Klauenpflege ist unbedingt durchzuführen.
5. Beinstellung: Hackeneng
Der Einfluss der Beinstellung auf die Klauengesundheit wird oft unterschätzt. Sie beeinflusst die jeweilige Belastung der Innen- und Außenklaue. Am besten ist es, wenn beide Klauen gleichmäßig belastet werden, damit eine Klaue nicht z. B. doppelt so viel Gewicht tragen muss, wie die andere. Ein Bein trägt bei Kühen etwa 150 bis 200 kg Gewicht. Wird eine Klaue stärker belastet, wächst das Horn stärker. Beide Klauen des Fußes entwickeln sich unterschiedlich.
Um diesem Problem vorzugreifen ist es wichtig, am besten schon vor der ersten Kalbung mit der regelmäßigen funktionellen Klauenpflege zu beginnen. Zu empfehlen sind mindestens drei Termine pro Jahr. Zudem kann die Zucht eine große Rolle spielen. Tipp: Achten Sie bei der Bullenauswahl auf die Veranlagung dieses Merkmals. Die Entwicklung einer Herde mit paralleler Hinterbeinstellung dauert Jahre. Doch auch wenn der Erfolg erst in der nächsten Generation sichtbar wird, können Klauenprobleme in Zukunft reduziert werden.