Dauergrünland ist häufig auf schwierigen Standorten wie Hanglagen, Mooren oder flachgründigen Böden zu finden, was (qualitativ) hochwertige Erträge zu erzielen deutlich erschwert. In den vergangenen Jahren kamen zu den schwierigen Bedingungen jedoch auch noch vermehrt Phasen mit Frühjahrs- oder Sommertrockenheit hinzu.
Bei sich verändernden Bedingungen wird es in den nächsten Jahren umso wichtiger die richtigen Sorten bzw. Arten im Dauergrünland zu etablieren, um Erträge zu...
Dauergrünland ist häufig auf schwierigen Standorten wie Hanglagen, Mooren oder flachgründigen Böden zu finden, was (qualitativ) hochwertige Erträge zu erzielen deutlich erschwert. In den vergangenen Jahren kamen zu den schwierigen Bedingungen jedoch auch noch vermehrt Phasen mit Frühjahrs- oder Sommertrockenheit hinzu.
Bei sich verändernden Bedingungen wird es in den nächsten Jahren umso wichtiger die richtigen Sorten bzw. Arten im Dauergrünland zu etablieren, um Erträge zu stabilisieren. Wir haben Grünland-Experten aus ganz Deutschland gefragt und verschiedene Strategien zusammengestellt.
Unsere Autoren
Die richtige Wahl treffen
Die extremen Wetterlagen beeinflussen vor allem die Zusammensetzung der Grünlandbestände und damit die TM-Erträge und Futterqualitäten. Deshalb ist es wichtig, Arten und Sorten durch Nachsaat und/oder Neuansaat zu etablieren, die mit dem Standort und mit der geplanten Nutzung zurechtkommen.
- Wie sind die eigenen Standort- und Klimaverhältnisse: Mittelgebirgs- oder Niederungslage, Nord- oder Südhang, Trockenstandort oder gute Wasserversorgung?
- Welche Nutzungsrichtung (Weide, Mahd) und Nutzungsintensität (Anzahl der Nutzungen, Düngungs- und Beweidungsintensität) liegt vor?
Der Ertrag ist sicherer, wenn man artenreichere Mischungen einsetzt. So können Mischbestände aus Gräsern, Leguminosen und Kräutern besser mit Trockenheit umgehen als artenarme Mischungen.
Reifegruppen mischen
Die meisten Bestände werden von Dt. Weidelgras dominiert. Doch dieses ist nicht sehr tolerant gegen Trockenheit. Allerdings ist es sehr regenerationsfähig, wenn es nach längeren Trockenphasen erneut regnet.
Aber: Dt. Weidelgras ist nicht gleich Dt. Weidelgras, denn die Sorten weisen eine Vielzahl an Reifegruppen (früh- bis spätreif) auf. So kann es sinnvoll sein, frühreife Sorten zu wählen, die schon gute Erträge vor dem Eintreten einer Sommertrockenheit bringen. Eine andere Strategie wäre verschiedene Reifegruppen zu mischen, um möglichst nutzungselastische Bestände zu bekommen und schwankende Witterungsextreme gerade im Frühjahr besser abpuffern zu können.
Kurz nach der Schnittnutzung lässt sich der Pflegebedarf gut aus der Grasnarbe ablesen. Welche Pflegemaßnahmen bei welchen Schäden helfen.
Aber auch die Wahl der Ploidie-Stufe (Anzahl Chromosomen-Sätze) beim Dt. Weidelgras könnte (bisher nicht flächendeckend nachgewiesen) Einfluss auf die Ertragsstabilität bei Trockenheit haben. So sind tetraploide Sorten etwas besser im Ertrag und in der Energiekonzentration (höherer Zuckergehalt) als diploide Sorten. Ebenso scheinen sie eine größere Ausdauer und Trockenheitstoleranz aufzuweisen (ausgeprägteres Wurzelsystem).
Trockenheit: Geeignete Alternativen
Neben Dt. Weidelgras gibt es auch Alternativen für trockene Standorte, über die es sich nachzudenken lohnt:
- Rohrschwingel kann vor allem auf Grenzstandorten (Wechselfeucht oder starke Trockenheit) etabliert werden. Allerdings ist dieses Gras aufgrund seiner schnellen Rohfaserbildung wenig nutzungselastisch (zu später Schnitt bedeutet schlechtere Qualität). Eine Beweidung ist bei neuen „Soft Leaf“ (weiche Blätter) Sorten möglich.
- Knaulgras ist auch trockentolerant und kann eine sinnvolle Ergänzung im Bestand sein.
- Luzerne und Rotklee (Nachsaat am besten im Sommer) machen wegen ihrer tieferen Durchwurzelung auf trockeneren Standorten Sinn, denn sie können so Wasserreserven in tieferen Bodenschichten erreichen. Aber Luzerne ist sehr empfindlich bei häufiger Schnittnutzung oder Beweidung. Ein zu hoher Anteil an Ackerfutterleguminosen kann unter Umständen (Förderrecht) problematisch sein.
- Wiesenrispe und Wiesenschwingel zeigen u. a. aufgrund ihres Wurzeltiefgangs eine höhere Toleranz gegenüber Trockenheit als Deutsches Weidelgras oder Wiesenlieschgras.
- Futterzichorie und Spitzwegerich können bei intensiver Beweidung im Grünlandbestand auch interessant sein, denn sie weisen eine hohe Schmackhaftigkeit und Mineralstoffgehalte auf. Diese Kräuter können die Futteraufnahme verbessern. Allerdings sind sie nicht sehr ausdauernd.
Beim Einsatz trockentoleranterer Gräser ist aber zu beachten, dass diese nicht die Futterqualität des Deutschen Weidelgrases erreichen können – aber auf Trockenstandorten geht es primär um Ertragssicherheit und -stabilität.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die eingesetzten Gräser nicht nur trockentolerant sind, sondern auch in ihren sonstigen Eigenschaften (z. B. Winterhärte) zum Standort passen müssen. Mit besonderer Winterhärte (für Mittelgebirgslagen) zeichnen sich vor allem Wiesenlieschgras, aber auch Wiesenrispe, Wiesenschwingel, Knaulgras oder Rohrschwingel aus. Auf Moorstandorten ist eine hohe Toleranz gegenüber Kahl- und Wechselfrösten gefragt (siehe Sortenprüfungen).
Ackerfutter ins Grünland?
Um Ertragsausfälle durch Trockenheit zu kompensieren, wird die Ansaat von Ackerfuttergräsern ins Dauergrünland diskutiert. Doch Welsches oder Einjähriges Weidelgras sind nicht ausdauernd und deshalb für Dauergrünland ungeeignet. Ackerfuttergräser sind auch deshalb kritisch, da sie früher schnittreif sind als die Grünlandgräser (schwierig richtigen Schnittzeitpunkt zu finden).
Um jedoch nach extremen (!) Dürrephasen einer Futterknappheit entgegenzuwirken, könnte man z. B. ein Einjähriges Weidelgras als „Ammengras“ einsäen (nicht mehr als 12 kg/ha, nur im Frühjahr). Nach der Nachsaat in einen lückigen Bestand geht der Anteil im nächsten Frühjahr (durch mangelnde Winterhärte) am Einjährigen Weidelgras schnell zurück und es wird Licht für den eigentlichen Bestand geschaffen. Hierbei muss aber zeitnah darauf geachtet werden, diese Lücken mit ausdauernden, erwünschten Arten zu füllen. Schwierig ist es in Niederungslagen, da hier durch milde Winter die Ackerfuttergräser nur sukzessive verschwinden.
Quelle: Hubert Kivelitz, Dr. Gerhard Riehl, Tammo Peters, Dr. Jonas Weber
Ist Bastard-Raygras ein Problem im Dauergrünland?
Im Dauergrünland findet man auch vermehrt Bastard-Raygras (siehe Fotos unten; Kreuzung aus Dt. Weidelgras und Welschem Weidelgras). Der Grund: Es ist in Ackerfuttermischungen zu finden, sodass es, im Dauergrünland eingesetzt, aber auch über „Verschleppungen“, überhandnehmen kann.
In der Regel ist Bastard-Raygras nicht winterhart. Durch die milden Winter kann es sich mancherorts jedoch stärker ausbreiten. Kommt es dann zu sehr strengen Wintern verschwindet das Bastard-Raygras wieder und hinterlässt massive Lücken im Bestand. Außerdem ist es deutlich früher reif als andere Arten. Wird es deshalb zu spät geerntet, kommt es zum Versamen, sodass die Folgen eine natürliche Nachsaat und damit eine dominante Ausbreitung sind.
Um dies zu verhindern, sollten Ackerfuttermischungen im Dauergrünland nur als Ausnahme nach extremen Dürrephasen (siehe oben) bei Futterknappheit eingesetzt werden. Werden Bastard-Raygras betonte Bestände gemäht, sollten die Mähwerke gereinigt werden, um eine Verschleppung der Samen ins Dauergrünland zu verhindern.
Quelle: eigene Recherche, topagrar Österreich