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Gänsefraß: Grundfutter ist immer knapp

Futterknappheit kennt Arend Smit nicht erst seit den Dürrejahren, denn Gänse fressen jährlich mehr als einen Grünlandaufwuchs. Jeder Schnitt zählt!

Jedes Jahr fehlt der Schumacher GbR in Ostfriesland (200 Kühe, 112 ha Grünland, 3 ha Mais) ein Grünlandschnitt, weil tausende Nonnengänse von September bis April ihre Wiesen abgrasen. Der Milchkuhbetrieb liegt im Rheiderland, nahe der Emsmündung in die Nordsee, wo jährlich 120.000 Gänse überwintern. „Wir müssen damit leben, dass die Gänse bei uns fressen“, sagt Betriebsleiter Arend Smit.
Zusätzliche Futterverluste können wir uns nicht leisten.“
Arend Smit
Damit sie trotz der immer knappen Grundfuttersituation möglichst wirtschaftlich Milch produzieren können, arbeitet das Team der GbR stetig an effizienten Maßnahmen in Futterbau, Fütterung und Herdenmanagement.

Einen vollen Schadensausgleich gibt es nicht

Es gilt jeden Aufwuchs bestmöglich aufzuziehen, einzubringen und einzusetzen. Denn sie erhalten zwar Gelder dafür, dass sie die Gänse vom 1. November bis 31. März auf ihren Flächen in Ruhe lassen, diese gleichen den tatsächlichen Schaden aber nicht aus.
Und sind an Kriterien gebunden, die die Bewirtschaftung zusätzlich zur Düngeverordnung einschränken. So dürfen sie vor dem 1. April jeweils nur auf 50 Prozent der Gänseäsungsfläche Gülle ausbringen, auf der anderen Hälfte dann 14 Tage später.
Um die knappe Zeit zur Frühjahrsdüngung besser nutzen zu können, plant Arend Smit die Gülle zu separieren: „Die feststoffarme Gülle infiltriert und wirkt durch den hohen Ammonium-N-Gehalt schneller.“
Mehr zum Thema Gülleseparieren: Gülle separieren – wann und wie?

Hoher Pflegeaufwand für das Grünland

Nonnengänse fressen im Vergleich zu Graugänsen besonders aggressiv. Zudem hinterlassen sie viel Kot. (Bildquelle: Berkemeier)

In Trupps von Hunderten fressen die Gänse das Gras auf unter zwei Zentimeter Halmhöhe ab. Zudem verschlemmen und verkoten sie den Boden. „Eine jährliche Nachsaat muss sein,“ berichtet Arend Smit.
Seit zwei Jahren etabliert er Futter-Rohrschwingel in die Grasnarben. Weniger wegen dessen Trockentoleranz, sondern weil er den Gänse nicht so gut schmeckt wie Weidelgras. 
Der Pflegeaufwand für unser Grünland ist durch die Gänse sehr hoch.“
Arend Smit
Neuansaaten sind besonders schwer. „Damit diese den Gänsefraß überhaupt flächig überstehen, versuchen wir möglichst früh zu sein. Das widerum kostet uns den wertvollen vierten oder fünften Schnitt dieser Fläche. Und die Aussaatstärken müssen doppelt hoch gewählt werden.”

Der weidelgrasbetonte Grünlandbestand (rechts) wurde von den Gänsen abgegrast (Foto: 14.04.2021). Der rohrschwingelbetonte Aufwuchs (links), wird von den Gänsen verschmäht. (Bildquelle: Berkemeier)

Den 1. Schnitt als Reinigungsschnitt …

Der Gänsefraßschaden im ersten Aufwuchs macht im Schnitt der Jahre 60 Prozent aus. Dabei sind manche Flächen wenig betroffen, manche verzeichnen einen 100 %igen Ertragsausfall. Trotzdem mäht das Team der Schumacher GbR Anfang Mai alle Flächen – gegebenenfalls als Reinigungsschnitt, damit der nächste Aufwuchs gleichmäßig frisch wächst.
Verluste im Silo verhindern sie, in dem jeder Schnitt in 24 Stunden, durch eine passend ausgelegte Häckselkette sicher verdichtet und mit einem, nach Presssaftanalyse ausgesuchtem Siliermittel behandelt, im Fahrsilo liegt.

Silierung und Lagerung der Silagen sind so organisiert, dass es keine weiteren Verluste gibt. (Bildquelle: Berkemeier)

Mehr zum Thema Silomanagement gibt es auf unserer Themenseite Grassilage und Grassilieren.

Die Silagen sind für die laktierenden Kühe vorbehalten

Grassilage ist rar, also wird sie von Arend Smit sehr gezielt in der Herde eingesetzt. Sie ist in erster Linie für die melkenden Kühe vorbestimmt, sie erhalten eine Kompakt-TMR.
Die Trockensteher bekommen dagegen Stroh pur und ein speziell mineralisiertes Kraftfutter und die Kälber bis zum fünften Lebensmonat eine TrockenTMR. Die Ration der älteren Rinder ist strohbetont.
Die Nachzucht wird insgesamt sehr gezielt knapp gehalten. Arend Smit arbeitet bei den Kühen mit 70 % Fleischrassebesamungen. Bei Anpaarung und Selektion nutzt er die Genotypdaten seiner Herde.

Arend Smit setzt auf wenig, dafür sehr gezielt ausgewählte Nachzucht. (Bildquelle: Berkemeier)

Futterzukauf muss sein, doch die Milchleistung muss aus dem Grundfutter kommen!

Pressschnitzel, Silomais und Stroh kauft die Schumacher GbR jährlich zu. Die vergangenen Dürrejahre und die Mäuseplage in 2019/20 haben hier zu Buche geschlagen.
„Die Menge an Kraftfutter halten wir jedoch immer stabil,“ sagt Smit. „Die Kühe müssen aus dem Grundfutter melken, denn sie müssen alt werden!“
5.000 kg Milch Grundfutterleistung bei 11.200 kg Herdenschnitt, 76  Monate Durchschnittsalter und 50.000 kg Abgangsleistung zeigen, dass Arend Smit mit Maßnahmen agiert, die gut durchdacht sind!
#milchmacher-Aktionsangebot im Überblick auf www.elite-magazin.de/milchmacher

Arend Smit füttert grasbetonte Kompakt-TMR an seine laktierenden Kühe. Eine hohe Futtereffizienz, Tiergesundheit und Grundfutterleistung sind das Ziel. (Bildquelle: Berkemeier)

Die Aktion #milchmacher

Fehlende Flächen, wenig Niederschlag, Arbeitskräftemangel … Die Probleme, mit denen sich Milch­erzeuger auseinandersetzen müssen, sind vielfältig. In unserer Reihe Elite #milchmacher stellen wir Milcherzeuger vor, die die alltäglichen Heraus­forderungen angehen. 

#milchmacher ist eine Berichtsreihe, die monatlich eine/n Milcherzeuger/in und ihre/seine Konzepte vorstellt. (Bildquelle: Elite)


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