Fliegenbekämpfung

Fliegenbekämpfung auf der Weide

Fliegen, Stechmücken und Bremsen auf der Weide bedeuten Stress. Sie können bei Kühen und Jungrindern für Leistungseinbußen sorgen. Wie kann man sie bekämpfen?

Bei warmem Wetter dauert der Entwicklungszyklus von Fliegen nur etwa 10 Tage. Jede erwachsene Fliege kann in ihrem Leben bis zu 700 Eier legen. Dabei sind für Kühe und Jungrinder vor allem die Stubenfliege, die Gesichts-/Augenfliege, die Euterfliege, die Hornfliege/kleine Weidestechfliege sowie der Wadenstecher/-beißer relevant.

Welche Fliege überträgt was?

  • Stubenfliegen (Musca domestica) übertragen Bakterien wie E.coli, Kryptosporidien, Campylobacter über Lecken bzw. Saugen sowie ihren Kot. 

  • Gesichts-/Augenfliegen (Musca autumnalis) lecken Sekret und Blut an Augen, Nase und Wunden und können dabei den Erreger Moraxella spp. übertragen, welcher die Augenerkrankung „Pink eye“ (auch Äugler genannt) hervorruft.

  • Die Euterfliege (Hydrotaea irritans) lebt von proteinarmen Sekreten wie Tränenflüssigkeit, Schweiß, Speichel, Wundsekret und kann die sog. Sommermastitis durch Übertragung Trueperella pyogenes verursachen.

  • Die Hornfliege/ Weidestechfliege (Haematobia irritans) ist ein spezifischer Rinderektoparasit, der teils zu Tausenden kopfüber auf dem Rücken und an den Hornanlagen der Kühe sitzt. Sie verursacht durch massenhaft schmerzhafte Stiche teils hohe Milchverluste von 25 bis 50%. 

  • Der Wadenstecher/-beißer (Stomoxys calcitrans) ist ein Blutsauger, der mit dem Kopf nach oben bevorzugt an den Gliedmaßen der Rinder sitzt. Auch ihr Befall kann mit einer Reduktion der Milchleistung um bis zu 20% einhergehen. Zudem übertragen sie bovine Virusdiarrhoe oder Besnoitia besnoiti, welche Fruchtbarkeitsstörungen, Leistungsminderung sowie Hautschäden verursachen kann. 

Larvenbekämpfung ab Frühjahr im Stall

Um die Fliegenpopulation im Griff zu halten, gilt es die Larven ab Frühjahr im Stall zu bekämpfen. Denn die feuchte Mischung aus Kot und Einstreu oder anderem organischem Material sind ideale Brutstätten für die meisten Fliegenarten. Häufiges Misten und das Spülen des Güllekanals können Abhilfe schaffen und die Larven an ihrem Wachstum hindern. Der Einsatz von Güllefliegen oder Raubwespen ist laut Jonas Heller vom Tiergesundheitsdienst Bayern e.V nur bedingt hilfreich und sollte keinesfalls mit Insektiziden oder Larviziden gemischt werden.

 

Weide: Ohrclips und Pour-on-Mittel gegen adulte Fliegen

Gegen adulte Fliegen helfen schließlich nur noch insektizidhaltige Fliegenohrmarken oder Pour-On-Mittel

Fliegenohrmarken bzw. Ohrclips haben den Vorteil, dass ihre allmähliche Wirkstofffreisetzung bei Hautkontakt Schutz für etwa vier bis fünf Monate bieten. Fliegenohrmarken müssen nur einmal angebracht werden: Entweder an der Ohrmarke der Kuh oder als zusätzliche Ohrmarke. „Es ist wichtig, dass die Fliegenohrmarke korrekt angebracht wird. 

Die Ohr-Clips zur Befestigung an der Ohrmarke müssen auf Rückseite des Ohres angebracht werden. Das Wirkstoffplättchen muss dabei nach hinten zeigen. Die Ohr-Clips, die als zusätzliche Ohrmarke eingezogen werden, sollten mit ein wenig Abstand zur eigentlichen Ohrmarke, etwa in der Mitte des Ohres, angebracht werden“, sagt Jonas Heller. Nur so könne der Wirkstoff auch dahin kommen, wo er hin soll. Werden sie falsch angebracht, können sich Kühe die Ohrmarke selbst ins Auge schlagen. Das Auge entzündet sich im schlimmsten Fall. 

Jungrinder stehen auf der Weide

Fliegenohrmarken schützen etwa für vier bis fünf Monate. (Bildquelle: Thiemann)

Die gängigen Fliegenohrmarken sind pyrethroidhaltig. Dabei gibt es zwei Präparate auf dem Markt mit den Wirkstoffen Permethrin oder Cypermethrin. Die Wirkstoffe sind abschreckend und haben teilweise einen tödlichen Effekt auf Ektoparasiten.  

Bei der Applikation dieser Ohrmarken sollten Milcherzeuger ebenso wie beim Aufgießen eine Pour-On-Mittels zum Schutz der eigenen Gesundheit Handschuhe tragen. Im Gegensatz zu Fliegenohrmarken ist die Wirkungsdauer von Pour-On-Präparaten stark wetterabhängig. Sie wirken, bei gutem Wetter, etwa 4-5 Wochen. Besonders effektiv sind einige Präparate jedoch gegen die Euterfliege (Wirkstoff Deltamethrin) und Weidestechfliegen (Wirkstoff Cyfluthrin).  Außerdem ist bei der Applikation Folgendes zu beachten:

Ein Landwirt gießt ein Pour-On-Mittel über den Rücken einer Kuh

Um eine ausreichende Wirksamkeit zu erreichen und die Bildung von Resistenzen nicht weiter zu fördern, ist eine korrekte Dosierung anhand des Gewichts des Einzeltieres wichtig. (Bildquelle: Stracke)

  • Beim Aufgießen (Schädelbasis bis Schwanzansatz) darf es beim Weidegang mindestens 24 Stunden nicht regnen, damit das Präparat richtig wirkt.

  • Es darf nicht zu heiß sein, da sonst die Gefahr des Abschleckens durch andere Tiere besteht.

  • Die korrekte Dosierung anhand des Gewichts ist bei jedem einzelnen Tier wichtig, um eine ausreichende Wirksamkeit zu erreichen und die Bildung von Resistenzen nicht weiter zu fördern.

  • Es besteht Wartezeit auf essbares Gewebe sowie teilweise auch auf Milch.

  • Die Euterhaare der Kuh dürfen während und eine zeitlang nach der Applikation nicht abgeflammt werden (z.B. in Melkroboterbetrieben).

Die Tiere sind nach der Applikation möglichst lange von Gewässern fernzuhalten, da das Präparat toxisch auf Wasserorganismen wirken kann. Zudem weist Jonas Heller auf die möglichen negativen Auswirkungen auf Dunginsekten hin. Genauere Angaben seien in den Beipackzetteln der jeweiligen Produkte zu finden. Laut Herstellerangaben können die allermeisten Präparate bei tragenden Kühen appliziert werden. 

Ein Jungrind steht mit den Klauen in einer Pfütze

Mögliche Brutstätten, wie zum Beispiel feuchte Stellen rund um den Tränken, gilt es trocken zu legen. (Bildquelle: Stracke)

Weidemanagement

Neben einer Insektizidbehandlung ist es bei starkem Fliegenbefall empfehlenswert, die Tiere nur in den frühen, kühleren Stunden des Tages weiden zu lassen. Alternativ könne das Weidesystem von Tag- auf Nachtweide umgestellt werden. Zusätzlich sollten mögliche Brutstätten (z.B. feuchte Stellen rund um Tränken) auf der Weide trockengelegt werden. 

Zunehmend sollen auch junge Kälber schon auf die Weide. Ohne eine gute Vorbereitung und effiziente Parasitenkontrolle kann das allerdings schnell schief gehen. 

Lungenwürmer und Weidekokzidien

Neben den fliegenden Weideparasiten sollte man vor allem die Endoparasiten auf den Weiden nicht vergessen. Zu den wichtigsten Endoparasiten zählen Magen-Darm-Strongyliden (MDS) (z.B. Brauner Magenwurm), Weidekokzidien, Lungenwürmer und der Große Leberegel. Magen-Darm-Strongyliden können zu Magen-Darm-Entzündungen und Durchfall führen. Tiere, die zum ersten Mal auf der Weide sind, sind besonders betroffen. Der Verlust an Lebendgewicht kann enorm sein. 

Von Lungenwürmern können hingegen neben den Jungtieren auch Milchkühe betroffen sein. Deutliche Anzeichen sind Husten und Nasenausfluss. Im schlimmsten Fall haben die Tiere Atemnot und können bei zu später Behandlung sogar daran sterben.

Weidekokzidiose zeigt sich durch schaumig-wässrigen Durchfall und daraus resultierendem Gewichtsverlust. Um den Verdacht zu bestätigen, kann eine Sammelkotprobe von etwa 10% der Herde im Verlauf von zwei bis drei Tagen im Labor untersucht werden. In der Regel ist die Krankheit selbstlimitierend und muss nicht zwingend behandelt werden, da sich der Dünndarm schnell erholt.

Um die Verbreitung von Endoparasiten zu verringern, dienen folgende prophylaktische Maßnahmen:

  • Häufiger Weidumtrieb mit 60 Tagen Weideruhe.

  • Anpassung der Besatzdichte.

  • Kalkstickstoff zur Schädigung der Eier und Larven spätestens 3 Wochen vor Weidestart ausbringen.

Tierarzt Jonas Heller, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V, Kristin Resch 

Mit der richtigen Platzierung und Technik lässt sich der Schmerz beim Einziehen der Ohrmarken reduzieren und die Wundheilung verbessern.

Viele Betriebe haben in den vergangenen Jahren in Ventilatoren investiert. Doch reicht die Anzahl der Lüfter und ihr Standort aus, um alle Kühe zu kühlen?


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