Beim Blick in die Sortenratgeber, bei den vielen unterschiedlichen Maissorten wird klar: Mais ist nicht gleich Mais. Die vielen sortenbeschreibenden Kennzahlen erleichtern die Entscheidung, die richtige Sorte zu finden, nicht unbedingt. Klar ist, dass die Sorte zum Standort passen muss, weshalb standortspezifische Parameter wichtig sind. Dazu kommen noch eine gute Standfestigkeit und eine geringe Bestockungsneigung. Je nach Standort sind auch Eigenschaften wie eine zügige Jugendentwicklung, eine...
Beim Blick in die Sortenratgeber, bei den vielen unterschiedlichen Maissorten wird klar: Mais ist nicht gleich Mais. Die vielen sortenbeschreibenden Kennzahlen erleichtern die Entscheidung, die richtige Sorte zu finden, nicht unbedingt. Klar ist, dass die Sorte zum Standort passen muss, weshalb standortspezifische Parameter wichtig sind. Dazu kommen noch eine gute Standfestigkeit und eine geringe Bestockungsneigung. Je nach Standort sind auch Eigenschaften wie eine zügige Jugendentwicklung, eine Kälte- und/oder Trockentoleranz wichtig.
Die entscheidenden Parameter in der Maissortenwahl für Kühe
In Milchkuhbetrieben spielen fütterungsspezifische Parameter des Mais eine besondere Rolle. Denn mit der Maissortenwahl werden bereits die Weichen gestellt für die spätere Grundfutterzusammensetzung der Ration. Einige wichtige Kennzahlen, die bei der Auswahl von Maissorten berücksichtigt werden sollte sind: der Stärkegehalt, der Rohfaseranteil, die Verdaulichkeit und der ELOS -Wert.
- Stärkegehalt: Bei der Maispflanze sitzt die Stärke im Kolben. Die einzelnen Maissorten weisen deutliche Unterschiede in ihren Stärkeanteilen auf. Ein hoher Stärkegehalt in der Ration führt in der Regel zu einer höheren Futteraufnahme. Je mehr Trockenmasse die Kuh aufnimmt, desto mehr Energie hat sie zur Verfügung, was letztlich höhere Milchleistungen erwarten lässt. Zu viel schnell verdauliche Stärke kann im Pansen aber zu einem kritischen Absinken des pH-Wertes führen und das Risiko einer Azidose erhöhen. Deshalb sollte die Ration immer ausgeglichen gestaltet sein und ausreichend Struktur enthalten.
- Rohfaseranteile: Während die Stärke im Kolben sitzt, befindet sich die Rohfaser vorwiegend in der Restpflanze. Die Rohfaser ist ein Zellwandbestandteil, sie besteht aus den verdaulichen Rohfaseranteilen wie Zellulose und Hemizellulose (Pentosane, Hexosane) sowie den unverdaulichen Anteilen wie Lignin. In der Zusammensetzung und den Anteilen unterscheiden sich die einzelnen Maissorten stark – die Verdaulichkeit der Faser (NDF) schwankt zwischen 20 % und 80 %.
- Verdaulichkeit: In den letzten Jahrzehnten wurde in der züchterischen Arbeit vermehrt Augenmerk auf die Erhöhung der Restpflanzenverdaulichkeit, genauer gesagt auf die Erhöhung der Pansenabbaubarkeit der Neutral-Detergenzien-Faser (NDF), gelegt. Daraus haben sich neue Sortentypen entwickelt, die in mehreren Untersuchungen eine deutlich höhere NDF-Abbaubarkeit bzw. -Verdaulichkeit als konventionelle Sorten aufwiesen. Die Zucht auf hohe Restpflanzenverdaulichkeit führte jedoch zum Teil zu Rückgängen im Ertrag oder im Stärkegehalt. Weiter wurden auch Sorten gezüchtet, welche durch eine verlangsamte Abreife der Restpflanze charakterisiert sind. Diesbezügliche Versuche zeigten, dass sich diese Sorten im Futterwert der Maissilage nicht von konventionellen Sorten unterscheiden (mehr dazu siehe unten: Stay Green Sorten).
In mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass eine hohe NDF-Abbaubarkeit der Maissilage positive Auswirkungen auf die Futteraufnahme und Milchleistung von Kühen hat. Der Grund dafür ist, dass eine hohe NDF-Abbaubarkeit zu einer hohen Abbaurate bzw. Passagerate des Futters im Pansen führt. Eine rasche Abnahme der Pansenfüllung ist die Voraussetzung dafür, dass Rinder wieder frisches Futter aufnehmen können. Zur Erreichung einer hohen Futteraufnahme und Milchleistung empfiehlt sich der Einsatz von Sorten mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit. Zu beachten ist jedoch, dass Verdaulichkeit bzw. „Pansenabbaubarkeit“ der Maissilage auch durch die Wahl des Erntezeitpunkts und die Witterung während der Ernteperiode beeinflusst wird.
- ELOS-Wert (enzymlösliche organische Substanz): Dieser Wert gibt den Energiegehalt der Maispflanze an. Der Gehalt ist umso höher, je größer die Gesamtverdaulichkeit der Maissorte ausfällt. Denn die Energie kommt nicht ausschließlich aus der Stärke in den Maiskörnern, sondern auch aus der verdaulichen Zellwand. Der Wert ist daher immer im Verhältnis zu dem Stärkegehalt der Maissorte zu betrachten. Bei einem hohen ELOS-Wert und einem niedrigen Stärkegehalt ist die Verdaulichkeit der Restpflanze hoch. Ist der Stärkegehalt bei ähnlichem ELOS-Wert höher, dann ist die Restpflanzenverdaulichkeit entsprechend niedriger. Sorten mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit können durchaus ein gleiches Potential für energiereiche Maissilagen liefern.
Stay Green Sorten mit Vorteilen
Je länger die Maispflanze reift, desto intensiver die Stärkeeinlagerung, desto geringer die Rohfaserverdaulichkeit. Stay-green Sorten bieten eine gute Balance zwischen Verdaulichkeit und Stärkegehalten. Diese Sorten zeichnen sich aus durch:
- eine gute Silierfähigkeit
- ein hohes Ertragspotential
- ein weites Erntezeitfenster
- eine gute Standfestigkeit
- eine höhere Siloreifezahl im Verhältnis zu Körnerreifezahl (z.B. S250/K220)
- eine grün bleibende Restpflanze
- eine bessere Verdaulichkeit und Schmackhaftigkeit
Fazit: Sorte nach Futterration auswählen
Die Wahl der Sorte sollte je nach Rationsgestaltung – eher gras- oder maisbetont – geschehen. So kann die Balance zwischen Stärke- und Rohfasergehalt bereits bei der Sortenwahl für die Milchkuh positiv beeinflusst werden.
- In einer grasbetonten Ration ist zumeist wenig Stärke enthalten, hingegen aber ausreichend Struktur. Bei der Wahl der Sorte sollte daher auf einen höheren Stärkegehalt geachtet werden.
- In einer maisbetonten Ration mit über 60 oder 70 % Maissilageanteil ist viel Stärke vorhanden. Daher sollte bei der Sortenwahl auf eine möglichst hohe NDF-Verdaulichkeit (Struktur) geachtet werden. Sorten mit einem niedrigeren Stärkegehalt und guter Rohfaser(NDF)-Verdaulichkeit sind empfehlenswert.
Eine vollständige Liste der eingetragenen Maissorten stellt das Bundessortenamt jährlich zur Verfügung. Die aktuelle beschreibende Sortenliste finden Sie
hier.
In diesen Tagen geht vielerorts die Maisaussaat los. Damit der Mais optimal wächst und gedeiht, sollten Sie auf einige Dinge achten. Zehn wichtige Tipps.