In der kalten Jahreszeit bildet sich öfters eine Schaumdecke über der Gülle. Gelangt dieser Schaum über die Spalten in den Laufbereich der Tiere, wird die Lauffläche zunehmend feuchter. Als Folge verschmutzen die Kühe häufiger, das Infektionsrisiko für Mortellaro steigt. Folgen sind lahme Kühe mit einer rückgehenden Futteraufnahme, sinkender Milchleistung und weitere Folgen wie eine schlechte Fruchtbarkeit. Wir haben mit Experte Roland Schulze Lefert gesprochen, was bei akuten Problemen...
In der kalten Jahreszeit bildet sich öfters eine Schaumdecke über der Gülle. Gelangt dieser Schaum über die Spalten in den Laufbereich der Tiere, wird die Lauffläche zunehmend feuchter. Als Folge verschmutzen die Kühe häufiger, das Infektionsrisiko für Mortellaro steigt. Folgen sind lahme Kühe mit einer rückgehenden Futteraufnahme, sinkender Milchleistung und weitere Folgen wie eine schlechte Fruchtbarkeit. Wir haben mit Experte Roland Schulze Lefert gesprochen, was bei akuten Problemen zu tun ist, was zu beachten ist und wie sich der Schaum im nächsten Jahr verhindern lässt.
Wieso entsteht Gülleschaum?
Die Schaumbildung der Gülle hängt von zwei Faktoren ab: Zunächst braucht es für die Bildung Tenside. Diese entstehen bei einer bakteriellen Fehlgärung der Gülle und setzen die Oberflächenspannung runter. Vor allem in Güllekellern sieht Experte Roland Schulze Lefert häufig eine Schaumdecke. Im Außenbecken jedoch nicht. Gerade Anfang des Jahres sind die Lager oft sehr voll. Durch den täglich hinzukommenden Kot und Harn sowie die isolierende Wirkung des umgebenden Erdreichs sind die Temperaturen in Güllekellern meist höher als in den Außenlagern. Dieses schafft optimale Bedingungen für gasbildende Bakterien, die durch ihre eigene Prozesswärme die Gülle weiter erwärmen und so den Prozess der Gasbildung weiter verstärken. Begünstigt wird eine stabile Schaumbildung außerdem durch einen hohen Trockensubstanz- und Feinpartikel-Gehalt der Gülle.
Die Bakterienaktivität wird durch hohe Restnährstoffe in der Rindergülle gefördert. Vor allem bei hochenergetischem Futter erhöht sich die Passagerate und es kann schneller zu einer unzureichenden Verdauung der Nährstoffe kommen. Diese unverdauten Anteile bieten den Bakterien eine gute Lebensgrundlage. Häufig finden sich erhöhte Gehalte an pansen- und darmstabilen Fetten sowie kurzkettigen unverdauten Faserstoffen in den schäumende Güllen.
Die Schaumentwicklung bei Gülle sollte man als Aufruf sehen und die Fütterungseffizienz und Grundfutterqualität in den Fokus nehmen.
Roland Schulze Lefert
Der Schaum kommt hoch
Die Erst-Maßnahme sollte dem Experten zufolge immer das Rühren der Gülle sein. Dabei wird der Schaum nie ganz verschwinden aber eine Reduktion der Schaumbläschen wird erreicht. Vorsicht: Da der Schaum neben CO2 auch erhebliche Mengen Methan sowie andere Schadgase enthalten kann sollten beim Aufrühren schäumender Gülle alle Zündquellen aus dem nahen Umfeld des betroffenen Güllekanals entfernt, der betroffene Gebäudeteil ausreichend belüftet und stets für eine ausreichende Absicherung der im Gebäude arbeitenden Personen gesorgt werden.
Um die Wiederbildung kurzfristig einzudämmen kann der Einsatz von pflanzlichen Ölen Abhilfe schaffen. Jedoch ist der Einsatz teuer (etwa 1 Liter Öl auf 1 Quadratmeter Schaumdecke) und nur maximal eine Woche wirkungsvoll.
Als eine langfristige Lösung gegen die Schaumbildung bietet es sich an, Kalkstickstoff oder Alzogur einzusetzen. Ersteres bildet bei Zugabe zur Gülle das Bakteriengift Cyanamid. Letzteres beinhaltet das Gift. Dadurch werden die für die Fehlgärung verantwortlichen Bakterien abgetötet. Achtung: Das Bakteriengift Cyanamid kann auch die Bakterien einer Biogasanlage abtöten. Daher die Gülle frühstens nach 14 Tagen, besser erst nach vier Wochen, in einer Biogasanlage einsetzen.
Beim Einsatz von Kalkstickstoff beachten, dass geltende Dünge- und Wasserechtregeln eingehalten werden. Zudem ist Kalkstickstoff ein Düngemittel und muss in der Düngebilanz miteinberechnet werde. Prüfen Sie vorher ob ein Einsatz möglich ist.
Stellschrauben für die nächste Saison
Bei Problemen mit der Entwicklung von Gülleschaum sollte primär die Fütterung optimiert werden. Zu viele unverdaute Nährstoffe werden ausgeschieden. Das kann schnell beim Einsatz von frischem Mais passieren. Tipp: Das Maissilo mindestens acht Wochen verschlossen silieren lassen. Die Silierung fördert die Verdaulichkeit und macht die Stärke für die Kühe verfügbarer. Sowohl bei Gras- als auch bei Maissilage lohnt der Blick auf den optimalen Erntezeitpunk und den Einsatz von Siliermitteln. Hierdurch kann eine deutlich bessere Verdaulichkeit des Faseranteils erreicht werden, was ebenfalls zur Senkung des Risikos der Schaumbildung beiträgt. Außerdem fördern Futtermittel mit hohen Fettgehalten (Rapsexpeller, Rapskuchen, oder ähnliche) eine Schaumdecke. Hier sollte überlegt werden, ob diese Komponenten ausgetauscht werden. Der Wechsel zu teureren aber verdaulicheren Komponenten kann die Schaumbildung reduzieren und die daraus resultierenden Nachteile für die Kühe verhindern.
Zusätzlich empfiehlt Roland Schulze Lefert den betroffenen Güllekeller im Frühjahr möglichst komplett zu entleeren und dann prophylaktisch Alzogur einzusetzen: „Der geringere Füllstand lässt deutlich geringere Einsatzmengen zu“, sagt der Experte. Dadurch werden die gasbildenden Bakterienstämme abgetötet und es kann sich ein neues biologisches Gleichgewicht einstellen.
Das könnte Sie außerdem interessieren:
- Nährstoffe aus Gülle bestmöglich nutzen: Die hohen Preise von Mineraldüngern machen die Nährstoffe aus den betriebseigenen Düngern umso wertvoller. Tipps zum möglichst verlustarmen Einsatz von Gülle.
- Nährstoffversorgung auf den Punkt: Verlustarm füttern bleibt ein Schlüsselfaktor, um hohen Kraftfutterkosten entgegenzuwirken. Wir zeigen anhand eines Milchkuhbetriebes, wie das gehen kann.