Automatische Melksysteme sind keine Selbstläufer. Damit die Herde gesund und leistungsstark bleibt, bedarf es eines genauen Managements im Stall. Welche kritischen Kontrollpunkte sind dabei besonders wichtig? Tipps dazu gab es beim diesjährigen Elite AMS-Herdenmanager-Kurs.
Hygienische „Problemzonen“ kennen
Um Fehler zu vermeiden bzw. frühzeitig aufzudecken, sollte zu den Arbeitsroutinen gehören, den Melkroboter regelmäßig auf Schwachstellen in punkto Eutergesundheit zu...
Automatische Melksysteme sind keine Selbstläufer. Damit die Herde gesund und leistungsstark bleibt, bedarf es eines genauen Managements im Stall. Welche kritischen Kontrollpunkte sind dabei besonders wichtig? Tipps dazu gab es beim diesjährigen Elite AMS-Herdenmanager-Kurs.
Hygienische „Problemzonen“ kennen
Um Fehler zu vermeiden bzw. frühzeitig aufzudecken, sollte zu den Arbeitsroutinen gehören, den Melkroboter regelmäßig auf Schwachstellen in punkto Eutergesundheit zu untersuchen. Dr. Friederike Reinecke (Regierungspräsidium Gießen) gab deshalb Tipps, wo Risikofaktoren am AMS zu finden sind.
Da beim automatischen Melken im Schnitt 55 Kühe und mehr an einem Melkplatz gemolken werden, ist es umso wichtiger, ein Augenmerk auf die Melkhygiene zu legen. Folgende Einrichtungen am AMS sollten Sie regelmäßig betrachten:
- Bürsten: Bei Robotern, die die Euter mit Bürsten voreinigen, sollten diese regelmäßig auf Sauberkeit, Borstenstellung, Intaktheit und Borstenhärte kontrolliert werden. Auch die Dauer der Bürstenreinigung sollte geprüft werden. Um eine gute Sauberkeit zu garantieren, sollte man sich zwei Sets mit Bürsten anschaffen. Jede Woche auswechseln, die Bürsten mit Spülmittel und Wasser reinigen und trocknen lassen.
- Melkbecher: Werden die Zitzen im Becher gesäubert, sollte man sich diesen täglich anschauen. Ist er sauber und ist der Wassereinstrom ausreichend? Außerdem dürfen die Lochreihen am Becher nicht verstopft sein.
- Abdeckung der Zitzenbechereinheit: Hier kann sich hochgespritzter Schmutz ansammeln. Da die Abdeckung mit den Zitzengummiköpfen in Kontakt kommt, kann dieser Ort zur Bakterienschleuder werden. Deshalb regelmäßig von unten mit Wasser abspritzen.
Desinfektion muss stimmen
Neben der Kontrolle der „Problemzonen“ sollte, um das Risiko für Eutererkrankungen zu minieren, auch die Desinfektion der Melkbecher kontrolliert werden. Werden die Zitzengummis mit Dampf desinfiziert, sollte keine große Dampfwolke (falscher Sitz der Zitzengummis) zu sehen sein. Dann passt die Einstellung nicht, die Gummis werden nicht richtig desinfiziert. Bei einer nasschemischen Reinigung sollte regelmäßig die Dosierung des Mittels kontrolliert werden. Für die Kontrolle der Mischung Teststreifen nutzen.
Schwachstelle Arbeitsorganisation
Auch, wenn man nicht mehr selbst melkt, müssen doch alle rund um die Kuh anfallenden Arbeiten organisiert werden. Gerade bei der Arbeit mit Familienmitgliedern und Arbeitskräften liegt hier noch Konfliktpotential. Tipps, wie man Mitarbeiter und Aufgaben für einen besseren Betriebsablauf organisieren kann, gab es von Milcherzeuger Markus Hübers.
Er bewirtschaftet mit 3,2 Arbeitskräften einen Milchkuhbetrieb mit 320 Kühen in Rees (Nordrhein-Westfalen). Er setzt auf Strukturierung und Standardisierung der Arbeit, z.B. durch:
- Wochenplan: Im Stallbüro des Betriebs hängt eine große alte Schultafel. Dort werden nach dem Stundenplan-Prinzip alle anfallenden Aufgaben, die in der Woche anliegen, eingetragen. Feste Tage gibt es dabei z.B. für AMS reinigen, Reinigungsmittel am Roboter kontrollieren und Wiederkauverhalten beobachten. So wissen alle Mitarbeiter zu jeder Zeit, wann was erledigt werden soll.
- Standardabläufe: Für alle Standardabläufe haben Hübers und seine Mitarbeiter Arbeitsanweisungen (SOPs= Standard Operation Procedures) für die verschiedenen Bereiche im Betrieb entwickelt. Damit versuchen sie, Probleme schon vor dem Entstehen zu verhindern. Denn tritt etwas Unerwartetes auf, kostet das wertvolle Arbeitszeit und sprengt den Tagesablauf. Um zum Beispiel bei Frischabkalbern Stoffwechselprobleme zu verringern, werden alle Kühe vor der Kalbung je nach Laktation und Vorerkrankungen in Risikogruppen eingeteilt. Treten nach der Kalbung z.B. eine Metritis auf, gibt es für Risikogruppe einen eigenen Behandlungsplan. Auch so wissen alle Mitarbeiter Bescheid.
- Motivation: Damit alle Mitarbeiter mitziehen, spielt Motivation eine große Rolle. Markus Hübers motiviert seine Mitarbeiter u. A., indem er ihnen Verantwortung für bestimmte Bereiche überträgt.
Arbeitsstandards helfen uns dabei, dass zeitraubende Probleme gar nicht erst entstehen“
Markus Hübers, Milcherzeuger
Das Ergebnis: Mit dieser strukturierten Arbeit schafft er mit seinen Mitarbeitern eine stabile Herdengesundheit und sogar eine weitere Leistungssteigerung auf mittlerweile 11.600kg Milch pro Kuh und Jahr.
AMS Herdenmanager-Kurs: Theorie und praktische Workshops zur Schwachstellenanalyse
Das Erlernte anwenden konnten die Teilnehmer des AMS-Herdenmanager-Kurses dann im Anschluss an die verschiedenen Vorträge der Referenten. In Workshops schauten sich die Milcherzeuger und Herdenmanager die Fütterung, die Klauen- und Eutergesundheit auf einem Fleckviehbetrieb in Baden-Württemberg an und gaben dem Betriebsleiter im Anschluss ein umfangreiches Feedback über mögliche Veränderungen im Management.
Das ehrliche Feedback der Teilnehmer hat uns dabei geholfen, die Tagesleistung schon nach zwei Wochen um 2kg zu steigern.
Matthias Buck, Milcherzeuger, Baden-Württemberg
AMS-Herdenmanager 2022
Wir planen auch im nächsten Jahr einen Herdenmanager-Kurs speziell für AMS-Betriebe. Das genaue Datum und Anmeldemöglichkeiten finden Sie nächstes Jahr hier auf unserer Website. Alternativ können Sie sich
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