Agrarforschung: Jedem sein eigenes Süppchen?

Das nationale Tierwohl-­Monitoring verzögert sich, das Bundesprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz in der Landwirtschaft liegt auf Eis und der Bau von zwei innovativen Tierwohlställen ist abgesagt. Auch die Landwirtschaft muss helfen, Haushaltslöcher zu stopfen. Verständlich.

Dennoch wäre gute Praxisforschung aber auch in Zukunft noch möglich, wenn nicht jeder das Rad neu erfinden müsste. Warum leisten wir uns z. B. immer noch viele Versuche und Projekte doppelt und dreifach?

– Warum kochen viele landwirtschaftliche Insti­tutionen – selbst staatliche, die nicht im Wettbewerb stehen – immer noch ihr eigenes Süppchen?

- Ist nicht eine stärkere ­Kooperation der kompetenten Fachleute das Gebot der Stunde und obendrein mit einem höheren Praxisnutzen verbunden als die ständigen ­Alleingänge? Drei Beispiele: Klimacheck: Die Zahl der ­Projekte zur Bilanzierung des CO2-Ausstoßes von LKVs, ­Lehr- und Versuchsanstalten, Hochschulen und Molkereien ist schwer zu überschauen. Das gilt erst recht für ihre Vergleichbarkeit, da sie mit verschiedenen Rechentools arbeiten.

- Methan-Versuche: Von Kiel bis Aulendorf messen Wissenschaftler an mindestens drei Lehr- und Versuchsanstalten mit aufwendiger Technik, wie viel Methan Kühe ausstoßen und ob man mit einem ­Futtermittelzusatzstoff die Emissionen reduzieren kann.

- Tierwohl-Apps: Mindestens drei LKVs haben eine eigene Tierwohl-App als Instrument zur Eigenkontrolle in den ­Kuhställen entwickelt. Jede ­arbeitet anders und steht nur den Mitgliedern zur Verfügung, Schnittstellen Fehlanzeige.

Nur ein Ergebnis

Niemand bestreitet, dass man standortbedingte Unterschiede wie die Rasse, die Futtergrundlage oder die Betriebsstrukturen berücksichtigen muss. Aber allein der Aufwand an Zeit und Personal, der nötig ist, bis ein ordentlicher wissenschaftlicher Versuch in der Milcherzeugung an den Start gehen kann, ist immens. Dass es anders gehen kann, zeigte doch vor Jahren schon das Verbundprojekt ­„Optikuh“, an dem zahlreiche ­Institute länderübergreifend mitgearbeitet haben. Beein­druckender Nebeneffekt für die Praxis: Es gibt nur noch ein ­Ergebnis und nicht 16 ­verschiedene! Also weg mit dem föderalen Ehrgeiz!