Die letzten Schnitte vom Dauergrünland sowie die letzten bzw. ersten von Acker- und Kleegras im Spätsommer und Herbst sind nicht nur bei Futterknappheit interessant. Denn neben den möglichen Masseerträgen lassen sich durchaus gute Qualitäten für die Fütterung erreichen.
Die späten Aufwüchse profitieren von einer oft besseren Wasserversorgung, genau diese erschwert jedoch auch die Silierbedingungen – Tipps von den Silierexpertinnen Barbara Misthilger (LfL Bayern) und Dr. Susanne Ohl (LWK Schleswig-Holstein).
Späte Silagen - das Anwelken fördern
In den betreffenden Monaten September bis November sind die Bedingungen zum Anwelken schlechter als im Sommer (weniger Sonne, niedrigere Temperaturen, hohe Luft- und Bodenfeuchte durch Regen, Tau/Reif und Nebel).
Dazu kommt, dass sich die Aufwüchse im Ackerfutter wie auch im Dauergrünland bei intensiver Nutzung durch junges, blatt- und wasserreiches Material mit wenig Faser und hohen Eiweißgehalten (rein vegetatives Wachstum, die Bestände altern langsamer) charakterisieren. Dies führt mit dazu, dass längere Anwelkzeiten einzuplanen sind.
Erntetechnisch sollte man daher Folgendes anstreben:
- Die Bestände ohne Haftwasser zu mähen, denn der stehende Bestand trocknet besser ab als der liegende.
- Eine Schnitthöhe von mindestens 8 cm. Das erleichtert das Anwelken, reduziert den Erdeintrag, fördert den Wiederaustrieb und tendenziell höhere Energiegehalte. Bestände sollen fausthoch in den Winter gehen.
- Das Gras auf 30 % bis 35 % Trockensubstanzgehalt (TS) anzuwelken. Mähen mit Aufbereiter ist aufgrund des Verschmutzungsrisikos nur bei trockenen Bedingungen, dichten Grasnarben und keinen Maulwurf-, Wühlmaus- und Wildschweinschäden sinnvoll. Ansonsten ist es besser, mit einem gut eingestellten Wender zu arbeiten. Ideal ist eine Feldliegezeit von max. 24 h, nur bei zügigem Fortschritt des Anwelkgrades sind 36 h akzeptabel. Ist ein weiterer Trocknungserfolg dagegen unwahrscheinlich, ist eine zügige Ernte innerhalb von 24 Stunden sinnvoll, um die Veratmung des ohnehin nur begrenzt verfügbaren Zuckers zu stoppen.
Zur Sicherheit immer mit Siliermittel
Bei den späten Aufwüchsen verschlechtern gleich mehrere Eigenschaften ihre Siliereignung: Hohe Eiweißgehalte erhöhen die Pufferkapazität, wenige Sonnentage führen zu geringen Zuckergehalten, die höhere Umgebungsfeuchte erhöht das Verschmutzungsrisiko (hohe Rohaschegehalte, Eintrag von Clostridien) und der natürliche Besatz an Milchsäurebakterien (MSB) leidet unter niedrigen Temperaturen und viel Regen.
All das steigert das Fehlgärungsrisiko und so ist es angeraten, bei den späten Aufwüchsen immer Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 zur Verbesserung des Gärverlaufs einzusetzen. Dabei kommen je nach Bedingungen biologische oder chemische Mittel oder Kombipräparate in Frage.
- Im Bereich > 30 % TS bietet sich der Einsatz einer Mischung aus homo- und heterofermentativen MSB an, um nach Siloöffnung die aerobe Stabilität der Silage zu verbessern.
- Bei < 30 % TS können Mittel mit ausschließlich homofermentativen MSB vorteilhaft sein, denn heterofermentative MSB bilden unter Umständen in nassem Erntegut zu viel Essigsäure.
- Die "DLG Entscheidungshilfe Siliermittel" bietet eine gute Orientierungshilfe zur Auswahl des zur Situation passenden Siliermittels.
Mit Sickersaft rechnen
Aufgrund geringer TS-Gehalte und Anwelkerfolge ist das Austreten von Sickersaft wahrscheinlich. Es sollte eine dem TS-Gehalt angemessene Häcksellänge (tHL) bzw. Schnittlänge im Ladewagen gewählt werden. Sie sollte zwecks Verdichtung und Fütterung 40 mm tHL nicht überschreiten. Kurze tHL (< 20 mm) sind bei nassem (< 30 % TS), faserarmen Material riskant, sie geben zu wenig Gripp, Silostöcke können auseinanderrutschen.
Als Saugschicht unter der Silage kommt aus Kostengründen nur Häckselstroh von guter Qualität infrage.
Die Produktion von Ballensilage ist auch bei niedrigen TS-Gehalten (20 % bis 25 % TS) möglich. Für mehr Stabilität mehr Folienlagen und eine hochwertige Mantelfolie verwenden. Die Ballen sind immer schonend zu behandeln und sofort nach dem Wickeln stehend, nicht gestapelt und ohne Seitenkontakt auf befestigtem Grund einzulagern.
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Zeitige Nutzung, vor allem bei Rost
Auch wenn die späten Aufwüchse langsamer altern, hinsichtlich der möglichen Futterqualitäten und dem Aufwand-Nutzen-Faktor sollte bis zum Ende der Saison immer eine zeitige Nutzung erfolgen. Dafür spricht auch, dass der vierte bzw. fünfte Aufwuchs anfällig für Rostbefall sind. In Gefährdungslagen (oft bestimmte Flächen, die über die Jahre auffällig sind) sollten Aufwüchse zum Spätsommer idealerweise frühzeitig gemäht werden, bevor der Rost aufkeimt.
Spätestens bei beginnendem Befall ist es ratsam, den Aufwuchs wegen des hohen Vermehrungspotenzials der Pilze schnellstmöglich zur Silagebereitung zu nutzen. Mit zunehmender Befallsstärke nimmt der Futterwert des Grases ab und das ungewisse toxische Schadpotenzial durch die Rostpilze für die Tiergesundheit zu.
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