Das feuchte, unbeständige Wetter im Frühjahr hat in vielen Regionen zu mittelmäßigen Qualitäten geführt. Im ersten Schnitt fehlt vielfach Energie und die Rohaschegehalte sind zu hoch.
Der erste Schnitt ist mittlerweile durchsiliert und bundesweit liegen die ersten Analyseergebnisse vor. Wie sie im Einzelnen in den verschiedenen Bundesländern aussehen und welche Empfehlungen für die nächsten Schnitte sowie die Rationsgestaltung gegeben werden können, fragten wir bei den verschiedenen landwirtschaftlichen Beratungs- und Versuchseinrichtungen ab:
Zu nass und Energie fehlt
Im Labor der LKS GmbH in Sachsen, wo sehr viele Silageproben aus dem gesamten Bundesgebiet...
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Der erste Schnitt ist mittlerweile durchsiliert und bundesweit liegen die ersten Analyseergebnisse vor. Wie sie im Einzelnen in den verschiedenen Bundesländern aussehen und welche Empfehlungen für die nächsten Schnitte sowie die Rationsgestaltung gegeben werden können, fragten wir bei den verschiedenen landwirtschaftlichen Beratungs- und Versuchseinrichtungen ab:
Zu nass und Energie fehlt
Im Labor der LKS GmbH in Sachsen, wo sehr viele Silageproben aus dem gesamten Bundesgebiet untersucht werden, zeigte sich der 1. Schnitt 2023 gegenüber den Vorjahren mit im Mittel einem deutlich niedrigeren Trockenmassegehalt von 32,3 %. Damit liegt er im unteren Bereich des Optimums von 28 bis 35 %. Ein Teil der Proben war beim TS sogar extrem niedrig unter 25 %. Laut Dr. Wolfram Richardt, Leiter des Landwirtschaftlichen Untersuchungswesen bei der LKS GmbH, erhöhe sich damit die Gefahr der Fehlgärung. Außerdem nähmen dadurch technische Probleme, z.B. in dem der Silostock abrutscht, zu. Außerdem sei dann oft das Gärsäuremuster für einen guten Konservierungserfolg unbefriedigend. Rund 40 % aller Proben wiesen einen Milchsäuregehalt von unter 8 % auf. Umgekehrt bergen die Silagen mit über 40 % TS, die es 2023 durchaus auch gibt, eine höhere Gefahr für Nacherwärmung.
Beim Energiegehalt lagen die Silagen der LKS mit 6,1 MJ NEL/kg TS unter dem Optimum von 6,5 bis 6,8 MJ NEL/kg TS. Rund 17 % blieben unter 5,8 MJ NEL/kg TS. Die Rohproteingehalte waren mit durchschnittlich 151 g/kg TM auf dem Niveau der letzten Jahre, allerdings etwas zu niedrig. Beim Fasergehalt liegen die Mehrzahl der Proben im normalen Bereich, d.h. zwischen 20 und 28 % Rohfaser. Die NDF-Verdaulichkeit sieht Dr. Richardt nur bei 30 % der untersuchten Proben als zufriedenstellend an. Bei der Rohasche wurden mit 101 g/TM die höchsten Werte in den letzten fünf Jahren gemessen.
Demgegenüber ist die Gärqualität in den Silagen zum Teil aber bedenklich: 16 % der Proben wiesen einen schlechten bis sehr schlechten Siliererfolg auf. Das heißt, hier wurde Buttersäure gefunden.
Niedersachsen: Von guten Energiegehalten zwischen 6,0 und 7,1 MJ NEL berichtet Sönke Hinnemann, Fütterungsberater bei der Masterrind. Während die Rohfasergehalte beim 1. Schnitt passen würden, sei Rohprotein teilweise knapp, im Mittel wurden 14,5 % erreicht. Vor allem die frühen Schnitte zeigten auch gute Qualitäten: „Ich bin optimistisch, dass wir besseres Grundfutter als im letzten Jahr im Silo haben.“ . Beim 2. Schnitt seien wie in den Vorjahren die Faserwerte zu hoch. „Wir müssen darüber nachdenken, ob die Faustregel nach vier Wochen zu schneiden, in Zukunft noch sinnvoll ist. Die Bestände gehen mittlerweile früher in die generative Phase“, sagt der Berater. Durch den Regen würden mittlerweile auch die Mengen passen.
Aus über 250 Frischgrasproben ermittelte die LUFA Nord-West einen mittleren Trockensubstanzgehalt in den Silagen von 22,9 %. Im Mittel liegen die Rohproteingehalte bei 16,7 %, die Rohfaser bei 21,9 % und die Rohasche bei 8,5 % in der TM. Mit 6,7 MJ NEL dürften hier bundesweit noch mit die höchsten Energiegehalte gemessen worden sein. Sogar Silagen mit 7,5 MJ NEL/kg TS waren drin. Die Zuckergehalte unterlagen wie in den anderen Regionen auch großen Schwankungen von 5,1 bis 31,3 % in der TS.
Hohe Rohfasergehalte
In Hessen gibt es in diesem Jahr selbst beim optimalen Schnitttermin in der ersten Maiwoche keine Spitzensilagen mit mehr als 6,8 MJ NEL/kg TM, sagt Bernhard Reiß von der LLH-Fütterungsberatung. Nur die sehr früh geschnittenen Silagen würden zufriedenstellende bis hohe Energiegehalte, d.h. bis zu 6,5 MJ NEL/kg TM aufweisen. „Die ersten Rückmeldungen aus der Praxis von den Betrieben, die diese Silagen schon füttern, sind hier überwiegend positiv“, schildert Reiß. Das Mittel liege bei den 150 untersuchten Proben bei 5,9 MJ NEL. Die Spreizung der Werte sei noch größer als in den letzten Jahren. Protein sei mit 15,8 % im Mittel zufriedenstellend. Demgegenüber seien die Rohaschegehalte mit durchschnittlich 10,7% zu hoch. Vielfach fehle Zucker, der mittlere Gehalt liege bei 4,9 % in der TM. 21 % hätten weniger als 1 % Zucker: „Hier wird vielfach eine Rationsergänzung mit Zuckerrübenmelasse empfohlen.“ Weil die Bestände durch den Regen oftmals zu alt geworden sind, gehen die Rohfasergehalte oft schon über 28 %. Einzelne Silagen haben teilweise höhere Essigsäuregehalte.
Die Erntesaison 2023 zeigt durch sehr schwankende Nährstoffgehalte und Gärqualitäten einmal mehr, wie wichtig eine regelmäßige Futterbeprobung ist.
(Bildquelle: Christine Stöcker)
Früher Schnitt zahlt sich aus
Auch 2023 schnitten die frühen Silagen besser ab. Das zeigt sich auch an den Analyseergebnissen aus Rheinland-Pfalz. So wurden die 25 % energiereichsten Silagen nach den Auswertungen von Dr. Thomas Priesmann vom DLR Bitburg acht Tage früher gemäht als die 25 % energieärmsten. Der Unterschied zwischen dem oberen und unteren Viertel beträgt 1 MJ NEL. Im Mittel lagen die Energiegehalte bei 6,2 MJ NEL, in der Spitze bei 6,7 MJ NEL. Die Trockenmassegehalte liegen mit 364 g im gewünschten Bereich. Mit den Rohproteingehalten von durchschnittlich 144 g/kg TM kann man zufrieden sein, auch die Mengen würden passen. Die Rohfasergehalte sind mit 265 g/kg TM oberhalb des Zielkorridors von 230 bis 250 g/kg TM und auch die Rohaschegehalte sind mit 97 g/kg TM im Mittel deutlich höher als in den letzten Jahren. Die Restzuckergehalte sind mit 57 g/kg TM unter dem Zielwert von 80 g. Allerdings seien die pH-Werte mit 4,8 bei 364 g TM zu hoch. Vor diesem Hintergrund sei es besonders wichtig, die Silos mindestens 100 Tage lang durchsilieren zu lassen.
Aus dem Südwesten berichtet Silvia Schmid vom LAZBW in Aulendorf von enormen Schwankungsbreiten in allen Parametern der bisher 129 untersuchten Grassilagen. Allein die Trockenmassegehalte reichten zum Beispiel von 167 bis 494 g/kg FM. Beim Energiegehalt erzielten die Anfang Mai geschnittenen Silagen im Mittel Werte von 6,3 MJ NEL/kg TM, Ende Mai dagegen nur noch 5,7 MJ NEL/kg TM. Wer wetterbedingt später schneiden musste, war durch eine fortgeschrittene Verholzung der Bestände auch mit höheren ADFOM-Werten konfrontiert (202 bis 361 g/kg TM). Beim Rohprotein ergaben sich Werte von 134 g/kg TM bis 166 g/kg TM. Rohasche lag feuchtebedingt in einigen Fällen über dem Zielwert von 100 g/kg TM. Was die Gärqualität angeht, erzielten laut Silvia Schmid viele Silagen die gewünschte Ansäuerung nicht, da sie bezogen auf ihren Trockenmassegehalt über dem kritischen pH-Wert landeten.
Vorsicht Buttersäure!
In Bayern deuten sich in diesem Jahr mehr Probleme mit Buttersäure in den Silagen an. Aus Niederbayern berichten Berater zum Beispiel, dass in Silagen ohne Siliermittel Buttersäuregehalte von durchschnittlich 10,8 g/kg TM gemessen wurden. Maximal 3 g/kg TM wären noch akzeptabel. In Futterproben mit Siliermittel waren diese Werte deutlich niedriger. In Niederbayern wurden bereits 150 Proben untersucht. Auch hier sind die Energiegehalte mit im Mittel 6,10 MJ NEL für den ersten Schnitt zu niedrig. Die Trockensubstanz lag im Mittel bei 32,3 % wobei die Schwankungsbreite zwischen 19,3 und 52,4 % lag. Rohaschegehalte waren mit 109 g/kg TM ebenfalls überhöht. Die Rohfaser passt mit 23,3 % in der TM, Rohprotein liegt mit 15 % über dem Vorjahresschnitt.
Kurzschnitt bei Grassilage bietet viele Vorteile. Wie kurz man tatsächlich häckseln kann, bestimmen aber Gras und Technik. Tipps zu Ernte und Fütterung.