Silosanierung

Alles noch dicht? 

Der Silobelag ist angegriffen, platzt auf oder zeigt Risse. Was jetzt Schritt für Schritt zu tun ist, zeigt Dr. Hansjörg Nußbaum vom LAZBW Aulendorf. 

Für eine hochwertige Silagequalität müssen Silos dicht sein.
Eine regelmäßige Kontrolle ist Pflicht und Grundlage für die rechtzeitige Behebung von Mängeln.
Zur Sanierung darf nur zugelassenes Material eingesetzt werden.
Wichtig ist, dass die Bauteile mit Fugenmaterial und Beschichtung harmonieren.

Hansjörg Nußbaum

Wer bei der jährlichen Kontrolle der Silos Risse, Abplatzungen oder lose Fugen feststellt, muss handeln. Denn die Gärsäfte können die Betonarmierung angreifen und damit zu noch viel größeren Schäden führen. Wer hier zu lange wartet, riskiert, dass sich eine Sanierung womöglich nicht mehr lohnt. Die Ergebnisse der visuellen Bestandsaufnahme von Fugen, Wand- und Betonteilen, Rissen und Schächten im leeren Silo sollten dokumentiert werden. Vor allem Fugen unterliegen einem ständigen Verschleiß. Daher prüft man, ob die Fugenmasse noch komplett ist und an beiden Flanken haftet. Lose Fugen lassen Sickersäfte aus- und unerwünschte Luft eintreten. Bei Sickersaftbehältern ist die Bestandsaufnahme schwieriger. Eine Pegelmessung bzw. Innenbegehung ist insbesondere bei Leckagen sinnvoll oder wenn von Behörden der Nachweis der Dichtigkeit angeordnet wird.
Bei der Bewertung der Schäden muss unterschieden werden, ob es um die Stabilität und Lebensdauer des Bauwerks selbst (Baurecht), die Dichtigkeit bezüglich Sickersäften (Umweltrecht), die Sicherheit (Unfallverhütungsvorschriften) oder um die Silagequalität (vor allem Luftzutritt) geht. Stabile, dichte und abgesicherte Siloanlagen dienen allen Zielen. Bei der Entscheidung, ob sich eine Sanierung noch lohnt oder nicht, können Kernbohrungen und ­Materialprüfungen im Labor hilfreich sein. Die Bewertung kann durch einen Fach- oder Firmenberater bzw. einen Sachverständigen erfolgen.

Eine Kernbohrung: An den schwarzen Stellen ist Sickersaft ausgetreten. (Bildquelle: Nussbaum, Hansjörg)

Ablauf der Sanierung

Die eigentliche Sanierung läuft bei allen Betonbauteilen nach einem ähnlichen Schema ab. Zuerst werden alle losen Teile und Silagereste mittels verschiedener Strahlverfahren restlos entfernt. Infrage kommen meistens Sand- oder Kugelstrahler (Kosten rund 12 bis 15 €/m²), aber auch Hochdruck-Wasserstrahler (bis 2.500 bar) oder Fräsen. Danach muss freiliegende Armierung komplett entrostet und mit Rostschutz versehen werden. Nach einer Grundierung (Haftgrund) zieht man einen säurebeständigen Feinputz (kalkarme Zuschlagstoffe) auf, um Löcher oder Abplatzungen bzw. Unebenheiten zu schließen. Dafür sind geeignete Materialien verfügbar, die bei Fremdvergabe rund 25 bis 30 €/m² kosten. Über die glatte Oberfläche folgt eine Beschichtung, meistens mit einem weiteren, zuvor aufgebrachten Haftgrund. 

Die offene Armierung hat man gereinigt, entrostet und mit Rostschutz versehen. (Bildquelle: Nussbaum, Hansjörg)

Beton für Siloanlagen

Beton und Betonteile für Siloanlagen müssen nach DIN 11622 mit entsprechenden Expositionsklassen hergestellt werden, sowohl wenn vor Ort betoniert wird oder Fertigteile eingebaut werden. Silagesäfte sind sauer (pH-Wert bis unter 4,0) und stellen eine enorme Belastung für Beton dar. Der pH-Wert im Beton liegt normalerweise im alkalischen Bereich (über pH 12,5). Sinkt der pH-Wert in Folge von Carbonatisierung (Kalkumwandlung durch CO2-Eintritt) bzw. Säureangriff (mangelnde Betonüberdeckung bzw. Abbau der Alkalität durch Säureeintritt in Rissen und Abplatzungen) unter pH 10,0, geht der sogenannte passive Korrosionsschutz verloren.
Die Stahlarmierung rostet, dehnt sich dabei um den Faktor 9 aus und beschleunigt so die Rissbildung und größere Abplatzungen. Mechanische Angriffe (vor allem bei der Entnahme) und Wassereintritt (Frost) verstärken den Effekt. Beton für Silos muss daher zwingend nach DIN 11622 hergestellt werden (ohne zusätzliche Wasserzugabe auf der Baustelle), ein dichtes Porenvolumen aufweisen und eine gute Betonüberdeckung der Armierung haben. Nach dem Betonieren ist eine lange Aushärtezeit (über 4 Wochen) zwingend notwendig, damit der Beton stabil wird und bleibt.

Passendes Fugenmaterial

Fehlende Fugenmasse ist rasch zu erkennen, die fehlende Haftung an beiden Flanken weniger gut. Schon feine Risse zwischen Fugenmasse und Bauteil signalisieren den Sanierungsbedarf, weil eine nachträgliche Haftung nicht mehr herstellbar ist. In einem Zwischenschritt können defekte Wandfugen mit einer kompletten und stabilen Wandfolie überdeckt werden, bis die eigentliche Sanierung erfolgt. Wandfolien tragen auch bei dichten Wänden und intakten Fugen zu einer längeren Haltbarkeit bei. Loses Fugenmaterial wird komplett entfernt, ebenso lose Teile an den angrenzenden Bauteilen. Sind danach die Fugen zu breit, müssen die Bauteile zunächst aufgefüttert werden.
Gute Fugen weisen immer ein bestimmtes Verhältnis zwischen Breite und Tiefe auf, um mit passendem Fugenmaterial ­geschlossen werden zu können. In die nun vor­bereiteten Fugen kommt ein Füllmaterial (meist ein Kunst­stoffschlauch), damit sie gut gefüllt werden können und nur an zwei Flanken haften. Als Fugenmaterial dürfen nur durch das DIBt zugelassene Stoffe (Deutsches Institut für Bautechnik) eingesetzt werden, die zudem zu...


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