Ab dem Jahr 2023 gilt im Rahmen des Antibiotika-Monitorings die Verbrauchsmengen-Erfassung auch für Milchkuhbestände. Dann sind Tierärzte verpflichtet für die von ihnen betreuten Herden, Menge und Art des eingesetzten Arzneimittels sowie Behandlungs- und Wirktage über die HIT (Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere)-Datenbank regelmäßig zentral zu melden.
Maßnahmenpläne der Überwachungsbehörden
Wie in Mastrinderställen bereits üblich werden dann auch...
Ab dem Jahr 2023 gilt im Rahmen des Antibiotika-Monitorings die Verbrauchsmengen-Erfassung auch für Milchkuhbestände. Dann sind Tierärzte verpflichtet für die von ihnen betreuten Herden, Menge und Art des eingesetzten Arzneimittels sowie Behandlungs- und Wirktage über die HIT (Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere)-Datenbank regelmäßig zentral zu melden.
Maßnahmenpläne der Überwachungsbehörden
Wie in Mastrinderställen bereits üblich werden dann auch Milchkuhbetriebe anhand der gemeldeten Daten miteinander verglichen. Achtung: Die Herden mit den höchsten Einsatzmengen von Antibiotika müssen nachweisen, dass sie aktiv Maßnahmen zur Reduktion dieser Arzneimittel ergriffen haben. Das hat in der Vergangenheit schon zu einer Reduktion der Antibiotika in der Mast geführt und diese gewünschte Wirkung ist auch in Zukunft für die Milchkühe zu erwarten.
Nicht unnötig lange behandeln
Sieht man auf die Packungsbeilage von antibiotischen Eutertuben, dann unterscheiden sich die meisten Laktationsantibiotika in der Frequenz der Anwendung (ein-oder zweimal täglich). In den meisten Fällen ist nach einer zwei-bis dreitägigen Therapie das Euterviertel schon bakteriologisch negativ (kein Antibiotikum mehr nötig), aber die Kuh hat noch Flocken in der Milch.
Entzündungszellen in Form von Flocken in der Milch können sich noch Tage und Wochen nach der Infektion zeigen. Eine verlängerte Therapie (5 Tage) ist nur bei einer Erstinfektion mit Sc. uberis Keimen sinnvoll.
Die Umfrage zeigte auch, dass Sc. uberis die wichtigste Rolle in den Betrieben spielte. Etwas weniger häufig wurden KNS und E.coli als Erreger von Mastitiden genannt.
Status Quo der Eutergesundheit
In einer kürzlich im „Der Praktischen Tierarzt“ veröffentlichten
Umfrage zur Statuserfassung des Umganges mit antibiotischen Eutertuben bei knapp 100 Milchkuhhaltern stellte sich folgendes heraus: In der Mastitistherapie wurde an erster Stelle der Wirkstoff Cefalexin/Kanamycin (Produkt: Ubrolexin) eingesetzt, gefolgt von Amoxicillin/Clavulansäure/Prednisolon (Produkt Synulox). Die sogenannten Reserveantibiotika mit Antibiogrammpflicht (Wirkstoffe: Cefquinom (Cobactan), Cefoperazon (Peracef)) kamen selten zum Einsatz.
Letztere -also sogenannte Breitbandantibiotika der Reserve- wurden z.B. dann eingesetzt, wenn Unsicherheit bezüglich der Wirksamkeit der Eutertuben bestand. Grundsätzlich wissen Milcherzeuger, dass ihr Antibiotikum der ersten Wahl ein Schmalspektrum an Bakterien abdecken sollte. Breitbandantibiotika haben ein breites Wirkspektrum, gehören aber zu den Reserveantibiotika und kommen deshalb immer seltener zur Anwendung. Das zeigen auch die Umfrageergebnisse.
Nur ausgewählte Kühe therapieren
Doch in Sachen Antibiotikaeinsparungen am Euter geht noch mehr. Bis zu 50 % weniger antibiotische Eutertuben wären nötig, wenn man
- Vordiagnostik: Nur die akuten Mastitiden mit gram-positiven Erregern behandelt. Mithilfe eines Schnelltests (Mastdecide s. Video) wird zwischen zwei Melkzeiten entschieden, ob ein behandlungsbedürftiger Erreger vorliegt. Die durch Vordiagnostik erkannte Kuh bekommt neben einem Entzündungshemmer, den alle Kühe mit klinischen Symptomen bekommen, als einzige ein Antibiotikum.
- Nur therapiewürdige Tiere behandeln: Nicht therapiewürdig sind Kühe, die schon zweimal eine Mastitis in der Laktation zeigten oder dreimal mehr als 700.000 Zellen/ml Milch in der Milchkontrolle hatten. Sie bekommen zur Symptomlinderung aus Tierschutzgründen einen Entzündungshemmer, aber kein Antibiotikum.
- Selektiv trockenstellen würde, das heißt alle Tiere bekommen einen Zitzenversiegler und nur im Zellzahlbericht und Schalmtest auffällige Tiere vorab ein Antibiotikum in alle vier Viertel oder nur in das infizierte Viertel. Die Methode ist wissenschaftlich untersucht und wirksam. Die selektive Trockenstellen ist sogar verpflichtend (Tierarzneimittelgesetz/TAMG) für jeden Milchkuhbetrieb und setzt sich zunehmend in den Betrieben durch.
Mastitisschnelltest für die Vordiagnostik
Nutztierpraktiker protestieren beim bpt-Kongress gegen die erneute Gesetzesänderung im Eilverfahren. Sie fürchten um die Zukunft des Berufsstandes.