Ein fachgerechtes Auftauen und ein sorgfältiger Umgang mit Sperma sind wichtige Voraussetzungen für gute Besamungsergebnisse. Gerade bei Eigenbestandsbesamern passieren im hektischen Alltag schnell kleine Fehler, die große Auswirkungen auf die Spermaqualität haben können. Entscheidend ist, immer sicherzustellen, dass der Aggregatwechsel des Spermas (von fest zu flüssig) möglichst schnell erfolgt und das Sperma nach dem Auftauen nicht wieder abkühlt.
Typische Fehlerquellen und...
Ein fachgerechtes Auftauen und ein sorgfältiger Umgang mit Sperma sind wichtige Voraussetzungen für gute Besamungsergebnisse. Gerade bei Eigenbestandsbesamern passieren im hektischen Alltag schnell kleine Fehler, die große Auswirkungen auf die Spermaqualität haben können. Entscheidend ist, immer sicherzustellen, dass der Aggregatwechsel des Spermas (von fest zu flüssig) möglichst schnell erfolgt und das Sperma nach dem Auftauen nicht wieder abkühlt.
Typische Fehlerquellen und Tipps, wie sie sich ausschalten lassen:
Auftaugerät nicht kontrolliert:
Bei Einhaltung der Auftauzeit wird oft ungenau gearbeitet. Der erste wichtige Schritt ist, das Wasserbad bzw. Auftaugerät vor jeder Besamung zu prüfen: Die Temperatur des Wassers mit einem Thermometer (Ziel konstant 38,5 °C) und den Füllstand. Die Kontrolle mit dem Finger ist keine Alternative! Ein Auftaugerät ist nicht zwingend erforderlich, aber sicherer als ein Wasserbad mit Thermometer. Das Gerät sollte in jedem Fall gut zu reinigen sein und keinen zu engen Hals für eine einfache Pailletten-Überführung haben. Geräte, die außen einen Temperaturregler haben, verstellen sich leicht unbeabsichtigt. Tipp: Für die korrekte Auftauzeit gibt es preiswerte, elektronische Timer mit akustischem Signal.
Fehlende Hygiene im Wasserbad:
In schmutzigem Wasser fühlt sich alles wohl, was man nicht im Sperma und vor allem nicht in der Gebärmutter der Kuh haben möchte (Infektionsgefahr, reduzierter Besamungserfolg). Deshalb kann fehlende Hygiene direkten Einfluss auf den Besamungserfolg haben. Wechseln Sie möglichst täglich das Wasser, verwenden Sie nur destilliertes Wasser und reinigen Sie das Gerät regelmäßig mit Zitronensäure oder Essigwasser.
Pailletten zu lange an der Luft:
Die Pailletten dürfen grundsätzlich nicht länger als 2 Sekunden an der Luft sein! Dazu gehört, den Heber maximal bis 5 cm unterhalb des Containerhalses hochzuziehen bzw. immer so tief wie möglich zu halten (für gute Lichtverhältnisse sorgen!). Wenn man die Paillette innerhalb von 15 Sekunden nicht gefunden hat, den Heber wieder für mindestens 10 Sekunden in den Stickstoff absenken und von Neuem beginnen. Außerdem: Die Pailletten immer mit einer Pinzette bzw. Pinzettenschere entnehmen, damit sich die Wärme der Finger nicht auf die Paillette überträgt.
Beim Transport abkühlen lassen:
Nach dem Auftaubad muss das Sperma möglichst schnell und vor allem warm zum Tier transportiert werden. Dafür die Besamungspistole vorwärmen, einen sauberen Besamungshandschuh nutzen (Hygiene!) und die geladene Pistole im Handschuh am Körper halten. Ein zusätzlicher Wärmeschutz ist empfehlenswert, vor allem bei kalten Umgebungstemperaturen. Ideal ist ein per Akku betriebenes Heizgerät, der sogenannte „Gunwarmer“, mit dem mehrere Pistolen transportiert werden können und der die Temperatur bei ca. 35 °C hält. Eine günstige Alternative sind einfache und waschbare Hüllen, die zur Erwärmung auf eine Heizung gelegt werden.
Wie lange und bei welcher Temperatur auftauen?
In der Praxis kursieren verschiedene Empfehlungen zur Temperatur und zur Dauer des Auftau-Vorgangs – auch bei identisch verarbeiteten Pailletten. Um auch hier mögliche Fehlerquellen auszuschalten und die Arbeit zu erleichtern, empfiehlt Dr. Ulrich Janowitz, alle Spermaportionen – auch gesextes Sperma – ganz gleich von welchem Anbieter, nach demselben Schema aufzutauen:
„Um den möglichst schnellen Aggregatwechsel von fest zu flüssig zu gewährleisten, sollte die Temperatur im Auftaubad möglichst hoch (mind. 35 °C, besser 38,5 °C) sein. Eine zu niedrige Temperatur bzw. das Auftauen in der Hand liefert schlechtere Besamungsergebnisse.
Das letzte Grad Celsius im Auftaugerät ist aber nicht entscheidend, ebenso wenig die konkrete Dauer. Dem Sperma ist es letztlich gleich, ob es 11, 35 oder 60 Sekunden sind (sofern die Temperatur nicht zu hoch ist). Aber: Die Dauer hat Einfluss darauf, welche Temperatur das Sperma erreicht. Und diese Temperatur muss unbedingt bis zur Kuh gehalten werden.
Ein vorzeitiges Abkühlen (Kälteschock) schadet der Spermaqualität, vor allem bei gesexten Portionen. Wir empfehlen für die tägliche Praxis deshalb, die Spermaportionen für 10 bis 12 Sekunden bei 38 °C (feine Pailletten) bzw. 20 bis 22 Sekunden (mittlere Pailletten) aufzutauen. Bei dieser Zeit erreicht das Sperma eine Temperatur von ca. 25 °C, die sich über das Vorwärmen der Pistole und den Körperkontakt relativ gut bis zur Kuh halten lässt, ggf. auch ohne Gunwarmer.
Diese Empfehlung gilt auch für gesextes Sperma, ein längeres Auftauen ist nicht notwendig. Aber: Das gesexte Sperma muss schneller versamt werden (innerhalb von 5 bis 15 Minuten), deshalb dürfen nicht zu viele Portionen gleichzeitig aufgetaut werden.“
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Janowitz, Leiter der Besamungsstation der Rinder-Union-West eG Münster entstanden.
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