Die Preise für Rohmilch und flüssige Milchrohstoffe, die aktuell zwischen den Molkereien am Spotmarkt gehandelt werden, sind nach einer kurzen Pause in der vergangenen Woche nun Mitte Oktober noch einmal kräftig angestiegen.
- Nach Angaben der niederländischen DCA-Markets-Price Reporting Agency (PRA) wurde Rohmilch aus Nord- und Ost-Deutschland (unbearbeitet, GVO-frei, auf Basis von 4,0 % Fett) in dieser Woche (KW 42, 2021), zur Lieferung in der Folgewoche, am Spotmarkt für durchschnittlich ...
Die Preise für Rohmilch und flüssige Milchrohstoffe, die aktuell zwischen den Molkereien am Spotmarkt gehandelt werden, sind nach einer kurzen Pause in der vergangenen Woche nun Mitte Oktober noch einmal kräftig angestiegen.
- Nach Angaben der niederländischen DCA-Markets-Price Reporting Agency (PRA) wurde Rohmilch aus Nord- und Ost-Deutschland (unbearbeitet, GVO-frei, auf Basis von 4,0 % Fett) in dieser Woche (KW 42, 2021), zur Lieferung in der Folgewoche, am Spotmarkt für durchschnittlich 50,00 € pro 100 kg Milch gehandelt.
- Milch aus Süddeutschland zu 52,00 €.
- Für die Niederlande weist die DCA eine durchschnittlichen Spotmilchpreis von 49,00 € aus, die pro 100 kg Rohmilch mit 4,4 % Fett gezahlt wurden.
- Vergangenes Jahr (KW 42, 2020) bewegten sich die Spotmilchpreise um 35,00 bis 36,00 € pro 100 kg Milch.
Rahm/Industriesahne (40 % Fett) wird derweil am Spotmarkt zu Preisen um 675 bis 685 € pro 100 kg Fett gehandelt. Frische Butter erreicht bald, laut dem aktuellen Marktbericht von Trigona Dairy Trade, die 5.400 € pro Tonne, gefrorene Butter wird zu und über 5.200 € pro Tonne verkauft.
Flüssige Magermilch zu rund 27 € pro 100 kg und Magermilchkonzentrat zu rund 280 € pro 100 kg Trockensubstanz. Und auch die Preise für Käse (Gouda, Mozzarella, Emmentaler) steigen am Großmarkt.
Die Ursache für die sprichwörtlich durch die Decken gehenden Rohstoffpreise bleiben die unverändert knappen Milchanlieferungen bei gleichzeitig hoher Nachfrage nach Milcherzeugnissen – siehe
Die Milchanlieferung bleibt gering.
Harte Verhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmittelhandel
Derart hohe Rohstoffpreise sind phänomenal. Sie lassen die Milcherzeuger höhere Auszahlungspreise für das von ihnen unter großer Sorgfalt und derzeit extrem hohen Produktionskosten erzeugte Produkt erwarten.
Doch die Milchverarbeiter erhöhen die Auszahlungspreise derzeit nur unverhältnismäßig langsam zu den Rohstoffwerten am Markt. Denn auch sie müssen unter erhöhten Kosten (Rohstoff, Energie, Verpackung aus Recyclingmaterialien, Logistik) produzieren, während die kontraktgebundenen Produktpreise deutlich unter den aktuellen Produktionskosten liegen. Und die Lebensmitteleinzelhändler sind nicht bereit, spontan ihre Einkaufpreise bei den Milchverarbeitern entsprechend der eigentlichen Marktwerte nach oben anzupassen! Der Handel sieht dies „nicht als sein Problem“ an!
Preiserhöhungen für den Lebensmittelhandel sind eigentlich unausweichlich.“
Hans Wortelkamp
Das muss sich ändern und zwar sehr schnell. Preiserhöhungen sind eigentlich derzeit unausweichlich, so bringt es auch Hans Wortelkamp im aktuellen Milch-Marketing-Newsletter (moproweb) auf den Punkt. Unter einem entsprechenden Druck stehen die aktuellen Verhandlungen zwischen Milchverarbeitern und dem Einzelhandel. Laut Wortelkamp stehen der Milchindustrie bei den anstehenden Jahresgesprächen „gerade wegen vieler bestehender Lieferverpflichtungen diesmal extrem harte Verhandlungen bevor“.
Entsprechend der hohen Rohstoffpreise ist es nicht verwunderlich, dass Molkereien, die nicht direkt mit dem Lebensmittelhandel arbeiten, laut ZMB kürzlich z.B. die Produktion von Magermilchpulver reduzierten, weil es lukrativer ist, die Rohmilch am Spotmarkt zu verkaufen. Diese Molkereien dürften weniger Probleme haben, die Verwertung fair an ihre Lieferanten weiter zu geben!
Bittere Preisdifferenzen am Beispiel Butter
Angesichts der Fettnotierungen und Butterpreise sind aktuell am Milchmarkt „alle Augen auf die neuen Butterpreise für den Lebensmittelhandel gerichtet, die für Ende der kommenden Woche erwartet werden“ – so zumindest ist es im aktuellen Marktbericht von Trigona Dairy Trade in Worte gefasst.
Denn wie bitter die Preisdifferenzen zwischen dem aktuellen Wert von frischer und sogar gefrorener Butter zu den Kontraktpreisen mit dem LEH sind, zeigen die amtlichen Notierungen für Butter der Süddeutschen Butter- und Käsebörse.
Hier steht die amtliche Preisnotierung entsprechend der Lieferverpflichtungen für geformte Butter im Preiseinstiegssortiment (Handelsmarken) aktuell (noch) bei 4,14 € pro kg. Zum Vergleich: Frisch produzierte Butter hat auf das Kilogramm (nicht geformt) umgerechnet aktuell im europäischen Großhandel einen Wert von grob 5,40 €!
Einige Lieferanten ziehen offenbar die Strafen des Einzelhandels für nicht-Bedienung der Kontrakte einer kontraktkonformen Lieferung von Butter vor.“
Trigona Dairy Trade
So ist es nicht verwunderlich, dass die Händler von Trigona Dairy Trade laut ihrem aktuellen Marktbericht „gehört haben, dass einige Lieferanten die Strafen vom Einzelhandel für nicht Bedienung der Kontrakte vorziehen, anstatt das Produkt zu liefern“.
Im Handel kostet Butter im Einstiegssortiment zur Zeit noch 1,35 € pro 250 g (hochgerechnet 5,40 € pro Kilogramm) – der Einzelhandel hat seine Marge also in der Tasche.
Quellen: DCA, Trigona Dairy Trade, moproweb, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V.