Schon ganz schön nachhaltig!

Vor fünf Jahren wurde das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch ins Leben gerufen. Ein erstes Fazit.

Der Begriff Nachhaltigkeit wird gerne als Marketinginstrument genutzt, u.a. vom LEH um beim Verbraucher zu punkten. Allerdings ist oft nicht klar, wie Nachhaltigkeit definiert ist. Deshalb setzt die deutsche Milchbranche auf einen gemeinsame Branchenlösung, den Standard  QM-Nachhaltigkeit. Das QM-Nachhaltigkeitsmodul soll einen Wettbewerb der Molkereien untereinander (wer hat die nachhaltigste Milch) verhindern sowie Molkereien und Milcherzeuger bei einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Milcherzeugung unterstützen.
Derzeit nehmen an dem Programm 38 Molkereien aller Größenklassen (13.000 Milcherzeuger) teil, insgesamt rund ein Drittel der deutschen Milchmenge (nicht beteiligen tun sich u.a. die international aufgestellten Genossenschaften Arla und FrieslandCampina). Die Bilanz nach den ersten fünf Jahren fällt positiv aus, zumindest nach Meinung der Initiatoren. So berichtet Bernhard Krüsken, der Vorsitzende des Vorstands des QM-Milch e.V. auf einer Pressekonferenz, „diese Branchenlösung ist ein Erfolg, denn uns ist es gelungen, ein fundiertes Managementtool für den deutschen Milchsektor zu entwickeln, welches praktikabel in der Anwendung ist.“
Die Erhebungen bei mehr als 13.000 Milcherzeugern zeigen, dass die Milchproduktion schon auf einem guten Weg ist.
Prof. Dr. Hiltrud Nieberg
Prof. Dr. Hiltrud Nieberg, Direktorin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft, die das Programm maßgeblich mit ausgearbeitet hat, ergänzt: „Die Milchwirtschaft hat sich mit dem QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit gemacht. Die Erhebungen bei mehr als 13.000 Milcherzeugern zeigen, dass die Milchproduktion in Deutschland in etlichen Bereichen schon auf einem guten Weg ist. Auf Basis der erhobenen Fakten können nun Verbesserungen angestoßen werden.“

Fakten liefern, aber keine Nachhaltigkeitsbeurteilung

Ziel des Programms ist es Fakten zu liefern, um Marktpartnern und Gesellschaft aufzeigen zu können, „wo die Milch in Sachen Nachhaltigkeit steht“ (Monitoring-Tool). Stärken und Schwächen aufzuzeigen und darüber Potenziale für Entwicklung sichtbar zu machen sowie deren Ausschöpfung anzuregen. Es geht explizit nicht darum, eine abschließende Nachhaltigkeitsbeurteilung – beispielsweise in Form einer Gesamtpunktzahl – für den einzelnen Milcherzeuger zu ermitteln.

4 Bereiche

Um das komplexe Thema Nachhaltigkeit greifbar zu machen, wurde ein Katalog mit 86 Kriterien entwickelt, der die für die Milcherzeugung relevanten Nachhaltigkeitsbereiche – Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl – abdeckt. Konkret berücksichtigt das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch:
  • Ökonomie – die Aspekte Liquidität, Rentabilität und Stabilität der Erzeugerbetriebe
  • Ökologie – den Umgang mit der Umwelt (insbesondere den Verbrauch von Ressourcen wie Boden, Wasser, Klima und Luft sowie die Biodiversität.
  • Soziales – Arbeits- und Lebensqualität (u.a. Verhältnis von Freizeit und Arbeit)
  • Tierwohl – angemessene Berücksichtigung tiereigener Bedürfnisse und tiergerechter Haltungsverfahren.
Um die benötigten Daten zu erfassen, befragen die beteiligten Molkereien und Milcherzeugergemeinschaften Ihre Milcherzeuger mit einem spezifischen Fragebogen. Die Antworten werden in einer zentralen Datenbank erfasst und anschließend ausgewertet. Die Ergebnisse werden an die Molkereien und Milcherzeuger gleichermaßen kommuniziert. Anhand der Auswertungsergebnisse werden die Stärken und Schwächen und damit die Potenziale für Verbesserungen sichtbar. Sie sind ein guter Ausgangspunkt für die Formulierung von Zielen und Maßnahmen für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Milcherzeugung.

… Das zahlt sich letztlich aus …

Lohnt sich der Aufwand? Fragen sich sicherlich viele Milcherzeuger, denn einen Bonus finden sie auf der Milchgeldabrechnung nicht. Unter dem Strich schon, glaubt Krüsken, denn letztlich honoriere der LEH die Bemühungen der Molkereien und nicht zuletzt ergäben sich durch die Teilnahme am Programm auch Vorteile bei der Listung. Zudem würden auch immer mehr Verarbeiter aus der Lebensmittelindustrie nachfragen, wie es um die Nachhaltigkeit in der Milchproduktion bestellt sei. Diese Anfragen könnten die am QM-Programm teilnehmenden Molkereien jederzeit beantworten bzw. mit Fakten belegen.
Anhand der bislang ermittelten Fakten kann den Marktpartnern der Molkereien sowie der Öffentlichkeit aufgezeigt werden, wo die Milcherzeugung „in Sachen Nachhaltigkeit steht“. Deshalb hofft Krüsken auch, dass sich in den kommenden Monaten und Jahren auch noch weitere Molkereien dem Programm anschließen werden.

Zusatzmodul QM+

Ein erster Schritt…

von Gregor Veauthier

QM+ machts möglich: Schon bald können Milcherzeuger ihre Herden (Ställe) ohne größeren Aufwand in Haltungsform 2 einstufen lassen. Einen Preiszuschlag soll es auch geben.


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