Die Preise von Schlachtkühen steigen europaweit seit einem Jahr kontinuierlich an. Auch in Deutschland bewegen sich die Auszahlungspreise für Abgangskühe seit nunmehr einem Jahr nur nach oben. Grund dafür ist das knappe Schlachtkuhangebot bei einer stabilen Marktnachfrage. Das knappe Angebot resultiert aus den sinkenden Kuhbeständen sowie den hohen Milchpreisen. In den letzten Jahren reduzierten sich die Milchkuhbestände aufgrund der Futterknappheit in Folge der Dürrejahre drastisch. Die...
Die Preise von Schlachtkühen steigen europaweit seit einem Jahr kontinuierlich an. Auch in Deutschland bewegen sich die Auszahlungspreise für Abgangskühe seit nunmehr einem Jahr nur nach oben. Grund dafür ist das knappe Schlachtkuhangebot bei einer stabilen Marktnachfrage. Das knappe Angebot resultiert aus den sinkenden Kuhbeständen sowie den hohen Milchpreisen. In den letzten Jahren reduzierten sich die Milchkuhbestände aufgrund der Futterknappheit in Folge der Dürrejahre drastisch. Die hohen Auszahlungspreise für Milch und die gute Grundfutterlage vom letzten Jahr führen aktuell dazu, dass nur wenige Kühe die Ställe verlassen.
Deutschland deutlich über dem europaweiten Preisniveau
Schlachtkuhpreisentwicklung (O3; 350 kg) in Deutschland seit Dezember 2021
„Insgesamt ist der Rindfleischmarkt in Deutschland in den letzten drei Monaten weit über dem Preisniveau der EU“, sagt Heribert Qualbrink von der Westfleisch. Die Schlachtbetriebe können den Bedarf des Lebensmitteleinzelhandels aktuell nicht decken, weiß das Josef Auer von der Erzeugergemeinschaft Südbayern.
Im vergangenen Monat wurden Schlachtkühe der Handelsklasse R3 (350 kg) deutschlandweit für durchschnittlich 510 €/100 kg Schlachtgewicht mit einer Spanne von mindestens 505,3 € bis maximal 512,9 € bezahlt. Die 0§ Kühe mit einem durchschnittlichem Gewicht von 350 kg erlösten im Mittel 505 € pro 100 kg Schlachtgewicht. Für 449 € wurden die Tiere der Handelsklasse P2 mit rund 250 kg gehandelt.
Schlachtkuhpreisentwicklung (O3; 350 kg) in Europa seit Mai2021
Wie geht es weiter mit den Schlachtpreisen?
Nach der Preisstagnation kurz nach Ostern, steigen die Schlachtkuhpreise nun wieder an. Es ist derzeit mit einer Befestigung auf hohem Niveau zu erwarten. Allein die schwächeren bis saisonal fallenden Jungbullenpreise dürften weitere Preissteigerungen bei den Schlachtkühen verhindern. In den nächsten vier bis sechs Wochen ist keine Änderung dieser Entwicklung zu erwarten. Das knappe Angebot an Schlachtkühen sorgt weiter für eine stabile Entwicklung. Wie sich die Situation danach weiterentwickelt hängt von der weiteren Marktlage und der Vegetation ab: Bei einem weiteren Dürrejahr ist davon auszugehen, dass mehr Kühe abgehen und die Nachfrage kurzfristig besser gedeckt werden kann. Folge wären geringere Schlachtkuherlöse. Außerdem hängt die weitere Preisentwicklung stark vom Verbraucher ab. Lebensmittel sind teurer geworden. Steigt die Inflation weiter, wird vermutlich weniger Fleisch gegessen. Auch dieses Szenario würde den Schlachtkuhpreis senken.
Einfluss von ITW-Rind*
Neu ist die ITW-Rind seit März 2022. Ziel ist das Tierwohl in den Ställen zu verbessern bzw. zu fördern. Bei den Schlachtkühen gibt es 4 Cent Aufschlag pro Kilogramm Fleisch. Bei Jungbullen sind es 10,7 Cent. Die Preisdifferenz zwischen Jungbullen und Schlachtkühen muss durch die Molkereien finanziert werden. Heribert Qualbrink, Westfleisch, gibt zu bedenken, dass ITW-Rind nur funktionieren kann, wenn eine große Masse an Fleisch zertifiziert ist und dadurch die Kennzeichnung der Handelsströme möglich ist. „Wir brauchen Haltungsformen im Lebensmitteleinzelhandel um unsere Produkte von den günstigeren Alternativen aus dem Ausland abzugrenzen und ein Alleinstellungsmerkmal zu haben“, sagt er.
„Das Kind ist gemacht, aber noch nicht geboren“, beschriebt Josef Auer die ITW-Rind. Damit weist er auf den fehlenden Finanzierungsplan für den Umbau der Tierhaltung hin. In seiner Region in Südbayern produzieren noch etwa 40 % der Milchkuhbetriebe in Anbindehaltung. Wenn Haltungsstufen ohne einen ausreichend durchdachten Finanzierungsplan eingeführt werden, befürchtet er das Ende für diese Milchkuhbetriebe. Damit würde auch weitergehend die ganze weitere Fleisch-Verarbeitungskette in der Region leiden.
*ITW= Initiative Tierwohl
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