Der Milchmarkt wird –wie jeder freie Markt – durch das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bestimmt. Und das fällt gerade zu Ungunsten der Milcherzeuger. Auf der Nachfrageseite tut sich nicht viel – ruhige Tendenzen, Sommerferienzeit. Doch was ist mit dem Angebot – also der verfügbaren Milch? Ein Blick auf die Milchproduktion in Deutschland und der Welt.
2,6 % mehr Milch im ersten Halbjahr
Auch wenn die Milchmenge saisonal zurück geht, so wurde im ersten Halbjahr insgesamt ...
Der Milchmarkt wird –wie jeder freie Markt – durch das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bestimmt. Und das fällt gerade zu Ungunsten der Milcherzeuger. Auf der Nachfrageseite tut sich nicht viel – ruhige Tendenzen, Sommerferienzeit. Doch was ist mit dem Angebot – also der verfügbaren Milch? Ein Blick auf die Milchproduktion in Deutschland und der Welt.
2,6 % mehr Milch im ersten Halbjahr
Auch wenn die Milchmenge saisonal zurück geht, so wurde im ersten Halbjahr insgesamt 2,6 % mehr Milch an die Molkereien geliefert (16,6 Millionen Tonnen) im Vergleich zu 2022. Das zeigen die aktuellen Statistiken der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Zu Beginn des Jahres betrug die Differenz zum Vorjahr allerdings noch 3,6 %. Anfang August liegt die angelieferte Milchmenge nur noch 2,1 % über dem Niveau von 2022. Dass sich die Differenz zum Vorjahr zunehmend verkleinert spricht dafür, dass die Produktion langsam aufgrund der niedrigeren Milchpreise reduziert wird.
Bayern und Niedersachsen mit deutlichem Plus
Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Am höchsten liegt die prozentuale Veränderung der Anlieferungsmenge in Bayern mit + 3,4 %. Die einzigen Bundesländer, in denen im Vergleich zum Vorjahr weniger Milch angeliefert wurde, sind Brandenburg und Berlin mit - 0,1 % (siehe Grafik).
Geht die Milch überall zurück?
Wie sieht es eigentlich in den anderen Europäischen Ländern aus? Liegt die Menge auch so deutlich über dem Vorjahresniveau? Ein Blick über die Bundesgrenze zeigt ein uneinheitliches Bild.
Im ersten Halbjahr 2023 lag die Milchanlieferung in den EU-27-Staaten 0,8 % über dem Vorjahresniveau.
Ein Zuwachs der Milchproduktion im ersten Halbjahr konnte in folgenden Ländern beobachtet werden:
- Niederlande: + 3,1 %
- Deutschland: + 2,6 %
- Polen: +1,3 %
- Sowie: Dänemark, Belgien, Österreich, Tschechien, Schweden, Portugal, Rumänien, Lettland, Estland, Bulgarien und Zypern
Ein Rückgang der Milchmenge wurde in folgenden Ländern verzeichnet:
- Frankreich: – 2,2 %
- Italien: – 1,2 %
- Irland: – 0,9 %
- Sowie: Spanien, Finnland, Ungarn, Litauen, Slowakei, Griechenland, Slowenien, Kroatien und Malta.
Da circa die Hälfte der erzeugten Milch in Europa aus Deutschland (22 %), Frankreich (16 %) und den Niederlanden (10 %) stammt, wirkt sich die prozentuale Veränderung in der Menge stärker aus, als in den anderen Ländern.
Was bedeutet das für den Markt?
Es ist gerade ein zu großes Angebot für die schwache Nachfrage vorhanden. Insbesondere in Deutschland – mit der deutlich gestiegenen Produktion – ist das kein gutes Zeichen für die Milchpreise. Das verdeutlich der ife-Rohstoffwert, der monatlich aus Basis der Marktpreise für Magermilchpulver und Butter berechnet wird und als guter Indikator für die Milchpreisentwicklung der kommenden Monate gilt (siehe Grafik).
Milchmenge folgt Milchpreis?
Auch wenn derzeit noch ein großes Milchangebot den Markt zu Ungunsten der Milcherzeuger beeinflusst, gibt es bereits erste Anzeichen, dass die Mengen aufgrund der gesunkenen Preise wieder reduziert werden.
Denn auch wenn die guten Milchpreise im letzten Jahr den Strukturwandel kurzfristig etwas gebremst haben: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Langfristig ist mit einem weiteren Rückgang der Milchmenge durch aus der Produktion ausscheidende Betriebe zu rechnen. Die wegfallende Milchmenge kann nur zum Teil durch steigende Herdenleistungen kompensiert werden. Zudem dürfte die Nachfrage - glaubt man den Marktprognosen - im Herbst wieder steigen. Kurzfristig ist jedoch nicht mit steigenden Milchpreisen zu rechnen.
3,78 Mio. Milchkühe gezählt – ein neuer Tiefstand. Der Strukturwandel hat sich zwar verlangsamt, aber es gibt große regionale Unterschiede. Ein Überblick.