Leichtes Wachstum des Milchhandels erwartet
Der Welthandel mit Milchprodukten ist im vergangenen Jahr um 4,6 % zurückgegangen. Das bekommen auch die Milcherzeuger in Deutschland zu spüren. Nachdem die Preise zunächst ein Rekordniveau erreicht hatten, sind sie seit Beginn dieses Jahres rückläufig. Für das Jahr 2023 rechnet die FAO jedoch wieder mit einem moderaten Anstieg des Handelsvolumens (+0,5 %). Grund für diese Annahme ist eine höhere Nachfrage nach Milchprodukten aus Algerien, Mexiko, Australien, Indonesien, Saudi-Arabien und den Philippinen.
Für den mit Abstand größten Importeur von Milchprodukten – China – rechnet die FAO mit sinkenden Einfuhrmengen. Denn hier geht die FAO, trotz hoher Futterkosten und niedrigen Milchpreisen von einer Steigerung der landeseigenen Milchproduktion von +6,1 % aus.
Auswirkungen auch in Deutschland spürbar
Die Nachfrage auf dem Weltmarkt wird durch Importe – einschließlich aus Deutschland – gedeckt. Der moderate Anstieg des weltweiten Handels dürfte sich also auf die Absatzmöglichkeiten der deutschen Molkereien auswirken und somit indirekt auch die Milchpreise hierzulande beeinflussen.
Dass die Milchpreise vorerst nicht weiter sinken werden, bestätigt auch der Kieler Rohstoffwert. Dieser stieg im Juni auf 37,0 Cent/kg. Das ist bereits der zweite, wenn auch nur leichte Anstieg in Folge. Der Kieler Rohstoffwert wird monatlich auf Basis der Preisentwicklung von Magermilchpulver und Butter ermittelt und gilt als guter Indikator für die Milchpreisentwicklung der kommenden Monate. Die Milchpreise dürften damit ihren Boden gefunden haben und in Zukunft wieder leicht ansteigen.
Rohstoffmarkt im Sommerloch
Die Preise für Magermilchpulver sind zuletzt wieder leicht gefallen (siehe Grafik). Am Markt bestehe „kaum Kaufinteresse“, berichtet Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin der Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH (ZMB) in einem aktuellen Marktbericht. „Der Markt für Magermilchpulver bewegt sich in einem ruhigen Fahrwasser.“
Die Preise für abgepackte Butter (250 g) bleiben kontraktbedingt stabil. Es wird von einer normalen Nachfrage berichtet, bedingt durch regionale Ferien und das Ende der Spargelzeit. Die Nachfrage nach Blockbutter hat sich beruhigt. Die Preise sind um sieben Cent am unteren und neun Cent am oberen Ende gefallen.
Milchmenge: Vorjahresniveau deutlich übertroffen
Die Milchanlieferung in Deutschland ist seit Mitte Mai kontinuierlich rückläufig. In der 24. Kalenderwoche gab es einen weiteren Rückgang um 0,3 % im Vergleich zur Vorwoche. Obwohl das dem saisonalen Verlauf entspricht und die Anlieferung im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt ebenfalls abnahm, übersteigt sie immer noch deutlich das Niveau von 2022. In der 24. Kalenderwoche lag der Vorsprung gegenüber dem Vorjahr bei 2,1 %. In den ersten 24 Wochen des Jahres wurde 2,6 % mehr Milch erzeugt als im Vorjahreszeitraum.
Spotmilchpreise steigen an
Die Spotmilchpreise steigen im Bundesdurchschnitt auf 38,25 €/100 kg. In Süddeutschland wird sogar die 40-Cent-Marke geknackt, während in Norddeutschland der durchschnittliche Preis mit 36,50 €/100 kg deutlich darunter liegt.
Quellen: u.a. ZMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, AgE, Rabobank, MEG Milch Board
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