Im Moment könnte es für einige Milchbauern nicht besser laufen. Das Milchgeld hat auf einigen Höfen die 60 Cent-Marke geknackt, es lässt sich Geld verdienen. Das könnte den Strukturwandel etwas abbremsen. Doch jetzt zu investieren und die Produktion zu erhöhen: daran denken im Moment nur sehr wenige. Zu hohe Zinsen, explodierende Baukosten und politische Unsicherheiten –
die Herausforderungen nehmen zu und verleiten nicht dazu jetzt noch zu wachsen.
Pro Tag 6 Höfe und 203 Kühe weniger
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Im Moment könnte es für einige Milchbauern nicht besser laufen. Das Milchgeld hat auf einigen Höfen die 60 Cent-Marke geknackt, es lässt sich Geld verdienen. Das könnte den Strukturwandel etwas abbremsen. Doch jetzt zu investieren und die Produktion zu erhöhen: daran denken im Moment nur sehr wenige. Zu hohe Zinsen, explodierende Baukosten und politische Unsicherheiten –
die Herausforderungen nehmen zu und verleiten nicht dazu jetzt noch zu wachsen.
Pro Tag 6 Höfe und 203 Kühe weniger
Von Mai 2021 bis Mai 2022 haben im Schnitt sechs Landwirte pro Tag die Milchproduktion eingestellt. Aber nicht nur die Höfe verschwinden, auch die Anzahl gehaltener Kühe schrumpft – pro Tag im Schnitt 203 Tiere in diesem Zeitraum.
Das Resultat ist, dass für die Molkereien weniger Milch zur Verarbeitung zur Verfügung steht. Und die Menge ist nicht nur in Deutschland kleiner geworden. Weltweit ist gerade die Milch knapp (
mehr dazu hier). Das beeinflusst den von Angebot und Nachfrage getriebene Markt und hat zuletzt zu Rekordpreisen für den Rohstoff geführt. Gerade Molkereien, die viel Produkt über den Weltmarkt vertreiben, profitierten davon und konnten den Mehrerlös an ihre Milcherzeuger weiterreichen.
Das hohe Preisniveau bröckelt
Über den Sommer hatte sich ein für diese Zeit übliches ruhiges Kaufverhalten am Rohstoffmarkt eingestellt. Die Preise hielten ihr Niveau, kletterten nicht weiter in die Höhe. Marktexperten berichteten von einer Wiederbelebung des Marktes im Herbst und Winter. Davon ist gerade noch nichts zu sehen. Die Pulverpreise rutschen Woche für Woche weiter nach unten. In der letzten Woche sogar mit einer deutlich schwächeren Tendenz (siehe Grafik). Auch die Preise auf den Auktionen der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade befinden sich im
Abwärtstrend. Ursächlich dafür ist ein zurückhaltendes Kaufverhalten aufgrund der vielen Unsicherheiten.
Niedersachsen knackt die 60-Cent-Marke!
Ungeachtet dem ruhigeren Treiben auf dem Rohstoffmarkt, hat sich auf Erzeugerebene der Preisanstieg im September weiter fortgesetzt. In den ersten Regionen ebbte der Anstieg jedoch ab, es ging nur noch in kleinen Schritten weiter nach oben. Milchpreisindikatoren, wie beispielsweise der ife-Rohstoffwert, zeichnen bereits einen Fall der Milchpreise vor.
Der Bundesdurchschnitt für konventionell erzeugte Kuhmilch (4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) liegt nach Schätzungen der AMI im September bei 58,1 Cent/kg. Damit wurde zum zehnten Mal in Folge ein Rekordergebnis erreicht. Niedersachsen hat im Schnitt die 60-Cent-Marke geknackt und führt die Liste an. Schlusslicht ist Baden-Württemberg mit 56,1 Cent/kg Auszahlungspreis.
Biopreise nehmen an Fahrt auf
Die Erzeugerpreise für biologisch erzeugte Kuhmilch (4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) liegen im September im Bundesschnitt auf einem neuen Rekordniveau von 60,6 Cent/kg. Das ist 1,5 Cent mehr als im August. Die Preisdifferenz zu den konventionellen Auszahlungspreisen hat sich auf 2,6 Cent vergrößert.
Spotmilchpreise setzen Abwärtstrend fort
Am Spotmarkt sind die Preise zuletzt deutlich zurück gegangen. In der 44. Kalenderwoche setzt sich der Abwärtstrend fort, jedoch nicht im gleichen Tempo wie zuvor. Die Spotmilchpreise liegen im Bundesdurchschnitt laut DCA Berichterstattung bei 56,25 €/100 kg. Das sind 50 Cent weniger als in der Vorwoche. Im Süden halten die Spotmilchpreise ihr Niveau der Vorwoche mit 58,00 €/100 kg. Im Norden fällt der Preis um 1 € auf 54,50 €/100 kg.
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board
Was kommt politisch auf die Milchbranche zu? Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg aus? Ernähren sich bald alle vegan? Antworten gab es auf der MIV-Jahrestagung.