Heiss sorgt für sommerliche Aussichten

Vorgestern wurden die neuen Zuchtwerte veröffentlicht. Einige Neueinsteiger sowohl bei den genomischen Bullen als auch als Neulinge in der nachkommengeprüfte Listen konnten sich beweisen. Viele geprüfte Bullen bleiben konstant und halten ihre Plätze erfolgreich.

Ein Kommentar von Hubert Anzenberger, LfL Tierzucht Grub: 

Nachkommengeprüfte Vererber: Zeiger ist die neue Nummer 1

Oft wird in dieser Zeit vom „Sommerloch“ gesprochen, wenn die Politik Pause macht und in der Tageszeitung der eine oder andere mehr uninteressante Bericht zu lesen ist. Die aktuelle Zuchtwertschätzung beim Fleckvieh zeigt hier ein ganz anderes Bild.  Mit Zeiger setzt sich ein neuer  Vererber an die Spitze der nachkommengeprüften Bullen. Dieser Zazu-Sohn von der Besamungsstation Höchstädt a.d. Donau profitiert neben der ordentlichen Milchmenge bei ausgeglichenen Inhaltsstoffen von guten Zuchtwerten in Fleischwert, Fruchtbarkeit der Töchter und insbesondere Eutergesundheit. Die Töchter zeigen sich -wie die genomischen Zuchtwerte erwarten ließen – im mittleren Rahmen mit durchschnittlichem Fundament und positiver Eutervererber. Mit einem GZW von 143 setzt er sich damit weit vor Monopoly P*S. Dieser Manolo Pp*-Sohn vom BVN hat seine Zuchtwerte im GZW und in der Milch gehalten und nach wie vor als mischerbig hornloser Bulle im Topbereich der Liste ein echter Leckerbissen. Hinter Wahlomat (Bayern-Genetik) schiebt sich der Vollbruder von Zeiger ein paar Plätze nach vorne: Zubringer war bei der April-Schätzung bereits im geprüften Sektor zu finden. Er kann mit einem Anstieg von 3 Punkten im MW und mit verbesserter Fitness im GZW 4 Punkte gutmachen und liegt auf Rang 4 der offiziellen Liste.

Daneben gibt es im vorderen Bereich wenig Enttäuschungen oder Zuchtwertabstürze von bekannten Vererbern.  So bleiben Majo, Verzaubert, Mabuso, Sunrise ebenso wie Westwind oder Woiwode nach wie vor topinteressant. Einen hervorragenden Einstieg schafft ein weiterer Hornlosvererber: der Waban-Sohn Waalkes Pp* von der Bayern-Genetik belegt als zweiter mischerbig hornloser Bulle einen Platz unter den Top 10. Hohe Milchleistung bei guten Fitnesseigenschaften zeichnen den Bullen  aus. Im Exterieur sollte die etwas stärkere Winkelung bei der Anpaarung berücksichtigt werden, ansonsten kann der Bulle auch hier gut überzeugen.

Anzusprechen wäre in jedem Fall auch noch der Bulle Virginia, ein Villeroy-Sohn aus einer Hubraum-Tochter. Virginia kann bei seinem Einstieg in die Toplisten der geprüften Vererber ein Zuchtwert-Plus von drei Punkten vorweisen und liegt jetzt mit GZW bei 134. Anzumerken bei diesem Bullen die ausgeglichene Leistung in Milch und Inhaltsstoffen. Sehr vielversprechend die Eutervererbung mit optimal versetzten Strichen und sehr guter Strichausbildung. Ein Neueinsteiger mit GZW 131 ist der Bulle McGyver von der Station BVN. Diese Macbeth-Sohn verdient Erwähnung, weil er mit Fundament 120 und Euter 126 bei durchweg positiven Fitnesszuchtwerten den optimalen Allrounder verkörpert.

Genomische Jungbullen: Heiss bleibt heiß begehrt

Aber auch die Liste der GJV kann sich sehen lassen. Heiss kann bereits zum vierten Mal die Spitzenposition verteidigen, bei der aktuellen Schätzung mit GZW 149. Bei der Bullenmutteranpaarung bzw. bei ET-Spülungen kommt aber derzeit keiner an der Nummer 2 vorbei: Megastar Pp* ist ein mischerbig hornloser Jungbulle mit GZW 148 bei MW 138, und auch alle anderen Zuchtwerte lassen keine Wünsche offen. Interessant zudem die Linienführung mit Martinus P*S, einem Manolo Pp*-Enkel und einer Diamant- Tochter und mütterlicherseits mit Jaron und Imperativ im Hintergrund. Der Bulle steht an der Station Hohenzell in Oberösterreich und befindet sich im Besitz der EuroGenetik. Die ersten Samenportionen von Megastar Pp* waren etwa Ende April 2023 verfügbar. Es wird allerdings noch eine Weile dauern, bis jede Nachfrage nach Sperma gestillt werden kann.

Bereits auf dem nächsten Rang eine weiterer Neuzugang mit GZW 148 und MW 137. Der Epik-Sohn Eintracht von der Station Höchstädt begeistert besonders mit der Vorschätzung von 126 Melkbarkeit bei 120 ZW Eutergesundheit. Beide Merkmale spielen in der Fleckviehzucht eine große Rolle, und so interessanter sind diese Bullen, die beide Zuchtwerte auf hohem Niveau verbessern. Im Extereiur sollte die Vorschätzung einer mittelrahmigen Kuh bei durchschnittlichen Fundamenteigenschaften berücksichtigt werden.

Die Qualität der Ggnomischen Jungvererber ist insbesondere in der Ausgeglichenheit der Teilzuchtwerte überaus überzeugend. Aber gerade darauf beruht ein verlässlicher Einsatz dieser Bullen. Fleckvieh ist also gut gerüstet für die Zukunft.

Hornlose Genetik

Megastar Pp* ist hier derzeit der bestimmende Hornlosbulle. Ein weiterer Topbulle im Hornlosbereich ist Mangan Pp*. Er steht ebenfalls in Höchstädt und kann als mit GZW 147 und MW 135 glänzen. Sehr gefällig sind die funktionalen Zuchtwerte und auch das Exterieur. Der Zuchtwert in der Melkbarkeit liegt bei 97. Allerdings muss erwähnt werden, dass er als Monololy P*S-Sohn die Last seines Vaters auch mittragen muss. Bei Monopoly P*S ist nach wie vor der ZW Melkbarkeit bei der Anpaarung der einschränkende Faktor (ZW 87). Waalkes Pp*-Sohn Wondreb Pp* überzeugt neben seinem Hornlosgen mit einer tollen Leistungsbereitschaft mit +1.725 kg Milch. Bei den genomischen Jungvererbern sind nach wie vor Master P*S (Bayern-Genetik) und Wirbelwind P*S (Hohenzell) stabil im vorderen Bereich der Zuchtwertlisten zu finden. Bei den geprüften Vererbern kann erfreulicherweise mit Verismo PP* ein reinerbig hornloser Fleckviehvererber im GZW zwei Punkte gewinnen und liegt jetzt mit GZW 133 weit vorne.

Spitzenvererber nach Einzel-Zuchtwerten:

• Milchwert: Woelsau von der Station Wölsau hat unter den derzeit angebotenen Bullen der höchsten MW mit 142, ihm folgt ein tschechischer Hashtag-Sohn, Hujer. Er liegt bei derzeit MW 139.
• ZW Milch kg: Waalkes Pp*-Sohn Woelsau hat mit +1685 kg eine extrem starke Vorschätzung im Merkmal Milch-kg. Sein Vollbruder, Wondreb Pp* (+1.725 kg Milch) hat das Hornlos-Gen seinen Vaters geerbt. Die hohe Milchmenge dieser beiden Bullen liegt in der Kuhfamilie. Mutter Evi weist eine sensationelle Erstlaktation von 15.396 kg Milch auf – bei einer Zwischenkalbezeit von 352 Tagen. Großmutter Exa ist eine leistungsstarke Raldi-Tochter mit einer mittleren Lebensleistung von 13.700 kg Milch bei 4,24 % Fett und 3,64 % Eiweiß.
• Fitness: Nach Fitness- Rangierung führen Wallfahrer P*S (GZW 141) und Zellking (GZW 139) mit FIT 136. Wallfahrer P*S (Bayern-Genetik) ist allerdings noch nicht frei verfügbar. Weidwerk-Sohn Weithin (BVN) liegt mit FIT 135 nur knapp dahinter.
• Melkbarkeit und Eutergesundheit: Der Neueinsteiger Eintracht und Ibis P*S, ein hornloser IQ P*S-Sohn, beide von dem Besamungsverein Nordschwaben e.V. in Höchstädt, sind hier überlegen. Topwerte als geprüfter Vererber erreicht Sido (BVN) kann mit MB 119 und EGW 125 überzeugen.