Dass vielen Nutztierhaltern derzeit kaum noch Luft zum Atmen bleibt, dafür sei weder der Lebensmitteleinzelhandel verantwortlich, noch kann er allein diese Herausforderung lösen, so Aldi. Denn schließlich lande nur ein Drittel des Fleisches und der Milch in den Regalen des Handels. Zudem würden sich die Preise auf Basis von Angebot und Nachfrage in jeder Stufe der Wertschöpfungskette bilden, so die Argumentation der Discounter. Im Gegenteil: Mit dem von Aldi initiierten Haltungswechsel...
Dass vielen Nutztierhaltern derzeit kaum noch Luft zum Atmen bleibt, dafür sei weder der Lebensmitteleinzelhandel verantwortlich, noch kann er allein diese Herausforderung lösen, so Aldi. Denn schließlich lande nur ein Drittel des Fleisches und der Milch in den Regalen des Handels. Zudem würden sich die Preise auf Basis von Angebot und Nachfrage in jeder Stufe der Wertschöpfungskette bilden, so die Argumentation der Discounter. Im Gegenteil: Mit dem von Aldi initiierten Haltungswechsel würden Nutztierhaltern über Jahre hinweg Planungssicherheit gegeben sowie langfristig ein verlässlicher Absatzkanal für Produkte aus höheren Haltungsformen eröffnet.
Uns trifft keine Schuld - Preisbildung muss an der Theke erfolgen
In einem Positionspapier fordern Aldi Süd und Nord von der neuen Bundesregierung einen langfristige, rechtliche Rahmenbedingungen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette. Es sei klar, was nötig sei, um die gesellschaftlichen Ansprüche an Klima-, Umwelt- und Tierschutz mit ökonomisch nachhaltigen Perspektiven zu verbinden. Mit den europäischen GAP-Mitteln stehe Geld zur Verfügung, das zielgerichtet für die Umstellung der Tierhaltung genutzt werden muss. Eingriffe in die Preisbildung hingegen lehnen die beiden Unternehmen ab, so bei Preiserhöhungen ein Nachfragerückgang zu befürchten. Aus Sicht von ALDI Nord und ALDI SÜD müssen an jegliche Finanzinstrumente folgende Anforderungen gestellt werden:
- Eine mögliche Tierwohl-Abgabe sollte nicht nur im Handel, sondern auch bei allen anderen Absatzkanälen (z. B. Gastronomie) erhoben werden.
- Um das Ziel der zukünftig verstärkten Ganztiervermarktung zu erreichen, müssen auch höher verarbeitete Produkte (z. B. Fertiggerichte und Feinkost) in den Anwendungsbereich einer solchen Abgabe fallen.
- Die Förderung muss so gestaltet werden, dass nicht vorrangig der Export tierischer Produkte subventioniert wird.
- Auch importierte Produkte müssen bei der Erhebung einer Tierwohlabgabe berücksichtigt werden, um die inländische Erzeugung nicht zu diskriminieren und keine falschen Anreize auf der Käuferseite zu schaffen.
- Ein Selbstversorgungsgrad von nahezu 100 Prozent sollte angestrebt werden, um die Versorgungssicherheit mit deutscher Tierwohlware zu erhalten. Das kann auch Stallneubauten für Tierwohlzwecke erforderlich machen.
Baurecht für Tierwohlställe vereinfachen
Das aktuell geltende Baurecht steht den dem Um- und Neubau von Tierwohlställen allerdings oftmals im Weg, attestieren die Discounter. Selbst bei kleinen Umbauten werden Stallgenehmigungen zum Teil komplett neu geprüft. Darüber hinaus verursachen hohe Umweltauflagen Zielkonflikte zwischen Umwelt- und Tierschutz. Damit Geschwindigkeit beim Umbau der deutschen Nutztierhaltung aufgenommen werden kann, muss die neue Bundesregierung einfache und verlässliche Verfahren zum Um- und Neubau von Tierwohl-Ställen auf den Weg bringen, so Aldi Nord und Aldi Süd:
- Anpassung des Baugesetzbuches, um bauliche Änderungen zu Tierwohlzwecken im Außenbereich zu reprivilegieren. Ersatzbauten und Erweiterungen müssen explizit erfasst werden.
- Schaffung von Ausnahmen bzw. Erleichterungen für Tierwohl-Ställe in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft).
- Der Begriff „Verbesserungen des Tierwohls“ muss schnellstmöglich konkretisiert werden. Hier bietet es sich an, die etablierten Kriterien der Haltungsform Stufen 3 und 4 zu nutzen.
- Es braucht beschleunigte Verfahren bei den Genehmigungsbehörden für landwirtschaftliche Bauanträge, um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe weiter zu ermöglichen.
EU-Haltungskennzeichen und Öko voranbringen
Ein europäisches Tierwohl-Kennzeichen bietet nicht nur sondern kann zudem den Effekt minimieren, dass Verbraucher zu günstigeren, Nicht-Tierwohl-Waren aus dem europäischen Ausland greifen. Deshalb fordert der Discounter dass eine verpflichtende Kennzeichnung auch für tierische Produkte aus Theken, in der Gastronomie, der Verarbeitung und dem Großhandel gelten muss. Das Kennzeichen sollte sich an der bewährten mehrstufigen Haltungsform des Handels (Haltungsform.de) orientieren.
Zudem möchte Aldi den ökologischen Anbau weiter voranzutreiben. Hintergrund ist eine stetig steigende Nachfrage nach Produkten Bio-Qualität. Da jedoch kein ausreichendes Angebot an tierischen Produkten in Bio-Qualität aus Deutschland verfügbar sei, müssten die Aldi-Lieferanten noch Bio-Frischfleisch und Milch aus anderen EU-Ländern einkaufen. Die Discounter fordern deshalb die Erzeugung ökologisch hergestellter Lebensmittel in Deutschland mit Nachdruck zu fördern. Das Ziel der europäischen Farm-to-Fork-Strategie (25 Prozent Ökolandbau bis 2030) muss in Deutschland eher das untere Ende der Messlatte sein. Dazu sei eine Umstellungsförderung und Beratung für konventionelle Betriebe, die auf die ökologische Erzeugung umstellen wollen ebenso angebracht wie der Umstieg auf regionale, tierwohlgerechtere und ökologisch produzierte Lebensmittel in staatlichen Einrichtungen.
Der Lebensmittelhandel will künftig nur noch Milch aus Tierwohlställen anbieten. Die Politik lässt sich mal wieder von Aldi, Lidl und Co. vorführen!