In den beiden großen südamerikanischen Flächenstaaten Brasilien und Argentinien ist eine funktionierende Agrar-Infrastruktur, wie wir sie in Europa kennen, nur in einigen wenigen Regionen vorhanden. Das, eine massive Bürokratie sowie die politischen und fiskalischen Systeme, die viel Raum für Korruption lassen, erschweren ungemein den Aufbau von Milchfarmen. Aber dennoch finden sich in den beiden Ländern kuhbegeisterte Unternehmer, die dort erfolgreich melken. Wir haben einige von Ihnen besucht:
BRASILIEN
Fazende Frank’Anna: Kühe werden bis zu vier Mal täglich gemolken
Frank Dijkstra emigrierte in den 50iger Jahren aus den NL kommend nach Brasilien. Dort siedelte er sich in der Region Campos Gerais an. Intensiv in die Milcherzeugung eingestiegen ist der heute 81 jährige Unternehmer erst im Jahr 1989. Damals hat eine seiner Töchter den Tierarzt Mauricio Greidanus geheiratet. Zuvor widmete sich Frank intensiv dem Ackerbau (Soja). Sein Schwiegersohn sah hingegen die Zukunft mehr in der Milchproduktion, er konnte Frank überreden in Kühe zu investieren.
In den beiden großen südamerikanischen Flächenstaaten Brasilien und Argentinien ist eine funktionierende Agrar-Infrastruktur, wie wir sie in Europa kennen, nur in einigen wenigen Regionen vorhanden. Das, eine massive Bürokratie sowie die politischen und fiskalischen Systeme, die viel Raum für Korruption lassen, erschweren ungemein den Aufbau von Milchfarmen. Aber dennoch finden sich in den beiden Ländern kuhbegeisterte Unternehmer, die dort erfolgreich melken. Wir haben einige von Ihnen besucht:
BRASILIEN
Fazende Frank’Anna: Kühe werden bis zu vier Mal täglich gemolken
Frank Dijkstra emigrierte in den 50iger Jahren aus den NL kommend nach Brasilien. Dort siedelte er sich in der Region Campos Gerais an. Intensiv in die Milcherzeugung eingestiegen ist der heute 81 jährige Unternehmer erst im Jahr 1989. Damals hat eine seiner Töchter den Tierarzt Mauricio Greidanus geheiratet. Zuvor widmete sich Frank intensiv dem Ackerbau (Soja). Sein Schwiegersohn sah hingegen die Zukunft mehr in der Milchproduktion, er konnte Frank überreden in Kühe zu investieren.
Mittlerweile werden auf der Farm jährlich rund 12 Mio. kg Milch gemolken und verkauft. Die 1.200 laktierenden Kühe werden täglich in einem 2x20 Side by Side-Melkstand gemolken - die ersten 100 Tage sogar vier Mal pro Tag, anschließend nur noch drei Mal.
Aufgrund der knappen Flächenausstattung, der hohen Temperaturen während der Vegetationsperiode und der starken Niederschläge von durchschnittlich 2.000 mm jährlich, wird auf der Farm zu Futterzwecken nur Maissilage und Hafer-GPS angebaut. Grassilage wird von einer 500 km entfernten Farm zugekauft. Allerdings sind pro Jahr mindestens zwei Ernten auf einer Parzelle möglich.
Herausforderungen: Trotz Hitzestress die Milchleistung weiter steigern und gleichzeitig die Tiergesundheit noch verbessern! Doch dazu sind Investitionen erforderlich, weiß Mauricio Greidanus, u.a. in einem komplett belüfteten Stall (Cross Ventilation). Da aber seine beiden Töchter bereits in das Management der Farm eingestiegen sind, wird er wohl investieren um die Zukunft der Milchproduktion abzusichern.
Sempre Verde Farm: 40 Liter im Tagesdurchschnitt
Ebenfalls auf niederländische Abstammung (wie die meisten Milchfarmer in Brasilien) blicken Douwe (Senior) und Jonathan Groenwold (Junior) zurück. 1950 siedelte sich die Familie im Bundestaat Paraná an. Von Beginn an wurde hier gemolken – heute 690 Holsteins mit einer täglichen Milchmenge von 40 Litern. Die Kühe werden ebenso in Kompostställen (12 m2/Kuh) gehalten wie die Jungrinder (8 m2/Rind). Jährlich werden insgesamt 600 Tonnen „Einstreu“ (Eukalyptusspäne) benötigt. Alle Flächen werden zweimal täglich gegrubbert. Die Frischkalber sind in einem geschlossen Kompoststall mit Tunnellüftung unter weitgehend konstanten Klimabedingungen aufgestallt. Diese Stallform sehen Groenwold’sals zukunftsweisend an. Der zum Betrieb der vielen Ventilatoren erforderliche Strom soll schon bald mit Hilfe von Solarpaneelen selbst produziert werden.
Wichtig ist der Familie neben der hohen Milchleistung eine gute Fruchtbarkeit der Kuhherde. Deshalb haben die beiden Betriebsleiter zuletzt auch in Sensoren investiert. Die Pregnancy Rate (PR) liegt mittlerweile bei hervorragenden 31 %.
Herausforderungen: Stetig sehr gutes Grundfutter produzieren trotz mittlerweile immer häufiger auftretender Trockenperioden und das „Halten“ von gutem Personal (30 AK arbeiten auf der Farm). Das ist umso wichtiger, da in den kommenden Jahren der Kuhbestand auf 1.100 Tiere aufgestockt werden soll (Risikoabsicherung, da geringere Stückkosten).
ARGENTINIEN
Grupo MHarnes: Neue Milchfarm für 960 Kühe
Paulo Giraudo hatte in seinem gesamten Leben sich noch nie um Kühe gekümmert, obwohl die Familie schon immer Kühe gemolken hat. Paulo hat Betriebswirtschaft studiert und sich anschließend um die Verwaltung der familieneigenen Supermärkte gekümmert. Das Paulo Giraudo jetzt einer größerer Milcherzeuger in der Provinz Cordoba ist, liegt an einem Versprechen, das er seinem Vater kurz vor dessen Ableben gegeben hat. Paulo hat seinem Vater Néstor versprechen müssen, unter keinem Umständen die Milchproduktion aufzugeben. „Also habe ich vier Monate lang meinen Vater über unsere Kühe ausgefragt“, erklärt Paulo, „um mir möglichst viel Wissen anzueignen“. Paulo führt die Milchfarm aber nicht nur aus nostalgischen Gründen weiter, er hat gemerkt, dass sich mit Milch in Argentinien gute Geld verdienen lässt. Deshalb hat er seine Familie auch überzeugen können, 5 Mio. US-Dollar in eine neue Milchfarm zu investieren. Die Arbeiten sind fast abgeschlossen. Paulo’s Ziel ist es, in 2025 rund 960 Kühe täglich zu melken (38 l pro Kuh und Tag mit max. 120.000 Zellen/ml). Mittlerweile sind die drei Kompostställe (10 m2/Kuh) zu zwei Dritteln belegt. 600 Kühe sollen künftig in einem 2 x 24 Parallel-Melkstand gemolken werden. Die restlichen Tiere von sechs Melkrobotern im dritten Stall. Ein Großteil der Milch wird in der unternehmenseigenen Molkerei verarbeitet.
Herausforderungen: Da auf eine Beregnung der Futterflächen verzichtet wird, ist die Farm auf den Futterzukauf (600 ha/Jahr) angewiesen. Um die Kosten im Griff zu halten (Sojapreise können über Nacht um 30 % schwanken), wird versucht langfristige Kontrakte abzuschließen. Ziel ist eine Gewinnmarge von umgerechnet fünf Cent pro Liter Milch zu halten.
Grupo LP: Neuseeland als Blaupause
Francisco Brivilo hat sich einige Jahre in Neuseeland als Herdenmanager verdingt, seit seiner Rückkehr in die Provinz Buenos Aires versucht er das neuseeländische Produktionssystem in Argentinien umzusetzen: Saisonale Abkalbung, weidebasiert, Verzicht auf Stallgebäude und die Beteiligung von Sharemilkern.
Auf zwei Standorten melkt die Grupo (ein Zusammenschluss mehrerer Geschäftspartner) 1.230 KiwiCross-Kühe, eine Gebrauchskreuzung aus neuseeländischen Holsteins und Jerseys. Auf jedem der beiden Standorte findet sich nur ein Melkzentrum. Dort werden jeder Kuh im Tagesdurchschnitt rund 20 Liter Milch entlockt. Die Kühe werden ganzjährig im Freien gehalten, was aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer durchaus als eine enorme Herausforderung gilt. Alle Kühe kalben im Herbst bzw. Winter ab (je nach Standort). Auf die Weide werden die Herden aufgetrieben, sobald die Kühe etwa 3 % ihres Gewichtes an Gras aufnehmen können. Umgerechnet werden auf jedem Hektar 2,8 bis 3,0 Kühe gehalten. Angestrebt wird 1.100 kg Milchinhaltsstoffe von jedem Hektar im Jahr zu produzieren. Sobald das Graswachstum nachlässt, wird zugefüttert – in der Regel neben Gras-, Mais- und Sonnenblumensilage vorallem Nebenprodukte und Getreide sowie Soja.
Von dem Sharemilker-System (Sharemilker besitzen ihre eigenen Kühe, sie sind für die Beschäftigung von Arbeitern und den täglichen Betrieb der Farm verantwortlich. Sharemilker. Sie erhalten im Gegenzug einen bestimmten Prozentsatz des Milcheinkommens) versprechen sich Francisco Brivilo und seine Geschäftspartner die Aufrechterhaltung der Herdenbetreuung und der Milchproduktion, da die Sharemilker selbst in der Verantwortung stehen. Viele der Sharemilker sind Tierärzte oder Menschen aus dem Agrarbusiness, die auf ein zweites Einkommen angewiesen sind.
Herausforderungen: Die „unsicheren“ ökonomischen und politischen Verhältnisse erfordern großes Geschick im täglichen Farmmanagement. Um die Milchproduktion besser abzusichern bzw. um die Stückkosten zu senken, sind Investitionen wohl unausweichlich („wir werden zum Wachstum gezwungen“). Aktuell liegt die Gewinnmarge pro Kuh bei umgerechnet 360 US-Dollar. Eine Überlegung ist zudem, bei anhaltender Sommertrockenheit und hohen Futtermittelpreisen, die altmelkende Herde auf nur noch eine Melkzeit umzustellen.
Viel Bürokratie und eine extrem hohe Inflation. Milcherzeuger in Südamerika haben es nicht leicht. Eindrücke einer Reise durch Brasilien und Argentinien.