Offene, geräumige Laufställe sind oft sehr tierfreundlich, allerdings kann das Mehr an Tierwohl zu erhöhten Emissionen führen. Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft EIP entwickelt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) zusammen mit der Praxis innovative Maßnahmen mit dem Ziel, Ställe sowohl tier- als auch umweltfreundlich zu gestalten.
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Offene, geräumige Laufställe sind oft sehr tierfreundlich, allerdings kann das Mehr an Tierwohl zu erhöhten Emissionen führen. Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft EIP entwickelt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) zusammen mit der Praxis innovative Maßnahmen mit dem Ziel, Ställe sowohl tier- als auch umweltfreundlich zu gestalten.
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Die Kuh fast wie auf der Weide halten
Landwirt Daniel Stier in Untermünkheim (Baden-Württemberg) hat mit seinen 115 Fleckviehkühen (9.900 kg Milch) unlängst erst seinen neuen Laufstall bezogen. Es handelt sich um einen zweihäusigen Stall. Jeweils links und rechts des Futtertisches befindet sich eine Liegehalle mit Tiefboxen, ein Laufhof und ein Melkroboter. Die offenen Wände der Liegehallen lassen sich mit Hilfe von Jalosien öffnen. «Die Kuh ist am liebsten an der frischen Luft», begründet der junge Milcherzeuger den ungewöhnliche Stallkonzept mit integriertem Laufhof. «Es soll den Kühen, die sich an 365 Tagen im Jahr im Stall aufhalten, ähnlich gut gehen, wie Kühen, die auf die Weide dürfen.»
Urin und Kot möglichst schnell abführen
Auf den zwischen Fress- und Liegeplatz angeordneten, 6,4 m breiten Laufhöfen können die Kühe einander gut ausweichen. Jeder Kuh stehen theoretisch 5,6 m2 Laufhoffläche zur Verfügung. Eine Kuhdusche über dem Fressplatz soll den Kühen im Sommer Kühlung verschaffen. Zudem sind über dem Laufhof sind sensorgesteuerte Markisen angebracht, so dass die Kühe im Sommer nicht in der prallen Sonne stehen müssen. Die Beschattung soll aber auch zur Reduktion der Ammoniak-Emissionen beitragen.
Weitere Maßnahmen, die zur Emissionsminderung beitragen sind:
- Trennbügel nach jedem zweiten Fressplatz: Diese verhindern, dass die Kühe parallel zum Futtertisch stehen. Das vermindert die emittierende Fläche um 14 %.
- Der Fressplatz ist um 20 cm erhöht, so kann der Schieber die Gülle entlang des Fressplatzes abschieben.
- Die Laufgänge haben ein Quergefälle von 3 % zur Harnrinne hin, die sich in der Führungsschiene des Schiebers befindet.
- Eine bodennahe Befeuchtungsanlage soll verhindern, dass der Kot am Boden haftet und sich eine Schmierschicht bildet. Dazu spritzt Wasser aus Löchern einer Leitung entlang der Liegeboxen- und Fressplatzkanten.
- Damit möglichst wenig Ammoniak von den Laufflächen verdunstet, reinigt der Schieber alle zwei Stunden die Laufflächen. Da der Fressplatz gegenüber der Schieberfläche erhöht ist, stört er die Kühe beim Fressen nicht. Die Flächen zwischen den Rillen weisen ein leicht dachförmiges Gefälle auf, um die Gülle in die Rillen abzuleiten.
- Der Boden des Wartebereiches vor den Melkrobotern ist mit Spaltenelementen ausgeführt und beheizbar, damit die Kühe den Kot auch im Winter durchtreten. Durch den schnellen Harnabfluss wird die Gülle vor dem Schieber dickflüssiger, weshalb es im Querkanal zu Verstopfungen kommen kann. Aus diesem Grund sollten im Querkanal Spülleitungen eingebaut werden.
- Die Laufflächen sind mit Gummimatten ausgelegt, die beim Auftritt der Tiere nachgeben und ihnen auch dann einen guten Halt geben, wenn wegen Brunst oder Eingliederung einer neuen Kuh Unruhe in der Herde herrscht.
20 % zusätzliche Förderung
Daniel Stier hat sich viele Tipps in Workshops im Rahmen des Projektes «Bauen in der Rinderhaltung» erworben. Zudem hat er sich bei der Planung regelmässig mit anderen Landwirten, die am Projekt teilnehmen, getroffen. Gemeinsam mit Vertretern von Stallbaufirmen und der Fachhochschule Nürtingen besprachen sie ihre Projekte und suchten nach innovativen Lösungen. «Die harnableitenden Gummiböden und die beheizten Spaltenböden hatten wir ursprünglich nicht geplant», erläutert Stier.
Durch die Teilnahme am Projekt der EIP löste der Milcherzeuger zusätzlich zu den bestehenden Agrarförderprogrammen AFP Beiträge von 20 % der Investitionskosten aus. Der Maximalbeitrag beträgt 180.000 Euro. Voraussetzung für die Förderung ist, dass entweder die Anforderungen der AFP Basis oder AFP Premium erfüllt werden.
Zur Öffentlichkeitsarbeit verpflichtet
Die Förderung verpflichtet Milcherzeuger aber auch zur Öffentlichkeitsarbeit. Sie müssen sich einverstanden erklären, Berufskollegen Führungen durch den Stall anzubieten und der Öffentlichkeit Einblick in den Stall zu geben. Auf diese Weise sollen innovative Lösungen Eingang in die Praxis finden, erklärt Thierberger. Darüber hat sich der Landwirt vertraglich verpflichtet, den Forschern der Hochschule Nürtingen-Geislingen eine wissenschaftliche Begleitung auf seinem Hof zu ermöglichen. So sollen dauernd neue Erkenntnisse aus der Praxis in die Beratung einfließen.
EIP-Projekt „Bauen in der Rinderhaltung“
Das Projekt hat zum Ziel, innovative Bauprojekte in der Rinderhaltung zu planen, umzusetzen und zu evaluieren. Angestrebt wird, praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, die eine hohe Akzeptanz und Praxisverbreitung erwarten lassen und dazu beitragen, die Rinderhaltung unter baden-württembergischen Standortbedingungen zukunftsfähig und wettbewerbsfähig zu gestalten. Wissenschaftler des Instituts für Angewandte Agrarforschung (IAAF) der Hochschule in Nürtingen begleiten die Landwirte und Stallbaufirmen bei der Suche nach nachhaltigen und praxistauglichen Lösungen. Das Projekt, an dem 25 Betriebe teilnehmen, ist 2017 gestartet und läuft bis 2022. Es wird finanziert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) Siehe:
https://www.eip-rind.de/