Nach operativen Eingriffen benötigen Kühe eine sorgfältige Nachsorge, damit Genesung und Wundheilung gut verlaufen können.
Zur Labmagenverlagerung
Bauchhöhlen-OPs belasten den Organismus von Rindern trotz einer sterilen Durchführung stark. Durch die Reizung des Bauchfells, den...
Nach operativen Eingriffen benötigen Kühe eine sorgfältige Nachsorge, damit Genesung und Wundheilung gut verlaufen können.
Zur Labmagenverlagerung
Bauchhöhlen-OPs belasten den Organismus von Rindern trotz einer sterilen Durchführung stark. Durch die Reizung des Bauchfells, den Flüssigkeitsverlust sowie die Stoffwechselbelastung u. a. durch die Betäubung. Die Wundheilung und die dadurch gesteigerte Tätigkeit des Immunsystems erhöhen zudem den Energiebedarf der Kühe.
Linke sowie rechte Labmagenverlagerungen operieren wir ausschließlich endoskopisch. Denn bei der minimalinvasiven Technik sehen wir bei den von uns betreuten Kühen einen deutlich besseren OP-Erfolg als bei anderen OP-Varianten. Die OP-Wunde ist hier kleinstmöglich und damit auch das Risiko, das Stallstaub in die Bauchhöhle eingetragen wird und es zu Wundinfektionen kommen kann.
Erfolgreich operiert ist noch nicht geheilt.“
Dr. Ines Leidel
Bei allen Kühen wird vor der Labmagen-OP per Schnelltest die BHB-Konzentration im Blut bestimmt sowie ein Schmerzmittel verabreicht. Abhängig von der Höhe der BHB-Konzentration im Blut wird der Umfang der weiteren Behandlung festgelegt.
- Kühe mit einem niedrigen BHB-Wert werden nur gedrencht (warmes Wasser, Pansenstimulans, Propylengykol/Glycerin, Mineralstoffe). Ist der Wert höher, werden Glukose, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente infundiert.
Kühe mit einer rechtsseitigen Verlagerung des Labmagens profitieren direkt nach der OP von einem intravenösen Dauertropf.
Mit dieser Behandlung fressen die Kühe in der Regel zügig wieder und können bald aus dem Krankenstall zurück in ihre Gruppe. Zum Entfernen der Klammern nach zwei Wochen sehen sie häufig wieder recht unauffällig aus.
Zeigt die Kuh jedoch am Folgetag/den Folgetagen trotz sorgfältiger Futtervorlage (gerne zusätzlich etwas Heu) wenig Appetit, gilt es Fieber zu messen, die Schmerzmittelgabe zu kontrollieren und die Kuh bei Bedarf zu drenchen (warmes Wasser, Pansenstimulans, Propylenglykol/Glycerin und Mineralstoffe). Hierzu Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt halten.
Mehr zum Thema Schmerzmittelgabe an Kühe – Schmerzen früh erkennen und richtig behandeln. So kann der Stress für die Kühe bestmöglich reduziert werden. Dabei ist u.a. die Wahl des NSAIDs wichtig.
Nachsorge zum Kaiserschnitt
Die Erfolgsprognose für einen Kaiserschnitt hängt von der Dauer und Art der vorangegangenen Geburtshilfe-Versuche ab. Sie wird immer schlechter für Kalb und Kuh, je später der Tierarzt hinzugerufen wird. Rinderhalter sollten in der Geburtshilfe so eingestellt sein, dass sie lieber früher als später den Tierarzt rufen.
Dann ist es so, dass Kühe sich in der Robustheit gewaltig unterscheiden können. So können Milchkühe Wundheilungsstörungen und Bauchfellentzündungen bekommen, obwohl überaus steril gearbeitet wurde. Bei einem Kaiserschnitt lässt sich ein Eintrag von Keimen in die Bauchhöhle trotz sorgfältiger Hygiene nicht vollständig vermeiden. Die Öffnung ist großflächig und die Stallluftbedingungen nicht keimfrei. Direkt zur Kaiserschnitt-OP geben wir daher grundsätzlich eine Antibiose, Schmerzmittel sowie eine erste Infusion.
Die weitere Medikation an den Folgetagen erfolgt nach Protokoll des Tierarztes durch den Tierhalter. Zudem ist dieser, zusätzlich zur Kontrolle des Allgemeinzustands und der Futter- und Wasseraufnahme der Kuh im Krankenstall, für die Wundversorgung verantwortlich:
- Die Naht täglich ein- bis zweimal trocken von anhaftenden Einstreuresten befreien und mit einem abdeckenden Spray (z. B. Zinkspray, antibiotisches Blauspray) einsprühen.
- Nach einigen Tagen kann die Naht eventuell anschwellen und spannen. Dann sollte sie gekühlt werden. Dazu die Umgebung der Wunde mit kühlender Eutersalbe einreiben. Zudem die Körpertemperatur messen, da hier häufig Fieber mit einhergeht. Bei Fieber den Tierarzt kontaktieren.
- Bei Ausreißen von Klammern und klaffenden Wundrändern die Naht ein- bis zweimal täglich mit warmem Leitungswasser spülen, solange bis das Spülwasser klar ist. Vorsichtig sollte man mit Jod und anderen Desinfektionsmitteln sein, diese können die Wundflächen stark reizen!
Diese Verhaltensänderungen und Zeichen helfen dabei zu erkennen, ob eine Kuh oder ein Rind Unwohlsein oder Schmerzen verspürt.
Nach der Klauen-Operation
Operationen an der Klaue (z. B. Amputation, Limax/Tylom entfernen) gehören ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich von Tierärzten. Derart schmerzhafte Eingriffe sind nur mit Lokalanästhesie und eventueller Sedierung tragbar. Die Schmerzen dauern an. Eine Schmerztherapie wird daher für mindestens drei Tage, je nach OP und Schwere der Beeinträchtigung fünf Tage verschrieben.
Eine Antibiose erfolgt nur nach exakter Diagnose. Dabei setzen wir auf kurze, aber ausreichend lange Behandlungsintervalle, z. B. bei Amputation drei bis fünf Tage Procain-Penicillin. Depot-Präparate machen keine ausreichenden Wirkspiegel in entzündetem Gewebe. Bei Amputationen oder Frakturen kleben wir einen Klotz auf die gesunde, tragende Klaue. Das verhindert Druck auf die Wunde und schützt den Verband vor Verschmutzung.
Zur Nachsorge von Klauen-OPs:
- Fuß und Verband müssen unbedingt trocken gehalten werden. Also höchstes Augenmerk (wie bei allen OPs) auf die Hygiene der Einstreu im Krankenstall. Saubere Wege zum Melken, aufpassen mit Wasser im Melkstand.
- Die Kuh nur kurze Strecken laufen lassen – Krankenstall nah am Melkstand bzw. Eimermelkanlage im Krankenstall.
- Täglich kontrollieren, ob der (Gips-)Verband noch gut sitzt. Ist er verrutscht oder ab, den Tierarzt kontaktieren. Der erste Verbandswechsel und die Kontrolle der Wunde erfolgen nach drei Tagen durch den Tierarzt, weitere nach jeweils drei bis sieben Tagen. Bei gutem Heilungsverlauf wird die weitere Nachsorge dem Tierhalter übergeben, wenn dieser die Möglichkeiten dazu hat.
- Bei einer Klauen-Amputation sollte die Kuh je nach Befinden mindestens ein bis zwei Wochen in der Krankenbox bleiben. Vier Wochen bei Sehnenresektionen und acht Wochen bei Frakturen!
Kaiserschnitt und Co. – operierte Kühe brauchen zur Genesung eine sorgfältige Nachsorge. Eine Tierärztin erklärt, wie sich die im Praxisbetrieb umsetzen lässt.