Druffel-Schulze Raring GbR
Münster (NRW)
140 Kühe
14.000 kg Milch (4,5% Fett, 3,6% Eiweiß)
Lebenstagsleistung: 20,6 l
3,5 AK
Zufrieden schauen die Milcherzeuger dem grünen Bulli hinterher, der gerade die Hofeinfahrt verlässt. Ein arbeitsreicher Vormittag liegt hinter ihnen: Gemeinsam mit ihrem Tierarzt haben Christoph Schulze Raring und Bernd Druffel bei jeder Kuh im Stall die Rückenfettdicke bestimmt, die Rationen und alle Komponenten unter die Lupe genommen und einen genauen Blick auf die Zahlen der Herde geworfen. Rund sechs Stunden waren dafür nötig.
Am Ende steht ein detaillierter Bericht und eine Liste mit Aufgaben für den nächsten Monat.
Engmaschige Kontrolle jeden Monat
Denn ja, eine solch aufwendige Kontrolle führen die Milcherzeuger und ihr Tierarzt monatlich durch. Die Fütterung der 140 schwarzbunten Kühe ist bei der Druffel-Schulze Raring GbR aus Münster die Stellschraube für eine Leistung von über 14.000 kg Milch, mit sehr ordentlichen Inhaltsstoffen von 4,05 % Fett und 3,6 % Eiweiß und einer hervorragenden Eutergesundheit von unter 100.000 Zellen.
„Bis vor drei Jahren haben wir ungefähr 11.000 kg gemolken, das war ja auch schon gut“, erinnert sich Christoph Schulze Raring, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Cousin Bernd Druffel leitet. Doch immer wieder traten Probleme bei den Frischabkalbern auf. „Kühe lagen fest, Milchfieber war es nicht“, erklärt Christoph Schulze Raring. Nach viel Ausprobieren entschieden sich die beiden Betriebsleiter, bei der Fütterungsberatung mit einem spezialisierten Tierarzt zusammenzuarbeiten.
Mit Erfolg! Die engmaschigen Kontrollen und Umstellungen in Ration und Futterbau führten letztlich zu einer stabileren Tiergesundheit.
Ein Grundfutteranteil von 56 Prozent
Heute bilden rund ein Drittel Grassilage (Ackergras) und zwei Drittel Maissilage die Grundlage der Ration. Ergänzt wird das Grundfutter durch Kraftfutter auf Rapsbasis, CCM und pansengeschütztes Fett. Alle melkenden Kühe erhalten über die gesamte Laktation dieselbe Ration und werden gemeinsam in einer großen Gruppe gehalten. Trockensteher werden zweiphasig und zuletzt mit sauren Salzen gefüttert, wobei Schulze Raring den Harn-pH-Wert der Vorbereiter wöchentlich kontrolliert.
Ein Pansenbolus, der Wiederkauen, Wasseraufnahme, Aktivität und Temperatur misst, unterstützt seit einem Jahr die Tierbeobachtung.
„Wir zahlen monatlich 3 € pro Kuh plus einmalig 30 € für jeden Bolus“, berichtet Christoph Schulze Raring. „Damit sind wir aber viel früher dran, wenn es einer Kuh nicht gut geht. Ich bin ein großer Fan davon, früh einzugreifen.“ Auffällige Tiere (z. B. höhere Temperatur, weniger Wiederkauen) werden besonders gut beobachtet und erhalten gegebenenfalls einen Entzündungshemmer.
(Tipp!) Auch Rationswechsel oder die Qualität der Futtervorlage lassen sich beurteilen, indem die Software die Kennzahlen einzelner Gruppen wie Frischabkalber oder Vorbereiter-Kühen zusammenfasst.
Im Rahmen der Betreuung durch die Tierarztpraxis Kuhkraft müssen die Betriebsleiter zudem wöchentlich Zahlen liefern: den TS-Gehalt der Futterkomponenten, die Futteraufnahme der einzelnen Gruppen (Laktierende fressen derzeit 27 kg, Frühtrockensteher 14 kg und Vorbereiter 13 kg TS). Auch den IOFC (Income over Feedcost) haben sie im Blick.
Niedriger Milchpreis, Futterknappheit, hohe Kosten – vielerorts ist die Lage angespannt. Welche Kennzahl jetzt wichtig ist.
Das nimmt Schulze Raring sehr ernst, schließlich kostet die intensive Betreuung rund 1.200 € monatlich. „Aber wenn es so läuft, macht die Fütterung richtig Spaß“, lacht der zugewandte Milcherzeuger.
Futter-“Mus“ für Kühe
Die Ration, die am Futtertisch der melkenden Kühe liegt, wirkt beinahe wie ein übergroßer Kartoffeldamm, so ebenmäßig geformt liegt die braune Masse da. Einzelne Maisflocken oder gar Grashalme sind nicht mehr zu erkennen, eher erinnert das Futter an ein zähes Mus. Die Kühe fressen die TMR gleichmäßig von oben nach unten ab.
„Seit zwei Jahren setzen wir auf deutlich kürzere Häcksellängen“, berichtet Bernd Druffel, während er ruhig ein wenig von der Futtermischung durch die Hände rinnen lässt, „sowohl bei Ackergras als auch bei Mais stellt der Lohnunternehmer den Häcksler auf vier bis sechs Millimeter ein.“ Das zeigt sich auch beim Blick in die Siloanlagen: Stabil und fest liegen die Futtervorräte in den Kammern. Auf insgesamt 180 ha können Bernd Druffel und Christoph Schulze Raring ihre Futtermittel anbauen und versorgen damit neben der Milchkuhherde der GbR weitere Betriebszweige wie z. B. Schulze Rarings Bullenmast.
Beim fünfjährigen Ackergras und im Dauergrünland setzen die Cousins auf einen ersten Schnitt Ende April/Anfang Mai und dann jeweils 20 Tage später auf Schnitt Nummer zwei und drei. So erreichten sie zuletzt Energiegehalte von 7,1 MJ NEL im ersten bzw. 6,9 MJ NEL im Folgeschnitt. Ackergras und Dauergrünland silieren sie zusammen, etwa dann, wenn sie „Bierglashöhe“ haben. „Da sind beim Schnittzeitpunkt immer Kompromisse nötig. Ackergras ist viel flexibler – wir schauen beim Rispenschieben also zuerst nach den Dauergrünlandflächen.“
Beim Schnittzeitpunkt richten wir uns eher nach dem Dauergrünland – Ackergras ist viel flexibler.
Bernd Druffel
Auch die Sortenwahl hat einen Einfluss auf den Energiegehalt: So achten sie beim Silomais auf hohe Verdaulichkeit und Futterqualität statt Masse und wählen Feldgras mit Weideeignung, das nicht so schnell in Blüte kommt wie reines Ackergras. Das habe nochmals einen enormen Sprung in den Energiegehalten gebracht.
Futterlager selbstgebaut
Überhaupt, die Futterlagerung: In Verlängerung der Fahrsiloanlagen, etwa parallel zum Kuhstall, liegt ein lang gezogenes Gebäude. Außen- und Zwischenwände sind aus Beton-Elementen gebaut, Schiebetore schließen die acht Kammern fest nach außen ab. Hier lagern Einzelkomponenten für acht Tage, aber auch Kalk für die Einstreu oder Trocken-TMR für Kälber.
Bernd Druffel hat das Futterlager im Laufe von zwei Jahren selbst gebaut. „Jetzt ist endlich alles sauber und ordentlich, sogar Vögel kommen hier nicht rein“, stellt der besonnen wirkende Mann fest und schiebt das Tor zu Kammer Nummer drei zu, das von der vorangegangenen Kontrolle mit Tierarzt Franz Zimmer noch leicht offenstand.
„Die Kammern machen uns viel flexibler, eben weil wir nur für wenige Tage vorhalten“, ergänzt Bernd Druffel, „so können wir auf Veränderungen in den Silagen reagieren.“ Die Betriebsleiter bereiten zwei Vormischungen für die trockenstehenden Kühe vor und eine für die Laktierenden. Alle sechs Wochen erfolgt eine Grundfutteranalyse nach CNCPS, um NDF und die Stärke-Entwicklung im Blick zu behalten.
„Der richtige Schnittzeitpunkt ist jedes Jahr wieder eine Herausforderung – man merkt den Tieren sofort an, wenn man ihn nicht erwischt hat“, meint er und verdreht die Augen. „Das möchten wir auf jeden Fall weiter verbessern. Und eigentlich müsste bei uns nur eine Person füttern, um die Variabilität zu verringern.“
Kurz vor Mittag füttern – so bleibt mehr Zeit für‘s Tier
Derzeit arbeiten auf dem Milchkuhbetrieb die beiden Betriebsleiter, ein Auszubildender sowie Junior Marc Druffel. Während Christoph Schulze Raring die Milchkuhherde managt, sorgt Bernd Druffel für die Nachzucht und den Futterbau. Die beiden Betriebsleiter melken jeweils entweder morgens oder abends und füttern jede zweite Woche mit dem Lehrling oder einer weiteren Familien-Ak. Gefüttert wird vormittags um elf, sodass am Morgen mehr Zeit für die Tierbetreuung bleibt.
Die Frischabkalber laufen in der großen Herde mit, umso wichtiger, sie mittels Sensoren und gutem Auge auf dem Schirm zu haben. Christoph Schulze Raring: „Eine Strohgruppe wäre ein Traum, aber das ist bei dem begrenzten Raum und auch mit den derzeitigen Milchpreisen für uns gerade nicht möglich.“
Die Genetik endlich ausfüttern
Beide Männer machen sich auf den Weg in die Diele des Wohnhauses. Hier heften sie den Bericht der Visite ab und überlegen, wie sie Empfehlungen umsetzen. „Derzeit werden uns die Kühe zu Beginn der Laktation zu dünn, aber wir hoffen, dass wir das mit dem neuen Schnitt wieder auffangen können.“ Mit Verfettung der Tiere zum Ende hin haben sie hingegen keine Probleme. Kühe bekommen am 80. Laktationstag ein OvSynch, wenn sie bis dahin nicht tragend sind. Bei Färsen beträgt die freiwillige Wartezeit 120 Tage, weil erst dann die Rückenfettdicke wieder zunimmt und somit die Energiebilanz positiv ausfällt. Das ergibt für die Herde eine Zwischenkalbezeit von 402 Tagen.
Wenn es so läuft, macht die Herde richtig Spaß!
Christoph Schulze Raring
Bereits seit vier Jahren werden Kälber und Kühe typisiert, angepaart rein nach Anpaarungsprogramm. „Die Zucht ist nicht so unser Ding. 50 % Milchleistung, 25 % Fundamente, 25 % Nutzungsdauer – die Kühe müssen laufen“, sagt Christoph Schulze Raring und hebt entspannt den Kopf, „die Genetik haben wir, jetzt können wir die Kühe endlich ausfüttern!“
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