Neben der klassischen Klauenpflege haben Haltungsbedingungen und Zucht großen Einfluss auf den Gesundheitsstatus der Klauen. Lahme Kühe fressen weniger, geben weniger Milch, werden nachweislich schlechter tragend und sind aufgrund dessen anfälliger für Krankheiten.
1. Perching: Die Kuh kann sich nicht hinlegen
Bei einer schlechten Klauengesundheit werden die Liegeboxen selten in Betracht gezogen. Perching bedeutet, dass die Kühe über einen...
Neben der klassischen Klauenpflege haben Haltungsbedingungen und Zucht großen Einfluss auf den Gesundheitsstatus der Klauen. Lahme Kühe fressen weniger, geben weniger Milch, werden nachweislich schlechter tragend und sind aufgrund dessen anfälliger für Krankheiten.
1. Perching: Die Kuh kann sich nicht hinlegen
Bei einer schlechten Klauengesundheit werden die Liegeboxen selten in Betracht gezogen. Perching bedeutet, dass die Kühe über einen längeren Zeitraum mit den Vorderbeinen in den Boxen stehen, wobei die Hinterbeine im Laufgang bleiben. Dadurch kommt es zu einer dauerhaften Belastung der Klauen der Hintergliedmaße. Folge können starke Rehe Erscheinungen bis hin zu Klauengeschwüren an unterschiedlichen Lokalisationen sein. Die Hintergliedmaßen sind zudem längerer Zeit Feuchtigkeit ausgesetzt, was die Gefahr einer Infektion an der Klaue stark erhöht. Hier zu nennen ist insbesondere die Dermatitis digitalis (Mortellaro). Nur bei einer guten Liegeboxengestaltung kann dies verhindert werden.
Gefahr Sohlengeschwüre
Das größte Risiko von Sohlengeschwüren ist, dass eine Nekrose entsteht. Wird diese nicht frühzeitig entdeckt und behandelt, kann es passieren, dass die Infektion das Klauengelenk erreicht. Je nachdem wie weit die Infektion in die Klaue zieht, muss die Klaue im schlimmsten Fall amputiert werden.
Sollten Sie beobachten, dass auch bei Ihnen vermehrt Kühe in den Boxen stehen ohne sich abzulegen, könnte Perching ein Ernst zunehmendes Problem sein. Ursachen hierfür könnte eine falsche Positionierung des Nackenrohrs sein, aber vor allem ein ungenügender Liegekomfort. Tipp: Zur Kontrolle können sie eine 24h-Kamera im Stall aufstellen. So kann stichprobenweise kontrolliert werden, wie hoch der Anteil stehender Kühe in den Liegeboxen ist.
So bequem wie möglich
Es ist nachgewiesen, dass Kühe Tiefboxen besser akzeptieren als Hochboxen. Dennoch ist neben einer trockenen, weichen und verformbaren Liegefläche die passende Gestaltung der Boxenmaße extrem wichtig.
Folgende Boxenmaße sind in Abhängigkeit von der Größe Ihrer Kühe empfehlenswert:
- Nackenrohrhöhe: 125- 133 cm
- Länge zwischen Nackenrohr und Liegeboxenende: 170-175 cm
- Liegeboxenbreite: 120- 132 cm, bei trockenen Kühen: 5-10 cm zusätzlich
Tipp: Wenn Liegeboxenbügel verschoben sind, ist es wichtig, diese schnellstmöglich anzupassen. Ansonsten können die Kühe einige Boxen nicht nutzen.
Wir haben Betriebe, bei denen wir jedes Mal sehr viele Geschwüre behandeln. Die Kosten die dadurch entstehen, können durch die Anpassung des Liegebereichs eingespart werden.
Philipp Zuz
2. Dreckige Beine= Schlechte Laufganghygiene
Bei vermehrten Problemen mit infektiösen Klauenerkrankungen wie beispielsweise Mortellaro, können Klauenbäder alleine keine Wunder bewirken. Oftmals ist der Grund eine schlechte Laufganghygiene. Feuchte und dreckige Gänge begünstigen die Mortellaroanfälligkeit der Kühe. Tipp: Um die Laufganghygiene im Ihren Stall zu beurteilen, können Sie die Verschmutzung der Hinterbeine (Unterhalb des Sprunggelenks) scoren. Sind viele Tiere in diesem Bereich stark verschmutzt, sollte der Spalten- bzw. den Entmistungsschieber öfter laufen. Wenn kein Schieber vorhanden ist, ist es sinnvoll über eine Investition nachzudenken. Alternativ empfiehlt sich das händische Abschieben. Das kostet entweder Zeit und Geld. Dennoch werden Kosten die durch Mortellaro entstehen gespart. Außerdem wirken sich weniger lahme Kühe positiv auf die Leistung und das Tierwohl aus.
3. Parallele Beine für gesundere Klauen
Der Einfluss der Beinstellung auf die Klauengesundheit wird oft unterschätzt. Sie beeinflusst die jeweilige Belastung der Innen- und Außenklaue. Am besten ist es, wenn beide Klauen gleichmäßig belastet werden, damit eine Klaue nicht z.B. doppelt so viel Gewicht tragen muss, wie die andere. Ein Fuß trägt bei Kühen etwa 150 bis 200 kg Gewicht. Wird eine Klaue stärker belastet, fördert das das Hornwachstum an dieser Klaue. Beide Klauen des Fußes entwickeln sich unterschiedlich.
Wieso ist die eine Klaue größer als die andere?
Dieses Phänomen lässt sich leicht am Menschen erklären. Werden Hände stärker genutzt, entsteht Hornhaut. Nichts anderes passiert bei den Klauen. Beansprucht eine Fehlstellung oder ähnliches eine Klaue stark, wird das Hornwachstum angeregt.
Um dieses Problem vorzugreifen ist es wichtig, am besten schon vor der ersten Kalbung mit der regelmäßigen funktionellen Klauenpflege zu beginnen. Zu empfehlen sind mindestens drei Termine pro Jahr. Zudem kann die Zucht eine große Rolle spielen. Tipp: Achten Sie bei der Bullenauswahl auf die Veranlagung dieses Merkmals. Die Entwicklung einer Herde mit paralleler Hinterbeinstellung dauert Jahre. Doch auch wenn der Erfolg erst in der nächsten Generation sichtbar wird, können Klauenprobleme in Zukunft reduziert werden.
Der Blick in die Zukunft
Die drei genannten Stellschrauben sind maßgebend, um die Klauengesundheit in Zukunft zu verbessern. Sie kosten Zeit und Geld, beeinflussen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Kühe jedoch positiv.