Nur knapp 42 % aller Milchkühe in Deutschland gingen in den 2010er-Jahren noch auf die Weide. Echter Weidegang mit dem Ziel, Futter aufzunehmen und die Kühe zu ernähren, ist aus unterschiedlichen Gründen schwierig. Doch Auslauf (Jogging-Weide) sorgt neben einer positiven Wirkung auf Verhalten, Gesundheit und Wohlbefinden der Kühe auch für Imagepflege.
Doch wie nutzen Kühe überhaupt die Möglichkeit, nach draußen zu kommen?
Altmelkende Kühe auf einem Milchkuhbetrieb in...
Nur knapp 42 % aller Milchkühe in Deutschland gingen in den 2010er-Jahren noch auf die Weide. Echter Weidegang mit dem Ziel, Futter aufzunehmen und die Kühe zu ernähren, ist aus unterschiedlichen Gründen schwierig. Doch Auslauf (Jogging-Weide) sorgt neben einer positiven Wirkung auf Verhalten, Gesundheit und Wohlbefinden der Kühe auch für Imagepflege.
Doch wie nutzen Kühe überhaupt die Möglichkeit, nach draußen zu kommen?
Altmelkende Kühe auf einem Milchkuhbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern bekamen von August bis Oktober einen Auslauf (0,33 ha für knapp 70 Kühe) zur Verfügung gestellt. An der Westseite befanden sich einige Bäume außerhalb der Umzäunung (geringfügiger Sonnenschutz), für die Fütterung spielte der Auslauf keine Rolle.
In den ersten Tagen wurden alle Tiere der Gruppe zum Kennenlernen einige Male in den Auslauf getrieben. Danach blieb es ihnen selbst überlassen, wo sie sich aufhielten. Um zu ermitteln, wie intensiv die Kühe den angebotenen Auslauf nutzten und von welchen Bedingungen dies abhängig war, filmte eine infrarotfähige Kamera am Ausgang zum Auslauf rund um die Uhr. Aus dem Versuchszeitraum wurden insgesamt 41 Tage ausgewertet.
Jede Kuh knapp drei Stunden draußen
Ergebnis: Die Nutzungsintensität hing sehr stark von der Tageszeit und von bestimmten Wettererscheinungen ab.
- Über den gesamten Tag betrug die durchschnittliche Nutzung des Auslaufs rund 12 %. Das bedeutet, dass sich jedes Tier der Gruppe durchschnittlich etwa 170 Minuten pro Tag im Freien aufhielt.
- Rund 90 % der Zeit im Auslauf spielte sich zwischen 1.00 Uhr nachts und 9.00 Uhr morgens ab. Der Betrieb melkt drei Mal, daher war es hier auch die Zeit zwischen dem Nacht- und dem Morgenmelken.
- Die meiste Zeit lagen die Kühe im Auslauf.
- Bei intensiver Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen (Tagesmittelwert 20°C) blieben die Tiere tagsüber lieber im kühleren (belüfteten) Stall.
- Abgesehen von solchen Extremen spielten aber die Temperaturen für die Kühe kaum eine Rolle bei der Auslaufnutzung. Niederschlag tolerierten sie nur in geringen Mengen (bis 5 mm/Tag), bei stärkerem Regen suchten die Kühe den Stall auf bzw. verließen ihn erst gar nicht.
Versuchsergebnisse: Freier Zugang zum Auslauf
Fazit: Witterungsschutz bereitstellen
Bekommen Kühe Auslauf, sollten sie diesen auch intensiv nutzen. Das macht einen Auslauf für Kühe attraktiv:
- Futterangebot im Auslauf animiert die Kühe mehrmals am Tag dazu, den Stall zu verlassen.
- Schattenspender, damit Kühe auch an Tagen mit intensiver Sonneinstrahlung nach draußen gehen.
- Deutlich zahlreicher als heiße Sonnentage treten Regentage (Niederschlag ≥ 0,1 mm pro Tag) auf. Denken Sie über einen Regenschutz nach, z. B. eine teilweise Überdachung des Auslaufs.
Quelle:
Zum Weiterlesen
Denken Verbraucher an Tierwohl, denken sie an Kühe auf der Weide. Milcherzeuger, die erfolgreich in die Weidehaltung einsteigen wollen, müssen dies vorausschauend planen.
aber auch:
Wie sehr leiden Milchkühe auf der Weide aktuell unter den Hitzetagen und was ist zu tun? Antworten von Weidespezialist, Siegfried Steinberger, LfL Bayern, Grub.