Mit dem Eintritt in die erste Laktation muss sich eine Färse vielen Herausforderungen stellen. Je stressärmer diese Zeit für die jungen Kühe gestaltet wird und je mehr sie schon vor der Kalbung kennen, desto besser starten sie.
Dass trainierte Färsen von Laktationsbeginn an besser melken als untrainierte Tiere, zeigen auch Studien an automatischen Melksystemen (AMS). Färsen, die frühzeitig an den Melkroboter gewöhnt wurden, lassen sich von Anfang an öfter selbstständig melken,...
Mit dem Eintritt in die erste Laktation muss sich eine Färse vielen Herausforderungen stellen. Je stressärmer diese Zeit für die jungen Kühe gestaltet wird und je mehr sie schon vor der Kalbung kennen, desto besser starten sie.
Dass trainierte Färsen von Laktationsbeginn an besser melken als untrainierte Tiere, zeigen auch Studien an automatischen Melksystemen (AMS). Färsen, die frühzeitig an den Melkroboter gewöhnt wurden, lassen sich von Anfang an öfter selbstständig melken, fressen öfter und schneller und geben mehr Milch. Ein Zeitaufwand, der sich lohnt, egal ob am AMS oder im auch im konventionellen Melksystem.
Im Folgenden finden Sie ein Praxisbeispiel zur strukturierten Eingewöhnung von Färsen an das Melkkarussell sowie nützliche Tipps zur Vorbereitung auf das automatische Melken.
1. Praxisbeispiel Melkkarussell
Bei der Agrargenossenschaft Uckro eG in Brandenburg sind hochtragende Färsen und trockenstehende Kühe gemeinsam aufgestallt. Von ihrem Strohstall aus, ist das 40er Außenmelker-Karussell über entsprechende Laufwege gut zu erreichen. Das ermöglicht eine wöchentliche „Lernstunde“ für Färsen mit gleichzeitiger Euterkontrolle und anschließendem Klauenbad für Färsen und Trockensteher.
An einem festgelegten Termin in der Woche läuft die gesamte Gruppe über Laufwege und Vorwartehof in das Melkkarussell und wird dort von Melkern bzw. Herdenmanagern kontrolliert. Auf dem Rückweg läuft die Gruppe durch das Klauenbad.
Die Ruhe und Routine der trockenstehenden Kühe wirkt sich auf die unerfahrenen Färsen aus und erleichtert die Eingewöhnung an das Melksystem. So kennen sie bereits vor der ersten Abkalbung den Weg, den Ablauf und die Personen rund um das Melken. Gleichzeitig können die Euter der zur Kalbung anstehenden Tiere regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden.
Mindestens in der Größenordnung von den rund 800 Kühen in Luckau ist der Zeitaufwand vergleichsweise gering und der Nutzen umso größer – ein Laktationsstart mit entspannten Färsen und gesunden Eutern!
2. Vorbereitung auf automatisches Melken
Besonders das Einmelken am Melkroboter ist oft eine spannende Angelegenheit. Rinder schon vor der Kalbung an das AMS zu gewöhnen, ist im freien sowie im gelenkten Kuhverkehr gut investierte Zeit. Denn: Wenn Färsen eine positive Erfahrung bei ihren ersten Melkungen im automatischen Melksystem erleben, wirkt sich das positiv auf das spätere Laufverhalten aus. Da die Unterbringungsmöglichkeiten in der Anlernphase je nach Betrieb unterschiedlich sind, lässt sich hier keine Standardlösung aufzeigen.
Wichtige Tipps:
- Rinder nicht alleine und nicht später als vier Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin in die Herde bzw. Transitgruppe eingliedern.
- Eine gezielte AMS-Trainingsphase von 14 Tagen reicht aus. Im Training die Rinder 2 x täglich zu festen Zeiten durch das AMS leiten und im AMS Lockfutter anbieten (1 kg/Besuch).
- Die trainierten Rinder zwei Wochen vor dem Geburtstermin in die Transitgruppe bringen. In dieser Zeit und nach der Kalbung sollen sie Ruhe haben und sich auf hohe Futteraufnahmen konzentrieren. Ideal ist, wenn die Rinder direkt aus der Transitgruppe heraus das AMS besuchen können.
- Färsen sollten auch an Menschenkontakt gewöhnt werden. Dafür ist ein täglicher Durchgang bei den hochtragenden Färsen empfehlenswert. Wenn die Tiere die zuständige Person kennen und es gewöhnt sind, dass sie sich um sie herum bewegt, reduziert das viel Stress. Der tägliche Rundgang nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und dient gleichzeitig der Tierkontrolle.
- Kennen Färsen die Fütterung über eine Transponderstation, kann auch das der Eingewöhnung an den Melkroboter erleichtern. Denn so kennen sie das System, freiwillig in eine enge „Box“ zu gehen und dort regelmäßig Futter abrufen zu können.
Mehr Praxistipps zum Herdenmanagement mit AMS finden Sie hier:
Mehr Infos und Bilder zur Agrargenossenschaft Uckro eG finden Sie hier:
Quellen: Marlies Michligk, Agrargenossenschaft Uckro eG; Petra Lüttmann, Niedersachsen; Widegren (2014); Peiter et al. (2017)