Beim konventionellen Melken sieht man jede Kuh tagtäglich zweimal und entdeckt deshalb äußerliche Veränderungen am Euter in Form von Ekzemen, Euterwarzen, Hyperkeratosen oder Ähnlichem schnell. Bei Roboterherden sieht das Ganze anders aus, denn im besten Fall hat man die Kuh nur fünf Mal während einer Laktation vor Augen: zur Kalbung, zur Sterilitätskontrolle, zur Besamung, zur Trächtigkeitsuntersuchung und zum...
Beim konventionellen Melken sieht man jede Kuh tagtäglich zweimal und entdeckt deshalb äußerliche Veränderungen am Euter in Form von Ekzemen, Euterwarzen, Hyperkeratosen oder Ähnlichem schnell. Bei Roboterherden sieht das Ganze anders aus, denn im besten Fall hat man die Kuh nur fünf Mal während einer Laktation vor Augen: zur Kalbung, zur Sterilitätskontrolle, zur Besamung, zur Trächtigkeitsuntersuchung und zum Trockenstellen. Und obwohl MLP-Daten, Leitfähigkeits- und/oder Zellzahlmessungen beim Robotermelken eine wirklich große Hilfe in puncto Eutergesundheit sind, zeigen die erhobenen Daten dennoch nicht alles!
Leicht erhöhte Zellen
Als Praxisbeispiel dafür ist die Kuh auf den Bildern zu nennen: In der achten Laktation hatte die Kuh nie eine Euterentzündung. Die Zellzahl lag leicht über dem durchschnittlichen Zellgehalt der Herde, was aber auch dem Alter der Kuh geschuldet sein könnte. Eine nähere Kontrolle der Kuh war demnach nicht nötig. Beim Trockenstellen dann das: Ein großes offenes Ekzem zwischen den beiden vorderen Eutervierteln, welches erst beim Eingeben des Versieglers sichtbar wurde und eine Eintrittspforte für Erreger darstellt. Regelmäßige Euterkontrollen helfen, genau solche Kühe auch am Melkroboter frühzeitig zu entdecken und mit der entsprechenden Behandlung einer langfristigen Schädigung des Gewebes entgegenzuwirken.
Kein Programm erkennt alles!
Mathias Harsch
Prophylaxe ist das A & O
Grundsätzlich wird eine routinemäßige Euterkontrolle nur in wenigen AMS-Herden durchgeführt.
- Bei eutergesunden Beständen reichen im Normalfall visuelle Untersuchungen zu Beginn der Laktation, bei einer deutlichen Verschlechterung der jeweiligen Euterparameter und vor dem Trockenstellen der Kühe aus.
- Bei durchschnittlichen Tankmilchzellzahlgehalten ab etwa 200.000 Zellen/ml empfehlen sich weitere Fixtermine für eine routinemäßige Euterkontrolle. Zusätzliche Kontrollen können bspw. beim Abflammen der Euterhaare, bei Trächtigkeitsuntersuchungen, beim Klauenschneiden oder bei anderen Bestandsuntersuchungen erfolgen.
Grube nachrüsten
Arbeiten werden nur regelmäßig erledigt, wenn sie möglichst stress- und gefahrenfrei durchgeführt werden können. Wenn die äußere Euterkontrolle, ein Schalmtest oder das Ziehen einer Milchprobe im Fangfressgitter oder (noch gefährlicher) in der Liegebucht durchgeführt werden müssen, werden diese dann oft nur in Notfällen erledigt.
Die Kontrolle im Melkroboter ohne Grube durchzuführen ist bei manchen Modellen ebenfalls kaum möglich, da das Euter einfach beschwerlich zu erreichen und zu kontrollieren ist. Eine routinemäßige Euterkontrolle (äußere Verletzungen, Schalmtest, Milchproben ziehen) ist daher auf Dauer nur in einem Melkroboter mit geeigneter Grube gefahrenfrei möglich. Ansonsten sollte ein separater Behandlungsstand angeschafft werden.
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