Euterkontrolle bei Roboterkühen

Eine Euterkontrolle erfolgt bei AMS-Kühen gewöhnlich erst dann, wenn sie durch z. B. erhöhte Zellzahlen auffallen. Routinekontrollen können helfen, langfristige Gewebeschäden zu verhindern.

Mathias Harsch

Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg 

Beim konventionellen Melken sieht man jede Kuh tagtäglich zweimal und entdeckt deshalb äußer­liche Veränderungen am Euter in Form von Ekzemen, Euterwarzen, Hyperkeratosen oder Ähnlichem schnell. Bei Roboterherden sieht das Ganze anders aus, denn im besten Fall hat man die Kuh nur fünf Mal während einer Laktation vor Augen: zur Kalbung, zur Sterilitätskon­trolle, zur Besamung, zur Trächtigkeitsuntersuchung und zum Trockenstellen. Und obwohl MLP-Daten, Leitfähigkeits- und/oder Zellzahlmessungen beim Robotermelken eine wirklich große Hilfe in puncto Eutergesundheit sind, zeigen die erhobenen Daten dennoch nicht alles!

Leicht erhöhte Zellen

Als Praxisbeispiel dafür ist die Kuh auf den Bildern zu nennen: In der achten Laktation hatte die Kuh nie eine Euterentzündung. Die Zellzahl lag leicht über dem durchschnittlichen Zellgehalt der Herde, was aber auch dem Alter der Kuh geschuldet sein könnte. Eine nähere Kon­trolle der Kuh war demnach nicht nötig. Beim Trocken­stellen dann das: Ein großes offenes Ekzem zwischen den beiden vorderen Eutervierteln, welches erst beim Ein­geben des Versieglers sichtbar wurde und eine Eintrittspforte für Erreger darstellt. Regelmäßige Euterkontrollen helfen, genau solche Kühe auch am Melkroboter frühzeitig zu ­entdecken und mit der entsprechenden Behandlung einer langfristigen Schädigung des Gewebes entgegen­zuwirken.

Seitlich ist das Ekzem der Kuh nicht sichtbar, schadet dem Gewebe aber sehr. (Bildquelle: Simon)

Kein Programm erkennt alles!
Mathias Harsch

Prophylaxe ist das A & O

Grundsätzlich wird eine routinemäßige Euterkontrolle nur in wenigen AMS-Herden durchgeführt.
  • Bei eutergesunden Beständen reichen im Normalfall ­visuelle Untersuchungen zu Beginn der Laktation, bei einer deutlichen Verschlechterung der jeweiligen Euterparameter und vor dem Trockenstellen der Kühe aus.
  • Bei durchschnittlichen Tankmilchzellzahlgehalten ab etwa 200.000 Zellen/ml empfehlen sich weitere Fixtermine für eine routinemäßige Euterkontrolle. Zusätz­liche Kontrollen können bspw. beim Abflammen der Eu­terhaare, bei Trächtigkeitsuntersuchungen, beim Klauenschneiden oder bei anderen Bestandsuntersuchungen erfolgen.

Grube nachrüsten

Arbeiten werden nur regelmäßig erledigt, wenn sie möglichst stress- und gefahrenfrei durchgeführt werden können. Wenn die äußere Euterkontrolle, ein Schalmtest oder das Ziehen einer Milchprobe im Fangfressgitter oder (noch gefährlicher) in der Liegebucht durchgeführt werden müssen, werden diese dann oft nur in Notfällen erledigt.
Die Kontrolle im Melkroboter ohne Grube durchzuführen ist bei manchen Modellen ebenfalls kaum möglich, da das Euter einfach beschwerlich zu erreichen und zu kon­trollieren ist. Eine routinemäßige Euterkontrolle (äußere Verletzungen, Schalmtest, Milchproben ziehen) ist daher auf Dauer nur in einem Melkroboter mit geeigneter Grube gefahrenfrei möglich. Ansonsten sollte ein separater Behandlungsstand angeschafft werden.
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