Die Verbraucher fordern es: mehr Tierwohl! Doch was bedeutet das eigentlich genau? Und wie kann man das Wohl der Tiere objektiv messbar machen? Mit dieser Frage haben sich Praktiker und Wissenschaftler über vier Jahre beschäftigt und eine App für die betriebliche Eigenkontrolle entwickelt. Das Ergebnis wurde Ende Mai bei der Abschlussveranstaltung des EIP Projektes „Tierwohl Check“ in Schleswig-Holstein vorgestellt.
Die Verbraucher fordern es: mehr Tierwohl! Doch was bedeutet das eigentlich genau? Und wie kann man das Wohl der Tiere objektiv messbar machen? Mit dieser Frage haben sich Praktiker und Wissenschaftler über vier Jahre beschäftigt und eine App für die betriebliche Eigenkontrolle entwickelt. Das Ergebnis wurde Ende Mai bei der Abschlussveranstaltung des EIP Projektes „Tierwohl Check“ in Schleswig-Holstein vorgestellt.
So funktioniert der Tierwohl-Check:
Mit der „Tierwohl-Check-App“ kann der Landwirt im Betrieb zur Eigenkontrolle das Tierwohl seiner Kühe nach festgelegten Kriterien bewerten. Dazu gehört die Tierkontrolle einzelner Kühe im Bestand sowie die Bewertung des Haltungsumfeldes.
Das Einloggen in die App geht über die Zugangsdaten des Mitgliederportals vom Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein. Daraufhin wird automatisch der Kuhbestand der letzten Milchleistungsprüfung in die App importiert sowie die Daten der letzten Milchleistungsprüfung nach den hinterlegten Tierwohl-Kriterien bewertet.
Die richtige Stichprobengröße, also wie viele Kühe der Landwirt für representative Ergebnisse beurteilen muss, gibt die App je nach Herdengröße vor. Schritt für Schritt werden dann verschiedene Merkmale am Tier und im Haltungsumfeld abgearbeitet. Dazu zählen beispielsweise die Kondition der Gelenke oder der Verschmutzungsgrad einzelner Körperstellen. Beispielfotos helfen zum Vergleich, um die Einordnung zu erleichtern.
Die App wertet die eingegebenen Daten automatisch aus. Die Ergebnisse werden in Ziel- und Alarmwerte nach Ampelprinzip eingeteilt. So sieht der Landwirt, ob er im grünen Bereich liegt oder Verbesserungsbedarf besteht. Die App soll dabei lediglich der Eigenkontrolle dienen. Die Daten sind vertraulich, nur der Landwirt selbst hat Zugriff auf die Ergebnisse. Zukünftig soll auch ein Benchmark mit den anonymisierten Daten anderer Betriebe möglich sein. So kann jeder prüfen, wo er im Vergleich zu den Berufskollegen steht.
Wie kommt die App in der Praxis an?
In die App Entwicklung eingebunden waren vier aktive Milcherzeuger aus Schleswig-Holstein. Sie testeten die App auf ihrem Betrieb. Das Feedback war positiv.
Die App hat mir geholfen, bewusster auf Probleme zu schauen und gibt mir Ansporn mich zu verbessern
Claus Solterbeck, Landwirt
Ein Verbesserungsvorschlag war, dass der Aufzuchtbereich, also die Kälber und Rinder, noch nicht in die Bewertung mit aufgenommen sind. Außerdem unterstützt die App lediglich beim Finden von Problemstellen und gibt keinerlei Hinweise auf die möglichen Ursachen oder Problemlösungen, so Claus Solterbeck auf der Abschlussveranstaltung.
Nach der Einschätzung des Landwirtes lohne es sich die Eigenkontrolle mit der App zweimal im Jahr durchzuführen. Pro Tier ist bei der Bewertung mit circa 90 Sekunden zu rechnen. Der Vergleich mit der vorherigen Bewertung zeigt an, ob man sich verbessert hat.
Wissenschaftliche Fakten als Basis
Doch wie objektiv ist die Einordnung? Laut der Entwickler seien die Kriterien sehr „robust“. Das bedeutet, dass auch unterschiedliche Anwender zu dem gleichen Ergebnis kommen. Die Bewertungs- und Einordnungskriterien beruhen auf den Ergebnissen der Projekte „Q Check“ und „EiKoTiGer“.
Bei zwischenmenschlichen Konflikten auf dem Hof trägt die App zur Entschärfung bei, da sie objektive Eindrücke schafft
Kirsten Wosnitza, Landwirtin
Die Ziel- und Warnwerte der App wurden nach der Festlegung auf Milchviehbetrieben getestet und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft, so dass sie einen verlässlichen Rahmen bieten können. Das funktioniert allerdings nur unter der Prämisse, dass der Landwirt sorgfältig und ehrlich bei der eigenen Bewertung vorgeht. Nur dann werden die Daten richtig eingeordnet und vergleichbar gemacht.
Fazit – Kommentar von Ruth Thiemann (Redaktion Elite)
Viel Geld und Zeit sind in die Entwicklung Tierwohl-App geflossen. Da wäre es doch schön, wenn die Nutzung nicht nur Milcherzeugern in Schleswig-Holstein vorbehalten ist. In jedem Bundesland gibt es schließlich Landeskontrollverbände, die den Tierwohl-Check ihren Landwirten anbieten könnten. So würden alle deutschen Milcherzeuger von der Bewertung des eigenen Tierwohls profitieren.
Völlig unverständlich ist, dass jetzt nicht die übrigen Bundesländer diese App einfach übernehmen. Als nahezu dreist aus Sicht der Steuerzahler ist die bayerische Ankündigung zu verstehen, ein eigenes Konzept zu entwickeln. Bundesdeutsche Kleinstaaterei mal wieder …. Ein ernüchterndes Fazit, dass die vierjährige Arbeit vorerst den Landwirten in Schleswig-Holstein vorbehalten bleibt.
Eine Methode zur Beurteilung von Tierwohl ist der Nachweis von Langzeitstress. Gestresste Tiere sprechen für schlechte Haltungsbedingungen.