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Milchfett und -eiweiß werden aktuell oft besser bezahlt. Je nach Produktangebot (z. B. Käse oder H-Milch) der Molkereien zeigt sich in Deutschland jedoch eine sehr unterschiedliche Bewertung der Milchinhaltsstoffe. Erste Milchverarbeiter wie die Molkerei Ammerland oder das DMK, haben die Korrekturwerte an den Grundpreis gekoppelt. Steigt der Milchpreis, steigen auch die Korrekturwerte.
Fütterungsstrategie anpassen?
Lohnt es sich die Fütterungsstrategie anzupassen? Zunächst sollte man sich, die Bezahlung der Molkerei anschauen und kalkulieren, wie eine Erhöhung der Milchmenge bzw. der Inhaltsstoffe die Erlösseite verändert (Übers. 1). Bei Molkereien, die eine höhere Fett-/Eiweißkorrektur aufweisen, kann sich zumindest bei niedrigen Milchpreisen ein höherer Erlös als bei einer gesteigerten Milchmenge zeigen (von Inhaltsstoffmengen abhängig). Einige Molkereien erhöhen mit dem Auszahlungspreis allerdings auch die Fett- und Eiweißkorrektur, dann könnten sich auch bei hohen Preisen höhere Inhaltsstoffe lohnen.
Achtung! Der Erlös ist höher, doch ist die Frage, wie teuer die Erhöhung der Inhaltsstoffe/Menge erkauft werden muss. Außerdem kann eine Steigerung von Fett und Eiweiß zulasten der Milchmenge gehen. Spätestens dann ist der Erlösvorteil aufgezehrt. Eine Rationsumstellung darf nicht auf Kosten der Milchmenge gehen, da sie entscheidend für den Gesamterlös bleibt. Deshalb muss zwischen Mehrerlös und Zusatzkosten immer abgewogen werden! Dies lässt sich z. B. mit dem IOFC (mit Varianten „spielen“) kalkulieren. Ein Beispiel: Es sollen pansengeschützte Aminosäuren (AS) eingesetzt werden, die sowohl den Eiweiß-/Fettgehalt als auch die Milchmenge fördern können.
Formel IOFC: (zusätzlich erzielter Milcherlös/Kuh/Tag) - Kosten für AS
Der Return on Investment (Rentabilität der Investition) beträgt also im Beispiel 13 ct/Kuh/Tag. Der ROI bei der Fütterung von Zusatzstoffen (AS, Fett, Hefen, etc.) sollte nicht zu knapp ausfallen, da die Fütterung Risiken unterliegt. Dazu gehört z. B. Hitzestress. Hinzu kommt, dass sich eine Veränderung der Inhaltsstoffe erst nach zehn bis 14 Tagen zeigt. Diese Zeitspanne muss einkalkuliert werden.
Verschärfungen des Düngerechts erhöhen den Druck, Stickstoff- und Phosphor-Ausscheidungen zu reduzieren. Darunter darf aber die Tiergesundheit nicht leiden.
Fällt die Entscheidung zugunsten der Inhaltsstoffe, muss klar sein, dass sich Milchfett- und Milcheiweißgehalt nicht einfach problemlos erhöhen lassen. So sinken z. B. mit steigender Leistung die Inhaltsstoffe (Übers. 2). Häufig ist es schon ein monetärer Vorteil, wenn Schwankungen über das Jahr verhindert werden. Hinzu kommt, dass die Futtergrundlage (weidebasiert oder maisbetont) eine Veränderung nicht immer zulässt bzw. nicht sinnvoll ist. Außerdem muss sichergestellt werden, dass eine Anpassung der Milchinhaltsstoffe nicht zulasten der Milchmenge, aber vor allem nicht der Tiergesundheit gehen darf!
Mit steigender Milchleistung sinken die Milchinhaltsstoffe aufgrund des Verdünnungseffekts.
Allgemeine Fütterungstipps
Schwankungen der Inhaltsstoffe entstehen u. a. durch Fehler im Futtertischmanagement. Keine Überbelegung, konstante Futtervorlage (liegt nachts Futter vor?) und eine hohe Mischgenauigkeit sind wichtig. Außerdem ist es entscheidend, dass die Kühe eine hohe Futteraufnahme realisieren und am Futtertisch nicht selektieren. Untersuchungen an der Universität Guelph (Kanada) zeigten, dass das Selektieren einen negativen Effekt auf das Milcheiweiß hat. Stieg das Selektieren von großen Futterpartikeln um 10 % an, sank der Eiweißgehalt um 0,04 %. In der Praxis zeigt sich auch, dass Selektieren dem Milchfettgehalt schadet.
Milchfett: Auf Fettsäuren achten
Milchfett besteht zu großen Teilen aus Fettsäuren, als Vorstufe wird u. a. Essigsäure aus dem Pansen herangezogen. Folgende Punkte sind zu beachten:
Das Angebot an verdaulicher NDF sowie eine hohe Futteraufnahme sind wichtig für die Essigsäure-Produktion.
Ausreichendes Angebot an physikalisch-effektiver NDF. Wird Stroh gefüttert kann der Milcheiweißgehalt leiden. Futtermittel, die sowohl NDF als auch Energie liefern sind z. B. Weizenkleie, Zuckerrübenschnitzel oder Sojaschalen.
Ein zu viel an leicht fermentierbaren Kohlenhydraten (Stärke), kann den Fettgehalt senken.
Palmitinsäure C16:0 (u. a. Futterfett) kann die Milchfett-Synthese fördern, oft aber zulasten des BCS. Hohe Gehalte an Linolsäure können den Fettgehalt senken (in frischem Gras).
Eine deutliche Erhöhung des Milchfettgehalts kann sich negativ auf die Milchmenge auswirken.
Damit Kühe ausreichend Milcheiweiß produzieren können muss auch genügend beständiges Protein in der Ration vorhanden sein.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Milcheiweiß pushen
Milchprotein wird aus im Blut zirkulierenden Aminosäuren gebildet. Diese stammen aus Mikrobenprotein (Pansen), nicht abgebautem Futterprotein und aus Körperprotein.
Um einen hohen Milchprotein-Gehalt zu erzielen, müssen ideale Wachstumsbedingungen im Pansen herrschen. Dies bedingt eine ausgeglichene Versorgung mit pansenverfügbarer Energie und Stickstoff sowie einem optimalen Pansen-pH (6,5 bis 7,2). Ob diese drei Faktoren in Einklang sind, zeigt der Milchharnstoffgehalt (Ziel: 150 bis 180 mg/l Milch).
Sowohl schnell als auch langsam verfügbare Energie anbieten (z. B. CNCPS-Berechnung). Eine Erhöhung des Energiegehalts (Stärke) kann zur Milchfett-Depression führen.
Einen Energiemangel vor allem am Laktationsbeginn verhindern (Ketoseprophylaxe).
Damit genügend Milcheiweiß gebildet werden kann, müssen Kühe ausreichend mit nutzbarem Protein (nXP) versorgt werden. Also beständiges Protein in der Ration einsetzen.
Aminosäuren einsetzen?
Zur Steigerung der Leistungsparameter kann es sich bei hochleistenden Kühen lohnen (Fütterung und Haltung müssen passen), Aminosäuren (AS) einzusetzen. Es werden in der Regel pansengeschütztes Methionin (erstlimitierend) und Lysin genutzt. In vielen Versuchen ließ sich ein positiver Effekt der AS auf die Leistung, aber auch auf den Milcheiweiß- und Milchfettgehalt nachweisen. Speziell bei proteinreduzierter Fütterung kann die qualitative Aufwertung des Futterproteins Leistungsvorteile bringen. Vor dem Einsatz Ration kalkulieren (z. B. CNCPS-Modell).
In Zusammenarbeit mit Jörn Rethmeier und Dr. Jan Punsmann (Tierärztliche Praxis Ottersberg), Christian Treichel (Bakum), moeller-agrarmarketing.de (Excel-Anwendungen zum Kosten-Controlling)