Kraftfutter als Lockmittel, um die Kühe am Melkroboter ans Laufen zu bekommen, ist sicherlich notwendig. Doch welche Kraftfuttermengen sind insbesondere bei Kühen in der Mitte der Laktation überhaupt erforderlich? Wir haben Berater und Milcherzeuger Jan-Hendrik Puckhaber gefragt, wie die Kraftfutterkurve eingestellt werden kann.
Elite: Wie kann man herausfinden, ob es bei der Kraftfutterzuteilung noch Reserven gibt?
Puckhaber: Es sollte nicht darum gehen,...
Kraftfutter als Lockmittel, um die Kühe am Melkroboter ans Laufen zu bekommen, ist sicherlich notwendig. Doch welche Kraftfuttermengen sind insbesondere bei Kühen in der Mitte der Laktation überhaupt erforderlich? Wir haben Berater und Milcherzeuger Jan-Hendrik Puckhaber gefragt, wie die Kraftfutterkurve eingestellt werden kann.
Elite: Wie kann man herausfinden, ob es bei der Kraftfutterzuteilung noch Reserven gibt?
Puckhaber: Es sollte nicht darum gehen, die Kraftfuttermenge generell zu reduzieren. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, ob der Bedarf der einzelnen Kuh in der Herde möglichst genau getroffen wird.
Elite: Welche Kühe sind nicht optimal bzw. überversorgt?
Ziel ist eine hohe Milchmenge pro Melkbox. Wir zeigen, wie Sie die Kühe ans Laufen bekommen.
Puckhaber: Nach Auswertungen von Rationen und Kraftfuttertabellen hat sich gezeigt, dass bei ca. 70 % der Herden eine Überversorgung im mittleren Leistungsbereich zu finden ist. Zu häufig wird diskutiert, was man den Spitzenkühen an Kraftfutter gönnen sollte – zu wenig, was denn die Kuh mit mittleren Leistungen frisst.
Energetisch überfüttert
Elite: Können Sie uns ein Beispiel für eine Überversorgung nennen?
Puckhaber: Gehen wir davon aus, dass eine Trogration auf 30 l ausgelegt ist. Eine Kuh, die ebenfalls 30 l Milch gibt, bekommt trotz der für sie ausreichenden Trogration in vielen Fällen zusätzlich 3 kg Kraftfutter am Melkroboter. Die energetische Überversorgung führt dann zu einer verringerten Aufnahme der Grundration.
Elite: Was ist die Folge?
Puckhaber: Die Faseraufnahme sinkt, dies kann zu Pansenfermentationsstörungen führen. Vor allem aber wird die Kuh „übersättigt“. Beides führt dann dazu, dass die Laufbereitschaft der Kuh nicht nur zum Futtertisch, sondern auch zum AMS sinkt!
Elite: Wie kann man die Kraftfutterkurve für Kühe mit mittleren Leistungen einstellen?
Puckhaber: Zunächst muss man wissen, auf welche Leistung die Grundration gefüttert wird. Damit meine ich nicht die Rationsberechnung, sondern die wirkliche Aufnahme! Dazu sollte man die genaue TM-Aufnahme über mehrere Tage ermitteln. Außerdem sollte man sich die Frage stellen, ob die Ration tatsächlich an den Bedarf der Kühe angepasst ist. Allzu oft werden die Rationen für ein Lebendgewicht von 650 kg ausgelegt. In der Praxis sehe ich aber häufig Herden, die schwerer sind.
Lockfutter nicht zu hoch ansetzen
Elite: Was ist als nächstes zu tun?
Puckhaber: Als Nächstes sollte man sich fragen, ob der Bedarf der Kühe mit Grundration und Kraftfutter gedeckt ist oder ob es zu einer Über-/Unterversorgung in den einzelnen Leistungsbereichen kommt? Besonders wichtig ist dieser Punkt bei jeder neuen Rationsberechnung. Denn wird die Energiedichte am Trog erhöht, muss die Kraftfuttergabe als Energielieferung über den Melkroboter auch angepasst werden.
Elite: Wie weit kann man die Kraftfuttergabe senken?
Puckhaber: Eine Kuh merkt nicht, ob sie pro Melkung 500 g oder 1 kg Kraftfutter zugeteilt bekommt. Ich empfehle eine Minimalmenge für Kühe mit einer niedrigen Leistung von zuerst einmal 1,5 kg/Tag. Man kann sich herantasten und versuchen, diese Menge dann zu senken. Auf unserem Milchkuhbetrieb füttern wir 1 kg Lockfutter an Kühe mit einer niedrigeren Leistung.
Elite: Wie sieht bei Ihnen die „Kraftfutter-Strategie“ aus?
Puckhaber: Wir erreichen bei uns eine Leistung von derzeit etwas über 40 l. Die Strategie ist, eine maximal aufgewertete Grundration zu füttern, weshalb unsere Ration auf ca. 35 kg Milch ausgelegt ist. Diese Grundration setzt für das Laufverhalten aber eine sehr gute Klauenpflege, ausreichend freie Kapazität am AMS und ein hochwertiges Lockfutter voraus.
Elite: Und wie sieht ihre Kraftfutterkurve aus?
Puckhaber: : Die Kraftfuttergabe ist an diese Ration angepasst. Bei uns bekommen Kühe (> 2. Laktation) erst ab einer Leistung von 37 l mehr als die Mindestabgabe von 1 kg. Für die maximale Menge von 6 kg muss eine Leistung von 48 l Milch erreicht werden. Zudem erhalten die Kühe 140 Tage lang die maximale Menge fest gefüttert. Denn eine zu frühe Leistungsanpassung z. B. bei 60/70 Laktationstagen kann dazu führen, dass Tiere ihren Leistungspeak noch gar nicht erreicht haben und ihr Potenzial gekappt wird. Färsen bekommen die maximale Menge von 5,5 kg bis zum 300. Laktationstag. Am Ende füttern wir 105 g Kraftfutter/Liter am AMS.
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