Annette und Conny Derboven haben ihren drei Töchtern die Leidenschaft für Milchkühe weitervererbt. Alle drei Frauen engagieren sich in dem Familienbetrieb.
Die beiden „Herdenmanagerinnen“, Dorothee (links) und Anna Lena Derboven.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Der Name Derboven ist nicht nur in Züchterkreisen weit über Niedersachsen hinaus bekannt, sorgt er doch immer wieder für kontroverse Diskussionen. Das liegt sicher an der beeindruckenden Entwicklung des Milchguts in Warpe, aber...
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Die beiden „Herdenmanagerinnen“, Dorothee (links) und Anna Lena Derboven.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Der Name Derboven ist nicht nur in Züchterkreisen weit über Niedersachsen hinaus bekannt, sorgt er doch immer wieder für kontroverse Diskussionen. Das liegt sicher an der beeindruckenden Entwicklung des Milchguts in Warpe, aber auch an unternehmerischen Visionen des „Markenbotschafters“ des Hofguts Bunkemühle, Conny Derboven. Doch der Reihe nach:
Leistungsstärkste Kuhherde Deutschlands in den 60igern
1961 haben Lieselotte und Gerhard Derboven die „Bünkemühle“ erworben. Das Anwesen präsentierte sich in einem schlechten baulichen Zustand. Ein Wohnhaus und ein Kuhstall für 20 Kühe mit Nachzucht musste neu errichtet werden. 20 Jahre später (1980/81) wurden in den Anbindestall bereits 160.000 kg Milch im Jahr produzieren. Die Herde gehörte damals zu den leistungsstärksten in Deutschland (höchste Jahresdurchschnittsleistung).
1982 haben Annette und Conny Derboven die Bewirtschaftung der Bünkemühle übernommen. Aktuell werden auf der beeindruckenden Milchviehanlage 500 Kühe gemolken mit einer Durchschnittsleistung von 12.880 kg /Kuh/Jahr mit 4,01 % Fett und 3,50 % Eiweiß. Kürzlich erst wurde beim Tagesgemelk die 40 kg-Marke durchbrochen. Zum Unternehmen gehört seit einigen Jahren auch eine eigene Hofkäserei und ein Hofcafe.
- 500 Kühe
- 12.762 kg
- 520 Hektar
- 11 Ak (im Kuhbereich)
Zunächst mit Embryonen und Zucht erfolgreich
Dass sich die Bunkemühle zu einer top-Adresse der deutschen Milchproduktion entwickelt, war so aber nicht absehbar, denn obwohl zu Beginn des Jahres 1984 schon rund 100 Kühe im neu errichteten Kuhstall gemolken wurden, sind Derbovens nur 330.000 kg Milchquote zugewiesen worden. Der Kuhbestand musste somit über Nacht mehr als halbiert werden, denn bei Überschreitung der Quote musste eine Strafabgabe von 53.6 Pfennig pro Liter Milch (entsprach in etwa dem Milchgeld) gezahlt werden. Das Projekt Milch geriet damals fast ins Stocken – aber nur fast, denn Conny Derboven stieg kurzerhand in die Zucht ein, mit durchschlagendem Erfolg.
Auffällig ist das großzügige Platzangebot im Stall.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
1987 gründete Derboven zusammen mit zwei Freunden aus Bayern die Züchtergemeinschaft Top Cow Syndicate. Die drei Züchter investierten innerhalb von drei Jahren eine halbe Million Euro in Embryonen (500 Embryonen aus Familien mit mindestens drei Generationen EX und hohen Leistungen), Derboven stellte die passenden Ammenmütter. Das Syndikat schaffte es schnell, sich in einen guten Ruf in der Zuchtsezene zu erarbeiten. „Damals haben wir mit unseren Tieren voll den Nerv der Rinderhalter getroffen“, erinnert sich Derboven rückblickend.“ 1997 wurde das „Top Cow Syndicat“ aber aufgelöst und fast die gesamte Herde verkauft. Zu diesem Zeitpunkt war die Milchquote bereits handelbar, so konnte sich die Familie voll und ganz dem Ausbau der Milchproduktion widmen. Sukzessive wurde in den nachfolgenden Jahren der Kuhbestand erhöht, in Stallungen, Photovoltaik und Biogas investiert.
In der eigenen Hofmolkerei wird gekäst
Seit 2010 stehen in den modernen, tiergerecht gebauten offenen Ställen 500 Milchkühe plus eigene Nachzucht. Gut sechs Mio. kg Milch werden derzeit jährlich gemolken; den überwiegenden Teil der Milch nimmt die regionale Molkerei Grafschaft Hoya e.G.
Rund 250.000 bis 300.000 kg der Milch werden in der 2014 neu errichteten Hofmolkerei weiterverarbeitet, vorzugsweise zu Käse . Der Vertrieb läuft über Wochenmärkte, 50 Hofläden, die regionale Gastronomie und über etwa 100 Rewe-, Edeka und Famila-Märkte im Umkreis von 50 km – und natürlich über den eigenen Hofladen. Der Absatz lässt sich noch ausbauen, dazu müsste die Vermarktung noch forciert werden.
Die Käserei und das Cafe grenzen direkt aneinander.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck )
Das hat uns besonders beeindruckt:
Das Familien-Unternehmen steht auf sicheren Beinen: Die drei Töchter von Annette und Conny Derboven, Anna-Lena, Cathrin und Dorothee sind mit eigenständigen Verantwortlichkeiten fest in die Betriebsabläufe integriert. Anna-Lena (Meisterin) hält die Fäden im Betrieb in der Hand und kümmert sich verstärkt um die Arbeitsabläufe und das Büro. Dorothee (hat Agrarwissenschaften studiert) und ist für das Herdenmanagement verantwortlich (ihr Mann Sönke hat die Verantwortung für die Pflanzenproduktion und die Biogasanlage übernommen). Cathrin (Molkereimeisterin) ist die Fachfrau für die Weiterverarbeitung der Milch, sie leitet die Käserei. Auch Annette und Conny Derboven arbeiten noch voll mit im Betrieb.
Auffällig ist die Ruhe (allerdings werden die Kühe ab und zu Musik mit Musik verwöhnt) und das großzügige Platzangebot im Stall. Alle Ställe sind komplett offen (80 m3 Luftvolumen pro Kuh), Laufgänge (trocken) und Tiefliegeboxen (dick eingestreut) sind sehr großzügig bemessen. Die Laufgänge werden stündlich abgeschoben. Keine Kuh muss mehr als 10 m laufen, um an frisches Wasser zu gelangen.
Die Grundfutterleistung der Herde liegt bei beeindruckenden 7.000 kg. Die TMR enthält kein Sojaschrot, nur in Deutschland geerntetes Rapsextraktionsschrot.
Die Lebenstagsleistung (LTL ) hat sich bei 20 kg eingependelt, die Abgangsleistung bei 41.000 kg. Zuletzt wurde bewusst selektiert, sodass diese Zahl zukünftig wieder steigen soll.
Was sind die Erfolgsfaktoren im Kuhstall?
Die Hälfte der Milchleistung erzielt man durch Stressminderung“
Dorothee Derboven
„Die Hälfte der Milchleistung erzielt man durch Stressminderung“, erläutert Dorothee Derboven. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass Gruppengrößen von 80 bis100 Kühe ideal sind für das Sozialverhalten der Kühe. Es gibt keinen Futterneid, keine Rangordnungskämpfe.“
Eine enge Beziehung zu den Kühen und Rindern. „Bei uns sind Kühe nicht nur eine Nummer“, ergänzt Anna Lena. Diese Einstellung müssen alle Menschen, die hier arbeiten, verinnerlichen – auch die Auszubildenden und Praktikanten. Sie müssen ein Verständnis für die Kühe aufbringen.
Tierwohl: Jede einzelne Kuh muss eine möglichst optimal, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Umgebung vorfinden.
Fütterung: Einen deutlichen Leistungsschub von etwa 1.000 kg brachte die Umstellung auf nur noch eine TMR für den gesamten Kuhbestand.
Warum melken Sie weiter?
Weil wir Kühe lieben! Wir haben seit klein auf eine sehr enge Beziehung zu den Rindern und Kühen. Zudem motiviert es uns, wenn wir Umgang mit den Besuchern, die Vorurteile gegen die Nutztierhaltung wiederlegen können.