Elite Dairy Tour 2021
Je weniger Fehler wir machen, desto höher ist die Milchleistung!
Mit einer durchdachten, „langweiligen“ Strategie wurde die Milchproduktion der Agrargenossenschaft Gnaschwitz eG wieder auf „Vordermann“ gebracht.
Gemolken wurde im sächsischen Gnaschwitz schon immer. Bereits zu DDR-Zeiten wurde in der damaligen LPG Milch produziert. Obwohl aber 2013 wurde in einen Kuhstall investiert wurde, der 550 Kühen Platz bietet und mit acht AMS (Lely Astronaut) ausgestattet ist, war die Genossenschaft zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger sanierungsbedürftig. Für Markus Gallasch, der im Jahr 2015 zum Vorstandsvorsitzenden der Agrargenossenschaft berufen wurde, stellte sich denn auch gar nicht erst die Frage, ob weiter Milch produziert werden soll, sondern vielmehr nur, wie dies möglichst gewinnbringend erfolgen kann. Schnell wurde dem Betriebsleiter klar, dass es dafür neben guten Mitarbeitern im Kuhstall auch ein durchdachtes Konzept braucht.
Betriebsspiegel
Agrargenossenschaft Gnaschwitz eG
550 Kühe
11.400 kg Milch (4,2 % Fett und 3,7 % Eiweiß, 100.000 Zellen/ml Milch)
1.800 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 300 Hektar Grünland
30 AKh pro Kuh und Jahr

Markus Gallasch, Rebecca Cembranos Bruon, Thomas Mitzscherlich und Gregor Veauthier im Büro der Agrargenossenschaft Gnaschwitz eG. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Intensives Controlling
„Wir sind eigentlich langweilig“, bekommen wir zu hören, als wir die Agrargenossenschaft kontaktieren. Dem ist aber ganz und gar nicht so! Aber: Die „langweilige“ Strategie hat zu viel Verbesserung hinsichtlich Tiergesundheit und Milchleistung verholfen. Einen wichtigen Impuls dazu erhielt Markus 2017 vom Beraterteam Rebeca Cembranos Bruzon und Thomas Mitzscherlich. Die beiden hat er zufällig auf einer Veranstaltung kennengelernt. Schnell stellte sich heraus, dass die Chemie zwischen Ihnen stimmte. Noch wichtiger war aber, dass alle drei davon überzeugt waren, dass in der Milchproduktion in Gnaschwitz noch Reserven stecken.
So wurde vor vier Jahren damit begonnen, im Kuhstall ein intensives Controlling umzusetzen. U.a. wurden Obergrenzen für Zukaufsfutter- (inkl. eigenem Getreide) und Lohnkosten (8 bzw. 3,6 Cent/kg Milch) festgelegt. Auch wird seither der IOFC (Income over Feed Cost) berechnet und die Schlachtkuh-Erlöse den Futterkosten gegenübergestellt, um den passenden Abgangszeitpunkt einer Altkuh bestimmen zu können.
Weitere Stellschrauben, an denen das Team gedreht hat, sind:
- Durch die Inbetriebnahme einer Wasseraufbereitungsanlage konnte die Wasserqualität deutlich verbessert werden („Ein nicht zu unterschätzender Faktor“, weiß Thomas Mitzscherlich).
- Die Kraftfuttermenge am AMS wurde reduziert. Aktuell werden nur noch 2,5 kg/Tag (Körnermais, Trockenschnitzel, Eiweiß) gefüttert.
- Pressschnitzel wurden in die Ration aufgenommen.
- Das Verfahren der Silierung wurde nachjustiert („Wir hatten wahnsinnig viele Energieverluste beim Silieren“, erinnert sich Thomas Mitzscherlich). U.a. werden jetzt zwei jeweils 15 Tonnen schwere Fahrzeuge (Radlader und Traktor) zum Walzen eingesetzt und der kleinsten Häcksler von John Deere gekauft.
- Bei der Auswahl der Maissorten wird verstärkt auf eine hohe Verdaulichkeit (NDF und Stärke) geachtet.
- Bei der Rationszusammenstellung wird auf darauf geachtet, dass die TMR nicht zu viele leicht verdaulichen Kohlenhydrate enthält (34 % NDF). Aktuell besteht die Grundration aus 7 kg TM Mais- und 7 kg TM Grassilage.
- Auf die Zugabe von Spezialfuttern (Fette usw.) wird bewusst verzichtet, denn man möchte intensiv in die Grundfutterqualität investieren, so Thomas Mitscherlich.
- Gefüttert wird auf einen „Rest“ von 3 bis 5 % Restfutter (ca. 800 kg). Das Restfutter wird täglich zurückgewogen und anschließend leider verworfen.
- Die Trockenmasseaufnahme (TMR) liegt bei rund 25,5 kg bzw. bei 26,5 kg gesamt (inkl. KF am AMS).
- Kürzlich erst wurden Lüfter im Kuhstall eingebaut, seitdem halten sich Futteraufnahme und Milchleistung auch bei hohen Außentemperaturen konstant.
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