Elite Dairy Tour 2021 

Im Sommer geht’s auf den Berg

Familie Schwaighofer verfügt über zwei Boxenlauställe und nutzt diese wechselseitig. Das Geheimnis dahinter: Einer der Ställe liegt 11 km entfernt auf der Alm.

„Dann steigt‘s mal ein, wir fahren hoch zu den Kühen“ begrüßen uns Sarah und Markus Schwaighofer, als wir auf dem Milchkuhbetrieb im österreichischen Erl (Tirol) aus dem Auto steigen.
Mit dem Geländewagen geht’s 11 km bergauf, manchmal trauen wir uns gar nicht aus dem Seitenfenster zu schauen, so steil fällt der Hang neben der schmalen Piste ab. „Hier fährt tatsächlich ein Milchwagen hoch?“, frage ich ungläubig nach? „Klar doch“, antwortet Sarah  … und wie zum Beweis kommt uns der LKW entgegen. Ohne zu zögern setzt Markus ein paar Meter zurück, so dass der Milchwagen weiter in Richtung Tal fahren kann.

Betriebsspiegel

- 100 Kühe (Fleckvieh)
- 10.000 kg Milch 
- 60 Hektar Grünland im Tal, 145 Hektar auf der Alm
- 3,5 Ak 
- 2 Ställe, einer im Tal, einer auf dem Berg
Immer wieder tauchen während der Fahrt Stallungen auf den Wiesen auf. Für uns „Flachländer“ aus dem Münsterland unvorstellbar, dass hier, in dem hängigen Gelände, noch Milch produziert wird. „Doch, doch …“, erklärt Sarah, während unten im Dorf „nur“ noch sieben Milcherzeuger wirtschaften, sind es auf dem gesamten Berg noch rund 30. Das Kuriose ist, dass die Bergbauern unterschiedliche Molkereien beliefern. Denn das führt letztlich dazu, dass gleich mehrere Milchwagen im Berg unterwegs sind.
Und dann sind wir da! Mächtig präsentiert sich auf knapp 1.000 m Höhe der Bergbauernhof, der den Boxenlaufstallstall und das giebelseitig angeordnete Wohnhaus, das erst vor kurzem neu errichtet wurde, unter einem Dach vereint. Beim Blick auf die steilen grünen Hänge fragen wir uns schon, wie hier 100 hochleistende Milchkühe gehalten werden können? „Das geht schon“, lacht Markus Schwaighofer (Senior), der zusammen mit seiner Frau Susanne während der Sommermonate die Alm managt. Die beiden leben denn auch von Ende Mai bis Mitte August mit den Kühen im Berg. Im Spätsommer, wenn das Graswachstum ausbleibt, werden die Kühe wieder ins Tal zurück transportiert. Die Trockensteher und die Rinder bleiben noch etwas länger „im Berg“, je nach Witterung bis etwa Mitte Oktober.

Das Hofschild am Standort im Tal. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)

10.000 kg mit Fleckvieh – dank guter Genetik

Noch erstaunter sind wir, als wir erfahren, dass die Durchschnittsleistung der Fleckviehherde rund 10.000 kg Milch mit 4,50 % Fett und 3,60 % Eiweiß beträgt. Möglich ist diese beeindruckende Leistung nur durch eine sehr intensive Fütterung und ein ausgefeiltes Herdenmanagement, auch auf der Alm. Die hohen Milchleistungen beruhen aber auch auf einer guten Genetik. „Unsere Herde ist enorm auf Leistung getrimmt“, erläutert Markus Schwaighofer, „Eigentlich schon fast zu sehr für unser System, aber das bringt die Genetik mit“. In seinen Augen ist die Genetik auch beim Fleckvieh extrem auf Leistung fokussiert. Seine Färsen sollen lieber erst weniger Milch haben, dafür eine gute Persistenz aufweisen und vor allem gute Fundamente haben. „Schlechte Fundamente sind eine Katastrophe“, sagt er mit Hinweis auf ihr Produktionssystem...


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