Nienborstel (Schleswig-Holstein): Der Border-Collie läuft in großen Kreisen um die kleine Kuhgruppe. Die Kühe setzen sich, Schritt für Schritt, aufgereiht wie auf eine Schnur Richtung Stall in Bewegung. Steffen Trede (28 Jahre) und seine Eltern Ursula und Rolf Trede lassen alle Tiere von den abgesetzten Kälbern bis hin zu den hochleistenden Kühen weiden. Trotz Weidegang erzielen Tredes eine Auslastung am Melkroboter von sage und schreibe 2.500 kg pro Tag und eine Jahresmilchleistung von 11.900 kg! Einer der Gründe, warum wir uns die Kühe, den Stall und das Management der Familie im Rahmen der Elite Dairy Tour im hohen Norden einmal näher angeschaut haben.
Betriebsspiegel
140 Kühe
11.900 kg Milch
140 Hektar, davon 45 ha Mais
3 Ak und ein Azubi
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Erst einmal nur die Hochleistenden
Eigentlich wollten Tredes bereits im Jahr 2016 schon in automatische Melktechnik investieren, denn das Melken im alten 2 x 6 Fischgräten-Melkstand dauerte zu dem Zeitpunkt mehr als drei Stunden pro Melkzeit. Doch die Milchpreiskrise machte ihnen, wie so vielen anderen Betrieben, einen Strich durch die Rechnung. „Wir haben diese Zeit aber intensiv genutzt, um uns mit der Technik zu beschäftigen“, so Steffen Trede.
Im Jahr 2018 kauften sie einen Melkroboter für ihre 140 Kühe. „Wir haben erst einmal nur in einen Roboter für die hochleistenden Kühe investiert.“ Für diesen Schritt gab es zwei gute Gründe: „Unser Ziel ist es langsam und gesund zu wachsen. Liquide bleiben ist entscheidend, deshalb steigen wir nur Schritt für Schritt auf automatisches Melken um.“ Außerdem wollten sie erst einmal Erfahrungen sammeln, bevor sie die gesamte Herde auf automatisches Melken umstellen.
Die Kühe am Laufen halten
Derzeit versorgt der Roboter ausschließlich die hochleistende Gruppe, die in der Regel aus 55, maximal 60 Kühen besteht. Die Frischmelker und niedrigleistenden Kühe werden derzeit noch in der Fischgräte zweimal täglich reihum von den Familienmitgliedern gemolken. „Auch Kühe mit Euterentzündungen nehmen wir aus der Melkroboter-Gruppe heraus. Am Roboter behandeln wir keine Kuh.“
Neben der hohen Durchschnittsleistung der Roboterkühe von 45 kg ist das separate Melken der Frischmelker und kranken Kühe sicherlich ein Grund, für die gute Auslastung des Roboters. Doch allein mit diesen Punkten lässt sich die konstante Leistung am AMS nicht erklären.
„Ein weiterer Grund ist sicherlich, dass die Kühe sehr gut laufen. Mehr als ein, maximal zwei Kühe brauchen wir morgens nicht nachzutreiben“, ist Steffen Trede zufrieden. Dafür ist neben der Fütterung (Ration am Futtertisch ist auf 30 Liter ausgelegt) sicherlich auch die Klauengesundheit verantwortlich. Um unmittelbar reagieren zu können, verzichten Tredes auf einen Klauenschneider und pflegen die Klauen selbst. Neben zwei regelmäßigen Schnitten u.a. vor dem Trockenstellen, werden die Kühe sofort in den Stand genommen, wenn den Betriebsleitern ein „unrunder“ Gang auffällt. Damit die Klauengesundheit noch konstanter verläuft, setzen Tredes jetzt auf ein regelmäßiges Klauenbad, durch das sie die Kühe einmal pro Woche treiben.
Hauptreinigung während Weidegang
Um den Roboter optimal auszulasten, hat sich Steffen Trede außerdem genau angeschaut, wann er die einstündliche Hauptreinigung einplant, in der keine Kühe gemolken werden können. „Morgens um 10 Uhr lassen wir die Roboterkühe auf die Weide. In der ersten Stunde kommt keine Kuh freiwillig zurück in den Stall, so dass wir diesen Zeitraum für die Reinigung nutzen. Kommen die Kühe nach ein, zwei Stunden wieder von selbst in den Stall, um am Futtertisch zu fressen, können sie direkt wieder melken gehen.“
Aber nicht nur, dass die Auslastung des Melkroboters sehr hoch liegt, auch die Milchleistung ist beachtlich. Was sind Tredes Erfolgsfaktoren?
Regelmäßige Neuansaat
Steffen Trede ermelkt 6.000 kg Milch aus dem Grundfutter. Eine Leistung, die sich nur über qualitativ sehr hochwertige Grundfuttermittel erzielen lässt. „Wir säen ca. 1/5 unseres Grünlandes jedes Jahr neu an. Damit sind nicht nur die Grassilagen sehr energie- und proteinreich, auch das Weidefutter hat damit einen echten Futterwert für die Kühe.“ Wie lohnend Tredes Grünlandstrategie ist, lässt sich z.B. am ersten Grasschnitt in diesem Jahr erkennen. So weist die Grassilage einen Energiegehalt von 6,7 MJ NEL und einen Rohproteingehalt von 18,13% pro kg Trockenmasse auf.
Die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren
Der Melkroboter bietet den Hochlaktierenden einen hohen Komfort.
Investition in Kuhkomfort
Verbesserte Kälberhaltung, gesündere Kälber
Breiter, flexibler, weicher
Eine alte, großrahmige Kuh tritt zügig in eine Liegebox, knickt die Vorderbeine ein und wirft sich mit ihren ca. 750 kg Lebendgewicht in die Box. Die Bügel drücken sich ohne Widerstand zur Seite.
Die bisher getätigten Investitionen in den Kuhkomfort, vor allem in die Ausstattung der Liegeboxen ist für Steffen und Rolf Trede ein weiterer Erfolgsfaktor für ihre gesunden und leistungsstarken Kühe. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Liegeboxen den Bedürfnissen der Kühe stärker angepasst“, erklärt der junge Milcherzeuger. So haben Tredes zum einen in eine neue Liegeboxenhalle investiert, sodass jeder Kuh ein Liegeplatz zur Verfügung steht. Daneben haben sie die bestehenden Boxen, je nach baulicher Gegebenheit, auf 1,28 bis 1,35 m verbreitert.
Um langlebige Kühe zu bekommen, muss man schon bei den Kälbern ansetzen.
Steffen Trede
Um den Liegekomfort weiter zu verbessern, haben Tredes neben den mit großzügig mit Strohmehl eingestreuten Weichbettmatratzen flexible Liegeboxenbügel eingebaut. „Am Verhalten der Kühe lässt sich erkennen, dass sich die Investition ausgezahlt hat. Sie stehen nach dem Fressen oder Melken nicht lange herum, sondern legen sich zügig ab.“
Nutzungsdauer verlängern
Doch trotz der sehr guten Leistungen sehen Vater und Sohn noch „Baustellen“, die es in den nächsten Jahren zu beheben gilt. „Wir möchten die Lebenstagsleistung unserer Kühe, die derzeit bei 18,1 kg liegt, noch deutlich verbessern“, sagt Steffen Trede mit Nachdruck. Er ist davon überzeugt, dass für dieses Ziel bereits bei den Kälbern angesetzt werden muss. Deshalb hat er neue, mobile Einzelboxen gekauft und einen Stall für die Kälber ausgebaut. „Wir besitzen jetzt so viele Kälberplätze, dass wir sie nach dem Säubern eine Zeitlang leer stehen lassen können. Das nimmt den Druck.“ In den neuen Kälberabteilen ist neben Platz auch viel Luft vorhanden.
Die Biogasanlage soll uns betriebliche Stabilität garantieren.
Steffen Trede
Mehrere Standbeine
Der Betrieb Trede ist in Puncto Leistung und Tiergesundheit also gut aufgestellt. Wie sehen Familie Tredes nächste Schritte aus? „In der Fachschule haben wir leider gelernt, sich allein auf einen Betriebszweig zu fokussieren.“ Diese Aussage ärgert den jungen Milcherzeuger sehr, denn er hält diesen Rat in Zeiten von niedrigen bzw. schwankenden Milchpreisen für falsch. Deshalb hat sich Steffen Trede zusammen mit seinen Eltern dazu entschlossen, als nächstes erst einmal nicht in einen zweiten Melkroboter, sondern in eine 75 kW-Biogas-Anlage zu investieren. „Das soll uns betriebliche Stabilität bringen.“
Neben den finanziellen Vorteilen, die sich der Junior von der Biogas-Anlage verspricht, hofft er, mit der dünnen Gülle aus der Anlage sein Grünland künftig bodennah noch effektiver düngen zu können.
Ich habe einfach eine Riesenlust auf Kühe.
Steffen Trede
Kühe sind seine Zukunft
Trotzdem Steffen Trede und seine Eltern sich betrieblich breiter aufstellen wollen, die Milchkuhhaltung steht für sie im Fokus. „Steffen weiß, worauf er sich einlässt“, sagt Seniorchef Rolf Trede. „Meine Frau und ich sind schon lange beim BDM aktiv. Wir haben mit Steffen immer wieder über die dramatische Entwicklung in der Milchbranche gesprochen.“
Ja, Steffen Trede weiß, was auf ihn zukommen kann, aber er sagt: „Ich habe einfach eine Riesenlust auf Kühe“ und strahlt.
Das hat uns besonders beeindruckt:
- Starkes Team: Steffen Trede und seine Eltern Ursula und Rolf Trede unterstützen sich gegenseitig und besprechen gemeinsam betriebliche Entscheidungen.
- AMS-Kennzahlen: Die Auslastung des Melkroboters ist mit 2.500 kg beeindruckend.
- Weidegang: Tredes zeigen, dass Weide, Melkroboter und hohe Leistungen sich nicht ausschließen.
- Grundfutterleistung: Im Schnitt 6.000 kg werden bei Tredes aus Mais und Gras ermolken.