Maarten Marree und Janina Schulz haben die Herde fast verdoppelt. Zusammen mit dem Herdenmanager Hilmar Zarwel konnten sie die Leistung dennoch hoch halten.
Ein Brummen erfüllt die Luft, die Haare flattern im Wind. Überall auf der Milchproduktion Lindtorf e.G. weht uns eine steife Brise entgegen, trotz einer Außentemperatur von 32°C.
Vor einem Jahr investierte Maarten Marree in 100 Ventilatoren, um den Stall, aber auch die Trockensteher und abkalbenden Kühe, sowie die Kälber zu kühlen. „Wenn ich von einer Investition überzeugt bin, dann setze ich sie auch konsequent um“, sagt der Betriebsleiter.
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Ein Brummen erfüllt die Luft, die Haare flattern im Wind. Überall auf der Milchproduktion Lindtorf e.G. weht uns eine steife Brise entgegen, trotz einer Außentemperatur von 32°C.
Vor einem Jahr investierte Maarten Marree in 100 Ventilatoren, um den Stall, aber auch die Trockensteher und abkalbenden Kühe, sowie die Kälber zu kühlen. „Wenn ich von einer Investition überzeugt bin, dann setze ich sie auch konsequent um“, sagt der Betriebsleiter.
Halbe Sachen sind nun wirklich nicht sein Ding! Denn nur drei Tage nachdem er das erste Mal im Jahr 2019 die Milchproduktion Lindtorf besichtigt hatte, wurde die insolvente Genossenschaft übernommen. Heute wird der Milchkuhbetrieb zwar noch als Genossenschaft weitergeführt, allerdings besteht diese nur noch aus drei Mitgliedern: Maarten, der Herdenmanagerin Janina Schulz und einem gemeinsamen Freund.
Herde fast verdoppelt
Verändert hat sich seit der Übernahme eine ganze Menge. So konnten sie einen weiteren, 35 km entfernten, Standort kaufen, auf dem jetzt das gesamte Jungvieh untergebracht ist. Das brachte ihnen Platz, um die Herde von 950 auf inzwischen 1.700 Kühe aufzustocken. „Unser Ziel war es die Anzahl an Mitarbeiter zu halten. Das ging nur, indem wir den Bestand und die Nutzfläche vergrößert haben“, erklärt Janina Schulz.
Damit diese Intensität von denselben Mitarbeitern bewältigt werden kann, investierten die Betriebsleiter u.a. in einen komplett neuen Fuhrpark, neue Boxenabtrennungen, einen effizienten Selektions- und Behandlungsbereich sowie einen modernen Klauenstand. Außerdem wurde das bestehende Melkkarussell weiter optimiert.
Egal ob mit Mitarbeitern oder der Bank. Miteinander sprechen ist enorm wichtig.“
Maarten Marree
„Funktionierende Technik ist nicht nur für die Effizienz, sondern auch für die Motivation der Mitarbeiter wichtig“, davon ist Maarten Marree überzeugt. „Niemand möchte gerne mit Technik arbeiten, die ständig repariert werden muss und die die Arbeit unnötig in die Länge zieht.“
es konnte ein zweiter, 35 km entfernter, Standort zugekauft werden.
(Bildquelle: Zarwel)
900.000 kg pro Mitarbeiter
Das ohrenbetäubende Geräusch einer Bohrmaschine dröhnt über den Hof. „Wir renovieren gerade die Sozialräume unserer Mitarbeiterinnen“, entschuldigt sich Janina Schulz. „Ich denke, dass ein sauberer und ordentlicher Arbeitsplatz einfach wichtig für die eigene Arbeitseinstellung und Motivation ist.“ Sauberkeit sei auch ein Aushängeschild des Betriebes. So hebt der Betriebsleiter auch gerne mal einen herumliegenden Zigarettenstummel auf, um anhand der Marke den Übeltäter zu identifizieren und zur Rede zu stellen. Janina Schulz muss schmunzeln.
Die Investition in Technik und Motivation der Mitarbeiter hat sich für den Betrieb bezahlt gemacht. Inzwischen werden pro Mitarbeiter in der Milchproduktion über 900.000 kg Milch ermolken.
Eine solche Leistung lässt sich jedoch nur dann erzielen, wenn alle an einem Strang ziehen. „Das Geld wird in der Milchproduktion erwirtschaftet“, erklärt der Betriebsleiter. Deshalb sei es ihm wichtig, dass auch die Mitarbeiter in der Pflanzenproduktion um ihre Verantwortung für die Kühe wissen. „Wenn es Probleme im Stall gibt, muss klar sein, dass alle anderen Arbeiten erst einmal hinten anstehen und zuerst die Versorgung der Kühe sicher gestellt sein muss“, so Maarten Marree.
„Auf unserem Betrieb wird in Kühe investiert. Es geht weiter. Das motiviert sehr!“
Hilmar Zarwel
Damit alle dies verinnerlichen, sei Kommunikation das A und O. „Ich habe früher als Herdenmanager in den USA und Neuseeland gearbeitet. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen.“ Deshalb ist dem Betriebsleiter auch die Kommunikation mit seiner Hausbank so wichtig. „Natürlich haben wir mit Fremdkapital investiert. Damit die Bank uns und unsere betrieblichen Ziele versteht, muss man alle an einen Tisch holen. Regelmäßige Gespräche sind wichtig“!
Spezialkühe melken die Herdenmanager im SBS-Melkstand selbst.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Viel Zeit für Spezialkühe
All die Investitionen und Gespräche würden jedoch nichts bringen, wenn die Leistungen im Stall, einer 40 Jahre alten 1930er-Aufstallung, nicht passen würden. Doch das tun sie! Denn trotz einer Herdenaufstockung um 750 Tiere, gaben die Lindtorfer Kühe im vergangenen Jahr 11.044 kg Milch.
Um die Kühe kümmern sich hauptverantwortlich Janina Schulz und seit dem Frühjahr auch Herdenmanager Hilmar Zarwel. Die beiden „Kuhmenschen“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, tagtäglich die Tiergesundheit und Leistung weiter nach vorne zu bringen.
Frischmelke und kranke Kühe melken wir selbst. So können wir uns um das Einzeltier kümmern.“
Janina Schulz
Dazu gehören nicht nur Investitionen in den Repro- und Abkalbereich, in eine effiziente Behandlungsstrecke oder in neue Boxenabtrennungen. Dazu gehört vor allem das Drehen an kleinen Schrauben und das ständige Justieren des Managements.
Zum Beispiel wird bei Problemen rund um die Abkalbung sofort der Harn- pH – Wert der betroffenen Gruppe kontrolliert. So kann schnell über Verschiebung der Rationskomponenten Problemen entgegengewirkt werden.
Außerdem melken die beiden Herdenmanager täglich die Frischmelkenden und kranken Kühe selbst in einem kleinen Side by Side-Melkstand. „Uns ist eine engmaschige Kontrolle dieser Spezialkühe sehr wichtig!“, betont die Herdenmanagerin. Außerdem geht so keine Kuh mit Hemmstoffmilch über das Karussell.
Sandbox für gegrätschte Kühe
(Bildquelle: Zarwel)
Sandbox für gegrätschte Kühe
Auch bei 1.700 Kühen kämpft das Herdenmanager-Duo um jedes Tier. Deshalb haben sie vor einigen Monaten eine Sandbox speziell für festliegende oder gegrätschte Kühe eingerichtet. In diesem Stallabteil befindet sich neben einem elektrischen Flaschenzug mit einem Hebegeschirr um die Tiere schonend aufzustellen, auch eine mobile Melkanlage, um die Kühe versorgen zu können. Jeder kommt an dieser Box vorbei, so dass jederzeit frisches Wasser und Futter zur Verfügung gestellt werden kann.
„Die Box hat uns schon viele Kühe gerettet, etwa 70 % der Kühe verlassen die Box nach einigen Tagen wieder selbstständig“, so Hilmar Zarwel.
Spezielle Boxen für spezielle Kühe
Eine schwarze Kuh schaut von oben herab, senkt neugierig den Hals und schnuppert an der Fotokamera. Dreht sich dann aber wieder um, läuft langsam zur Liegebox und legt sich ab.
Ein weiteres Beispiel für die Einzelkuh-Betreuung sind die 90 Tiefliegeboxen, die speziell für die großrahmigen Kühe umgebaut wurden. Da die Aufstockung zum Teil durch Aufgabebestände erfolgte, gibt es im Stall einige Tiere, die einfach zu groß sind.
Diese und auch einige Kühe, die zeitweise ein bisschen mehr Komfort benötigen, nehmen dieses Stallabteil dankend an.
In Kuhkomfort wird auch weiterhin investiert, denn die Hochboxen sollen mit neuen Matratzen ausgelegt werden. Daneben beginnt gerade der Bau einer Biogasanlage: „Wir wollen Selbstversorger bei der Energie werden“, erklärt der Betriebsleiter. Außerdem wollen sie das Güllelager ausweiten, um den Dünger künftig noch effizienter einsetzen zu können.
Im Jahr 2019 übernahmen Maarten Marree uund Janina Schulz die Milchproduktion Lindtorf e.G..
(Bildquelle: Schulz)
Ein weiteres Ziel im Management ist es, künftig Erkrankungen weiter zu minimieren und immer wieder kehrende Problemtiere schneller zu selektieren. So kann man sich mehr Zeit für die Gesunderhaltung der Herde nehmen. Auch hier wurde bereits investiert – seit etwa einem halben Jahr ist jede Kuh mit einem Aktivitätssensor ausgestattet.
Die bisher getätigten Investitionen sollen aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die drei Lindtorfer sehen positiv in die Zukunft. Und in dieser Zukunft spielen Kühe eine große Rolle!
Das hat uns beeindruckt
Die Effizienz. Hier wird gehandelt!
Der saubere und ordentliche Hof.
Die Leistungen
Betreuung der Einzelkuh
Mehr Bilder und Videos zum Betrieb Milchproduktion Lindtorf e.G. finden Sie hier: