Elite Dairy Tour 2022

Die Vorreiter: Kuhgebundene Aufzucht im großen Stil

Hofgut Eichigt hat die kuhgebundene Kälberaufzucht erfolgreich eingeführt. Mit Herzblut, System und neuem Stall wird der Betrieb den Bedürfnissen der Tiere gerecht.

Ein heller Kuhkopf mit einer großen weißen Blesse und Hörnern schiebt sich langsam durch den schmalen Schlupf. Der Kopf bewegt sich neugierig nach links und rechts. Ein kleines Kalb stakst heran, streckt den Kopf und schnuppert.
Kühe und Kälber leben auf dem Hofgut Eichigt bei Plauen im sächsischen Vogtland eng beieinander. Denn hier auf dem Milchkuhbetrieb mit rund 1.500 Holstein-Kühen werden seit drei Jahren alle Kälber konsequent direkt an der Kuh aufgezogen. Verantwortlich für die Kühe und Kälber ist Herdenmanagerin Aneka Meinel, die auch bei der Planung des neuen Stalls inklusive kuhgebundener Aufzucht tatkräftig mitgearbeitet hat.

Biologisch-dynamische Erzeugung

Das Hofgut Eichigt ist ein ökologisch wirtschaftender Milchkuhbetrieb mit insgesamt rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 15 Auszubildenden. Auf dem Hofgut werden neben den Kühen sowohl Weideochsen und -färsen als auch junge Bullenkälber zur Kälbermast gehalten. Das Hofgut Eichigt wird seit 2015 als Teil der dennree Gruppe* bewirtschaftet und ist Biokreis- und Bioland-zertifiziert.

Betriebsspiegel

· Kühe: 1.500
· Leistung: 8.500 kg
· Fläche: 4.500 Hektar
· MitarbeiterInnen: 130 und 15 Auszubildende
· Biokreis und Bioland-zertifiziert

Aufzucht-Pioniere

Nicht allein wegen ihrer Größe, vor allem wegen der Haltung der horntragenden Kühe, der kuhgebundenen Aufzucht und den darauf zugeschnittenen neuerbauten Ställen leistet das Hofgut echte Pionierarbeit in der ökologischen Milchkuhhaltung. Neben 7,5 zweireihigen Laufställen (zwei Gruppen pro Laufstall; insgesamt 16 Gruppen) mit Tiefboxen und direktem Weidezugang für die laktierenden Kühe, beeindruckt vor allem der Stall für die kuhgebundene Kälberaufzucht. Ein ausgeklügelter Stall, den es so wahrscheinlich in Deutschland noch nicht zu sehen gibt.
Die Aufzucht der Kälber erfolgt in zwei nebeneinander liegenden Ställen. Im ersten Stall sind die Close up-Kühe sowie die kalbführenden Kühe in den ersten drei Monaten nach der Kalbung untergebracht. Im zweiten Stall stehen Ammenkühe sowie deren Kälber während des vierten Lebensmonats bis zum Absetzen.
Wir haben uns angeschaut, wie dieses System funktioniert.

Kühen Schutzraum bieten

Die hochtragenden Kühe sind auf Stroh aufgestallt und kalben in der Gruppe ab. „Seitdem wir die Kühe zur Kalbung nicht mehr separieren, haben wir kaum noch Probleme bei den Kalbungen,“ erklärt Herdenmanagerin Aneka Meinel.

Damit die Kühe in der Abkalbebucht etwas geschützt sind, hat Meinel an den seitlichen Absperrgittern der Buchten Förderbahngummis anbringen lassen. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)

Damit die Kühe sich dennoch etwas geschützt ablegen können, hat Meinel unten an den seitlichen Absperrgittern der Buchten ehemalige Förderbahngummis anbringen lassen. Ein zweiter wichtiger Effekt ist, dass die Kälber nicht mehr unter den Gittern hindurch in das angrenzende Abteil beim Ablecken nach der Geburt gedrückt werden können.
Man muss das Einzeltier im Auge behalten.“
Aneka Meinel
Nicht nur die Gummis zeigen, wie viel Gedanken man sich hier um Kühe und Management macht. Denn die frischgeborenen Kälber und deren Mütter erhalten von den Mitarbeitern direkt nach der Geburt auch von der Nachtschicht eine identische Markierungsnummer an deren Halsbänder gehängt. Die Herdenmanagerin weiß dann beim Einziehen der Ohrmarken am nächsten Morgen genau, welches Kalb zu welcher Kuh gehört.

Fünf Tage bei der Mutter

Nach der Kalbung werden die Kühe mit ihrem eigenen Kalb erst einmal in den nächsten Strohbereich umgestallt....


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