Elite Dairy Tour 2022
Die Schwestern vom Deich
In Ostfriesland sind Imke und Anna-Lena Boerma in den Familienbetrieb eingestiegen. Mit Ruhe und Sorgfalt halten sie 146 Kühe gesund und deren Leistung hoch.
Fünf Kilometer vor der ostfriesischen Nordseeküste unweit der Stadt Norden liegt der Betrieb Boerma. Entlang der Einfahrt zum Hof entdeckt man rechts und links auf den grünen Weideflächen schon einige schwarzbunte Kühe, die unter den Bäumen Schutz vor der Sonne gefunden haben. Zwei junge Frauen und ein Mann kommen uns vom Kuhstall entgegengeschlendert.
Betriebsspiegel
146 Kühe plus 154 Nachzuchtstiere
11.833 kg Milch pro Kuh und Jahr
180 ha, davon 40 ha Dauergrünland
3 Voll-AK
Gemeinsame Arbeit, getrennte Bereiche
„Unsere Rinder und die Trockensteher sind auf der Weide“, erklärt Imke Boerma, eine der Betriebsleiterinnen und blickt auf die Schwarzbunten. Auch die laktierenden Kühe haben 24 Stunden am Tag Zugang zur 15 ha großen Fläche, die direkt an den Kuhstall angrenzt. „An so warmen Tagen wie heute sind sie aber lieber im Stall“, sagt ihre Schwester Anna-Lena.
Tatsächlich ist die Weide mit dem erdigen Trampelpfad am Zaun entlang leer. In dem Moment trotzt eine Kuh der Hitze und tritt aus dem Stall. Imke zeigt auf sie und sagt: „Das ist Marlene, eine unserer beiden rotbunten Kühe.“ Auf dem Familienbetrieb kennen sie alle der 146 Kühe mit ihrem Namen. Denn die Kühe stehen bei Imke und Anna-Lena ganz im Fokus.

Hinter dem Futtertisch liegt der Zugang zur Weide, die von März bis September als Auslauf dient. (Bildquelle: Thiemann)
Dass sie einen Milchkuhbetrieb führen würde, war ursprünglich nicht der Plan von Imke (33). Die Pädagogin entschied sich erst nach ihrem Studium für die Arbeit in der Milchproduktion. Eine Ausbildung zur Landwirtin half ihr dabei, die Grundlagen zu lernen. Ihre jüngere Schwester Anna-Lena (28) entschied sich direkt für eine landwirtschaftliche Ausbildung . Beide sind vor ein paar Jahren in den Betrieb eingestiegen und führen ihn zusammen mit dem Vater Johann.
Die Arbeit auf dem Betrieb teilen sie sich auf. Während Johann für den Außenbereich und Futterbau zuständig ist, kümmern sich Imke und Anna-Lena um die Tiere im Stall. Imke ist zudem für die Buchhaltung zuständig, Anna-Lena arbeitet sich gerade in die Klauenpflege ein. Dass es vielerorts an Fachpersonal mangelt, merken sie auch: Sie suchen noch einen Azubi für das aktuelle Ausbildungsjahr.
24 Stunde Weide und Voll-TMR
Den Kühen Weidegang zu bieten, macht den Boermas wenig zusätzlichen Aufwand. „Eigentlich müssen wir die Kühe gar nicht holen, die haben eine innere Uhr““, sagt Imke. „Meistens gehen sie so gegen halb vier Uhr nachmittags einmal raus und drehen eine Runde und kommen danach zum Melken wieder zurück“, ergänzt ihre Schwester Anna-Lena und lacht.
„Zu Beginn der Saison lassen wir die Kühe stundenweise raus“, erklärt Imke. Eine intensive Weide praktizieren die Boermas jedoch nicht. „Der Trend mag hingehen zur intensiven Weide. Da muss man dann auch viel Arbeit reinstecken, damit das funktioniert“, sagt Johann Boerma. Ausgefüttert werden die Kühe der Boermas daher im Stall.
Das Füttern ist auf dem Betrieb in Frauenhand, Imke und Anna-Lena wechseln sich dabei ab. Die Kühe bekommen eine TMR über die gesamte Laktation. „Die Fütterung hat sich ziemlich verändert, seitdem die beiden dabei sind“, erinnert sich Johann. „Früher hatten wir eine Kraftfutterstation und eine Ration, jetzt füttern wir alles mit dem Futtermischwagen.“
Seine Tochter ergänzt: „Früher konnten wir die Kühe an der Kraftfutterstation gut ausfüttern, einige haben richtig viel Milch gegeben. Aber mit dieser Ration sind die Kühe konstant in der Milchleistung bis zum Ende der Laktation. Die halten lange durch und sehen gut aus. Da muss man eher dann...
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