Batch-Milking: Was ist das?
Beim Batch Milking-System wird die gesamte Herde zwei- oder dreimal täglich automatisch gemolken. Dank der automatischen Nachselektion können auch zwei Kuhgruppen gleichzeitig gemolken werden.
Lemmer Fullwood, Gea, DeLaval und Boumatic bieten mittlerweile dieses Melksystem an, das sich laut Herstellern sogar für Betriebe mit 300 Kühen eignet. Ziel der Hersteller ist es, mit dem Batch Milking die Arbeitseffizienz auf den Betrieben zu steigern und durch eine möglichst hohe Auslastung der Roboter eine Konkurrenzfähigkeit zu Melkrobotern mit freiem Kuhverkehr zu erreichen (Ziel: acht Kühe/Stunde und Roboter).
Zielstrebig und ruhig betreten die Kühe des Agrarbetriebes Grüne Aue e. G. in Jessen die acht sternförmig angeordneten Merlin-Melkroboter des Herstellers Lemmer Fullwood. Es ist die letzte Gruppe, die Melkarbeit also bald abgeschlossen. „Wenn wir das Batch Milking-System nicht hätten, wären die Kühe heute weg“, erzählt David Kuhrmann.
Wenn wir das Batch Milking-System nicht hätten, wären die Kühe heute weg.
David Kuhrmann
Bei diesem Melksystem wird die gesamte Herde zwar mit dem Roboter gemolken, aber immer zu festen Zeiten. Der Fischgräten-Melkstand der Agrargenossenschaft war veraltet und zu klein. Da die Stallgebäude aus DDR-Zeiten nicht für einen Roboter mit freiem Kuhverkehr oder für einen größeren Melkstand ausgelegt sind, entschied sich der Betrieb deshalb für ein separates Melkgebäude. Das Batch Milking sorgt nun – neben einer optimalen Ausnutzung der Altgebäude – für eine flexiblere Gestaltung des Arbeitsalltags. „Unsere Mitarbeiter und Auszubildenden können ohne Probleme ihren Arbeitsbereich wechseln, auch ohne Erfahrung mit einem Batch Milking-System“, freut sich David Kuhrmann.
Weniger Arbeitskräfte
Neben einer flexibleren Gestaltung des Arbeitsalltages hebt Uwe Huß, Herdenmanager der AFB Agrar GmbH Flämingland in Blönsdorf (BB), vor allem die geringere Anzahl an Arbeitskräften hervor. „Noch vor der Anschaffung des Batch Milkings waren für den Schichtbetrieb im Melkstand mit 20 Melkplätzen acht Melker nötig, heute sind es drei“, freut er sich. Denn die Suche nach Mitarbeitern gestalte sich auf dem Betrieb sehr schwierig. In Blönsdorf bringt eine einzige Person gruppenweise insgesamt 530 Kühe in den Wartehof, überwacht das Melken der zwölf Merlin-Melkroboter und übernimmt die Boxenpflege.
„Unser Ziel ist es, neben einer geringen Anzahl an Mitarbeitern eine kurze Melkzeit zu erreichen und den Kühen möglichst viel Ruhe zu bieten. Und genau das leistet das System“, erzählt er mit Blick auf den kreisrunden Wartehof. Insgesamt werden pro Stunde und Roboter acht Kühe gemolken, sodass eine Melkzeit nach ca. 5,5 Stunden beendet ist und eine Kuh höchstens 1,5 Stunden im Wartebereich steht. Das sei aber nur möglich, wenn der automatische Nachtreiber konsequent bedient werde. Uwe Huß lobt: „Die Selektion beim Batch Milking ist ein Traum. Für Untersuchungen können wir einzelne Kühe ganz einfach nach dem Melken aussortieren. Auch Kühe mit misslungenen Melkungen haben eine separate Box.“ In der Regel werden die Kühe nach dem Melken aber wieder direkt zurück in die jeweilige Gruppe selektiert, sodass sie zwischen den Melkzeiten in Ruhe fressen, wiederkauen und liegen können.
Die Selektion ist ein Traum.
Uwe Huß
Erweiterbares System
Eine extreme Ruhe strahlen auch die insgesamt 600 Holstein-Kühe der Agrar Energie und Rind Genossenschaft e. G. in Ballhausen aus, als sie die acht parallel angeordneten Dairy Robot R9500 des Herstellers Gea betreten. Das wirkt sich auch auf die Mitarbeiter aus: „Die Melkroboter sind immer gut gelaunt, haben keine kalten Hände und melken jeden Tag gleich. Eine einzige Person überwacht das Melken und pflegt die Liegeboxen. Das ist eine enorme Arbeitsentlastung“, erzählt Herdenmanagerin Anett Müller begeistert. Die Holstein-Kühe, die mit Kraftfutter zu den Robotern gelockt werden, danken es ihnen mit einer durchschnittlichen Tagesmilchleistung von 36 Litern. Dem Milchkuhbetrieb war es zudem wichtig, in ein erweiterbares System zu investieren. So ist es möglich, vier Melkroboter ohne Probleme nachzurüsten und ein weiteres Stallgebäude direkt in Nähe des zentralen Melkhauses zu bauen. Neben der Erweiterung plant Carsten Göbel zudem die Anpassung der Melkzeiten sowie Zwischenmelkzeiten: „Wenn wir mit der Erweiterung drei Arbeitsschichten mit jeweils acht Stunden generieren können, wollen wir in Zukunft die Hochleistungsgruppen täglich sogar dreimal melken.“
In Zukunft wollen wir die Hochleistungsgruppen täglich sogar drei Mal melken.
Carsten Göbel
Störungen sind kein Problem
In der Agrarprodukte Kitzen e. G. denkt dagegen aktuell niemand an eine Erweiterung. Für Tierproduktionsleiterin Vicki Wildner zählt vielmehr die Unabhängigkeit von technischen Störungen. „Wenn einer der Melkroboter ausfällt, ist das kein Problem. Wir haben ja noch 16 andere“, erzählt sie und ergänzt: „Technische Probleme können ohne Zeitdruck zwischen den beiden Melkzeiten behoben werden. Kleine Störungen erledigen wir selbst.“
Wenn einer der Melkroboter ausfällt, ist das kein Problem.
Vicki Wildner
Auf die Frage, an welcher Stelle noch Optimierungspotenzial bestehe, erläutert sie: „Da das Melkgebäude für ein automatisches Melkkarussell gedacht war, haben wir leider nur wenig Selektionsmöglichkeiten.“ Allerdings hat der Betrieb im Jahr 2022 in einen separaten Reproduktionsstall mit Melkroboter und Behandlungsmöglichkeiten investiert. Dieser zusätzliche Platz biete vor allem den Frischmelkern viel Ruhe und erspare Reinigungszeit für Sperrmilch beim Batch Milking. Die Leiterin der 850-köpfigen Herde betont: „In den beiden alten Melkständen mit je 24 und 28 Melkplätzen auf zwei Standorten war die Arbeit deutlich kräftezehrender.“ Einzelne Roboter in den Ställen zu platzieren, stand aufgrund des Platzmangels in den vorhandenen Altgebäuden und ständigen Nachtreibens nie zur Debatte. „Beim Batch Milking haben wir nun insgesamt drei Stunden, in denen keine Kühe getrieben werden, keine Melkmotoren laufen und keine Türen klappern“, erzählt sie und fügt hinzu: „Zudem sind unsere Mitarbeiter Fans von kurzen Wegen.“
Kühe sind einfach einzumelken
Die kurzen Wege weiß auch Klaus Jakobsen, Betriebsleiter der Lønholm Agro in Dänemark, zu schätzen. Insgesamt 24 Delaval VMS V310-Melkroboter melken seine 800 Jerseys. In Zukunft möchte er die Herde um insgesamt 600 Kühe aufstocken. Schon zu Beginn war er von dem Melksystem sehr begeistert.
Das Einmelken habe gut funktioniert. „Schon nach sieben Tagen musste nur noch ein Mitarbeiter den Melkprozess überwachen. Das sorgt für eine enorme Arbeitserleichterung“, erzählt er.
Boumatic: Installation der ersten Anlage in diesem Monat
Auch der Melktechnikhersteller Boumatic hat vor zwei Jahren mit der Entwicklung des Batch Milking-Konzeptes im Unternehmen begonnen. Aktuell wird die erste Installation des sogenannten Gemini MAX herd milking system durchgeführt. Die Melkroboter werden in einer Side by Side Aufstellung platziert.
Konzept der Zukunft?
Die positiven Erfahrungen der Milcherzeuger zeigen, dass das Batch Milking ein Konzept der Zukunft sein kann. Besonders geeignet ist es für Betriebe, in denen sich das Robotermelken mit freiem Kuhverkehr oder ein größerer Melkstand nicht mit den baulichen Bedingungen vereinbaren lässt. Wenn alle Voraussetzungen stimmen, kann das Batch Milking die Arbeitseffizienz verbessern und trotz der hohen Anschaffungskosten wirtschaftlich konkurrenzfähig zu freiem Kuhverkehr sein. Wie bei jeder technischen Lösung im Stall, muss nicht nur die Kuh mit diesem System klarkommen, sondern vor allem der Mensch!
Das Batch Milking-System erlaubt es, Kühe täglich zu festen Zeiten und dennoch automatisch zu melken. Das zweite Mal ist nun so eine Melkanlage in Deutschland in Betrieb gegangen.
Automatisch melken, aber zu festen Zeiten. Das zeichnet automatische Melkzentren aus. Doch können sie bei den Kosten mit den verbreiteten Melkrobotern mithalten?