Streptococcus uberis ist neben Klebsiellen und E. Coli der wichtigste Umweltkeim, der klinische und subklinische Mastitiden auslösen kann. Was hilft am besten?
Klinische Mastitis direkt nach der Kalbung oder in den ersten 100 Laktationstagen ist sowohl auf kleinen als auch auf größeren Milchkuhbetrieben nicht unnormal. Häufig treten klinische Fälle bei Färsen vor oder nach dem Kalben oder bei Kühen mit hohen somatischen Zellgehalten (über 200.000 Zellen/ml) nach der Kalbung auf. In deutschen Milchkuhherden kommt Streptococcus uberis als Erreger in etwa einem Viertel aller Mastitis-Tests und damit der häufigste Umwelterreger, ähnlich wie in Kanada, den USA und den Niederlanden. In Australien und Neuseeland ist S. uberis sogar die häufigste Ursache für Mastitis.
Klinische Fälle von uberis-verursachter Mastitis scheinen sich zudem immer wieder zu wiederholen. Wenn eine Kuh bereits eine S. uberis-Infektion hatte, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Ansteckung viel höher. Etwa die Hälfte der betroffenen Kühe bekommen später erneut eine Mastitis.
Das liegt u. A. daran, dass Streptococcus uberis in verschiedenen Umgebungen auf einem Milchkuhbetrieb Kolonien bilden kann. Die Bakterien können z.B. in frischem Kot oder frisch kontaminiertem Stroh bis zu zwei Wochen lang überleben. Legen sich Kühe mit geschädigtem Eutergewebe oder offenen Strichkanälen in dieser Einstreu ab, können sich leicht infizieren. Haften die Bakterien dann erst einmal an diesem Biofilm am Euter, können sie auch dort ebenfalls wochenlang überleben. Der Weg über den Kot und über den Speichel im Verdauungstrakt ist der häufigste Weg der Weiterverbreitung in der Herde.
Geringe Behandlungserfolge
S. uberis gehört zu den am schwierigsten zu kontrollierbaren Umweltkeimen. Die Behandlungsempfehlungen bei subklinischen Infektionen während der Laktation sind nicht eindeutig. Die überwiegende Methode, S. uberis zu behandeln, ist der Einsatz von Antibiotika zum Trockenstellen. Die Dauer der Behandlungen variiert dabei meist bei zwei bis drei Tagen, oder bei ausgeweiteten Behandlungen bis zu acht Tagen bei subklinischen Infektionen. Wenn die Behandlung nicht anschlägt, wird sogar noch länger behandelt.
Doch Behandlungen während der Laktation und in der Trockenstehzeit sind nicht immer erfolgreich. Zwar reduzieren Behandlungen die Symptome, doch bleiben die Bakterien trotzdem erhalten und können zu einem späteren Zeitpunkt erneut Infektionen verursachen. Nur etwa die Hälfte der klinischen Fälle wird durch konventionelle Behandlungsmethoden geheilt. Unbehandelte klinische Fällen zeigen Heilungsraten von nur 19%. Da die Behandlungserfolge sind gering und zudem noch zwischen 50 bis 90% schwanken können, ist die Effizienz dieser Antibiotikaeinsätze fraglich.
Hygiene, Hygiene, Hygiene!
Kühe sind regelmäßig S. uberis-Keimen ausgesetzt. Besser als die Behandlung eines Ausbruchs ist daher die Prävention! Die wichtigsten Maßnahmen sind:
Trockene und saubere Umwelt schaffen: Um den Kontakt mit S. uberis aus der Umwelt zu reduzieren, ein möglichst trockenes und sauberes Umwelt schaffen, besonders zu Beginn des Trockenstehens und bei Frischabkalbern. Die Stallbereiche dieser Kühe regelmäßig abschieben, entmisten und/der nachstreuen.
Genaue Melkroutinen einhalten: Genaue Melkroutinen sind ebenfalls entscheidend bei der Bekämpfung von S. uberis. Infizierte Kühe immer zum Schluss melken oder, wenn das nicht möglich ist, nach dem Melken infizierter oder verdächtiger Kühe das Melkzeug zwischendesinfizieren.
Sauber Trockenstellen: Beim letzten Melken vor dem Trockenstellen nur sauberes Melkgeschirr anlegen. Nach dem Trockenstellen kontrollieren, dass die Strichkanäle wirklich geschlossen sind und Umweltkeime nicht eindringen können. Anfällige Kühe zudem nicht Bereichen mit großem Kuhverkehr aussetzen.
Chronische Kühe schlachten: Unter Umständen kann auch die einzige Möglichkeit sein, Euterentzündungen aus der Herde zu bekommen, permanent infizierte Kühe schlachten zu lassen. Zu diesen Kühen gehören Kühe mit drei oder mehr klinischen Infektionen während einer Laktation oder Kühe mit Zellgehalten von über 200.000 Zellen/ml in zwei aufeinanderfolgenden Laktationen (trotz antibiotischen Trockenstellens).
Wird Streptococcus uberis in der Milchkuhherde nachgewiesen, ist es wichtig, dass Herdenmanager, Tierärzte und Labormitarbeiter schnellstmöglich die Übertragungswege in der Herde identifizieren. So können Behandlungswege ergriffen werden, bevor es zu einem massivem Milchverlust kommt.
Fazit: Die Behandlung von S. ubris ist äußerst schwierig und Behandlungserfolge schwer zu erzielen. Für Milcherzeuger ist es deswegen umso wichtiger, frühzeitig Maßnahmen zur Vorbeuge zu ergreifen, um die Verschleppung innerhalb der Herde einzudämmen. Das bringt oft mehr, als nach einem Ausbruch betroffene Kühe zu behandeln.