Die häufigsten Produktionskrankheiten treten in der Transitperiode auf: Calciummangel, Nachgeburtsverhaltung, Metritis, Ketose, Labmagenverlagerung, Lahmheiten und Mastitis sind die häufigsten Gesundheitsprobleme in dieser Phase. Milcherzeuger wissen ganz genau, was sie jeder Krankheitsfall kostet, denn das Honorar für die tierärztliche Tätigkeit und die verbrauchten Arzneimittel stehen auf der Rechnung.
Jede dritte Kuh geht ab
Was oft nicht so genau beziffert wird, sind die...
Die häufigsten Produktionskrankheiten treten in der Transitperiode auf: Calciummangel, Nachgeburtsverhaltung, Metritis, Ketose, Labmagenverlagerung, Lahmheiten und Mastitis sind die häufigsten Gesundheitsprobleme in dieser Phase. Milcherzeuger wissen ganz genau, was sie jeder Krankheitsfall kostet, denn das Honorar für die tierärztliche Tätigkeit und die verbrauchten Arzneimittel stehen auf der Rechnung.
Jede dritte Kuh geht ab
Was oft nicht so genau beziffert wird, sind die indirekten Verluste durch den Einbruch der Milchleistung und den vorzeitigen Abgang unheilbar kranker Kühe aus der Herde. Dabei ist dieser Teil der Rechnung häufig der viel Höhere. In den letzten Jahren haben krankheits- oder leistungsbedingt bedingt ca. 37 Prozent! der Kühe die Herde ungeplant verlassen. Das ist teuer. Für eine ältere, leistungsschwache Kuh bekommt man den Schlachterlös (500 bis 1.000 Euro).
Das Geld reicht nicht, um eine junge tragende Färse aufzuziehen oder zuzukaufen (ca. 1.500 bis 2.000 Euro), die zudem in der Regel eine niedrigere Einsatzleistung hat als die abgegangene Kuh. Das heißt, jeder Abgang aus der Herde ist ein Verlustgeschäft. Aber auch wenn die Kuh in der Herde bleibt, verursacht jede Krankheit, die sie erleidet, neben den Tierarztkosten viel höhere indirekte wirtschaftliche Verluste (Übersicht). Dazu gehören der Milchrückgang durch Leistungseinbruch und Sperrmilch, niedrigere Besamungserfolge und ein erhöhtes Risiko für weitere Produktionskrankheiten.
Krankheiten fördern sich gegenseitig
Teuerste Therapie
Die Übersicht zeigt, dass die Labmagenverlagerung die teuerste Erkrankung ist. Wenn sich der Labmagen aufgrund einer Gasblase im Körper der Kuh verlagert und an der linken Körperseite nach oben steigt, ist eine Operation oft die einzige nachhaltige Lösung. Die linksseitige Labmagenverlagerung ist mit 85% deutlich häufiger als die rechtsseitige (Notfall, weil die Durchblutung des Magens unterbrochen wird). Erstere tritt zu 90% in den ersten 30 Tagen nach der Kalbung auf, meistens jedoch in den ersten zwei Wochen. Die Kosten pro Fall liegen zwischen 380 Euro (Färsen) und 565 Euro (Kühe). In den letzten 20 Jahren haben sich die Therapiekosten verdoppelt. Das liegt u.a. daran, dass heutzutage häufiger und effizienter (Endoskopie) operiert wird.
Die Prophylaxe der Labmagenverlagerung beginnt mit dem Eintritt in die Trockenperiode. Dann kommt es darauf an, dass die Kuh die richtige Körperkondition hat und einen gesunden Stoffwechsel aufweist. Sie braucht genug Platz am Futtertisch, die passende Futterpartikelgröße und eine hohe Trockensubstanzaufnahme, um das Risiko für die Labmagenverlagerung zu reduzieren.
Die Prophylaxe ist viel günstiger als die Therapie
Tierarzt Dr. Stefan Borchardt
Milchverlust am höchsten
Die zweitteuerste Erkrankung ist die Mastitis. Fast 20% der Kühe verlassen die Herde vorzeitig wegen Euterproblemen. Bei der Entzündung der Milchdrüse sind der Milchverlust und die vorzeitige Remontierung die Faktoren, die jeden Mastitisfall teuer machen. Die Verluste liegen bei Färsen bei 290 Euro und bei Kühen bei 407 Euro/Fall. Die klinische Mastitis ist die Erkrankung, bei der zudem die meisten Arzneimittel (Antibiotika, Entzündungshemmer) eingesetzt werden und die die höchsten direkten Arzneimittelkosten verursacht.
Die Prophylaxe reicht von korrekter Melkarbeit und-hygiene, Euterschutz der Trockensteher und eine saubere, stressfreie Umgebung im Stall. Dazu gehören alle Maßnahmen, die das Immunsystem unterstützen können: Gute Futteraufnahme, saubere Stallumgebung und Kuhkomfort.
Krankheitskosten im Transit
Milchfieber: Anfang vom Ende
Die Nachgeburt sollte bis spätestens 24 Std. nach der Kalbung abgegangen sein, sonst spricht man von Nachgeburtsverhaltung, die bei bis zu 10 % der frischgekalbten Tiere auftreten kann. Fast immer schließt sich daran eine Gebärmutterentzündung (Metritis) an mit entsprechender Verspätung des Besamungstermines. Die Verluste liegen pro Fall zwischen 133 Euro (Färsen) und 344 Euro (Kühe). Die Vorbeuge besteht in der Vorbeuge vor Milchfieber, sachgemäßer, hygienischer Geburtshilfe und ausreichend Vitamin E-Selen-Gehalte im Futter.
Subklinisches Milchfieber ist an dieser Stelle oft der Anfang einer langen Folge von weiteren Krankheiten. Fehlt der Uterusmuskulatur Calcium für den Ablösevorgang der Nachgeburt haben Bakterien leichtes Spiel über den offenen Geburtsweg in die Gebärmutter zu gelangen. Dort entwickelt sich eine mehr oder weniger schwere Entzündung (Metritis). Die so in ihrem Allgemeinbefinden beeinträchtigte Kuh (Fieber, Bakterientoxine) nimmt weniger oder kein Futter mehr auf. Der Energiemangel führt zur Ketose und Stoffwechselstörungen, die Labmagenverlagerungen begünstigen. Außerdem nehmen Euterprobleme zu, weil der Calciummangel sich negativ auf den Schließmuskel am Zitzenkanal auswirkt.
Schmerzen senken die Leistung
Einer der Hauptabgangsgründe (9%) aus der Herde sind Klauenprobleme, die zu Lahmheiten führen. Betroffene Kühe stehen aufgrund von Schmerzen ungern auf und bewegen sich wenig. Die Futteraufnahme geht zurück (Ketose) und Brunstsymptome werden nicht mehr gezeigt (Schlechte Besamungserfolge). Lahmheiten stehen als Abgangsgrund an dritter Stelle nach Fruchtbarkeits- und Euterproblemen. Die wirtschaftlichen Verluste einer Lahmheit liegen zwischen 106 und 290 Euro je nach Schweregrad.
Die Prophylaxe besteht in regelmäßiger Klauenpflege, Klauenbädern, Unterbrechung der Infektionsketten (Mortellaro), Kontrolle der Trittsicherheit der Laufflächen und wiederkäuergerechter Fütterung.
Dokumentation im Griff?
Das teuerste an den Krankheiten in der Transitphase sind der Milchleistungseinbruch und die Remontierungskosten. Darum ist jeder Krankheitsfall einer zu viel. Intensive Schwachstellenanalyse und Prophylaxekonzepte rechnen sich immer, wenn sie helfen Krankheitsraten zu senken. Für das Monitoring der Tiergesundheit sind die Dokumentation der Krankheitsfälle und der genauen Abgangsursachen wichtige Grundlagen, um das Hauptproblem im Betrieb zu identifizieren. Die Prophylaxe der teuersten Krankheiten besteht nicht in erster Linie aus Impfen, Einsatz von Arzneimitteln und oder Tierarztkontrollen. Es geht vielmehr um die Optimierung des Tiergesundheitsmanagements.