Klauenrehe

Bei Klauenrehe die Fütterung prüfen

Durch Fütterungsfehler kommt es zu Klauenkrankheiten, insbesondere Klauenrehe (Laminitis). Deshalb ist es wichtig, immer wieder die eigene Fütterung zu checken.

Klauenrehe werden oft spät erkannt und fallen erst durch vermehrtes Auftreten von Sohlengeschwüren, doppelter Sohle oder Defekte an der Klauenwand auf. Oft weiß man dann die eigentliche Ursache der Rehe nicht mehr. Schwierig ist auch festzustellen, ob die Rehe tatsächlich auf Fütterungsfehlern oder auf zu starker Belastung beruht. Einziges Merkmal einer Belastungsrehe ist, dass die Außenklaue stärker betroffen ist, während bei einer Fütterungsrehe die gesamte Klaue betroffen ist. 

Bei der Fütterung gibt es hauptsächlich vier Ursachen: Azidose, Ketose, Eiweißüberversorgung und zu wenig Vitamine und Mineralstoffe.

Klauenrehe durch Azidose

Pansenazidosen sind das Resultat von zu energie-/kraftfutterreichen und rohfaserarmen Fütterung oder einer Ration mit zu großen Mengen an leicht verdaulichen Kohlenhydraten. Die Kuh bildet dann nur noch wenig Speichel und der saure pH-Wert im Pansen kann nicht mehr abgepuffert werden. Dadurch sterben zahlreiche Pansenbakterien und schädliche Substanzen wie Histamine, Endotoxine oder Nitrit werden freigesetzt. Gelangen diese ins Blut, schädigen sie die Gefäße der reich durchbluteten, Horn bildenden Lederhaut. Die Hornbildung leidet dadurch und Schmutz und Keime können leichter eindringen. Klauenrehe kann zeitversetzt folgen.

Kontrollpunkte:

  • Achten Sie in den 14 Tagen vor und in den ersten Wochen nach der Abkalbung besonders auf die Futteraufnahme der Tiere, da zu diesem Zeitpunkt ein höheres Risiko für die Kuh besteht an einer Pansenazidose zu erkranken (auch wenn die Pansenazidose später auftritt, z.B. erst dann, wenn die Ursache schon behoben ist).
  • Auf Jungkühe besonders achten, da diese ein geringeres Futteraufnahmevermögen haben und weniger Rohfaser aufnehmen. Auch ist der Rang bei den Färsen oft niedrig, so dass sie oft von den älteren Kühen vom Futtertisch weggedrängt werden. Sie nehmen so oft weniger Futter auf und die Klauen werden durch häufigeres Laufen zum Futtertisch in Mitleidenschaft gezogen.
  • Überprüfen Sie ständig ihre Ration, stimmt die Zusammensetzung, ist das Kraftfutter und das Grundfutter in Ordnung (schmackhaft, hygienisch), ist die Ration richtig gemischt etc.?
  • Beobachten Sie auch Ihre Kühe auf Wiederkauaktivität und Pansentätigkeit.
  • Überprüfen Sie den Kot auf Konsistenz, Farbe und den Anteil an unverdauten Bestandteilen.
  • Bestimmen Sie die Milchinhaltsstoffe (Fett, Eiweiß, Fett-Eiweiß-Quotient, Harnstoffgehalt).
  • die Überprüfung des Säure-Basen-Haushalt kann gute Hinweise auf eine Azidose geben.

Ketose macht Klauenrehe

Kühe, die aufgrund einer Ketosenerkrankung viel Fett in den ersten Wochen nach der Abkalbung mobilisieren, sind gefährdet an Klauenrehe zu erkranken. Die Zellen der Leber füllen sich durch den Abbau von Körperfett mit Fett auf (Fettmobilisationssyndrom). Die Leber funktioniert so nicht mehr richtig als Entgiftungsorgan. Endotoxine werden nicht mehr richtig abgebaut. Die körpereigenen Abwehrkräfte nehmen zudem ab und Bakterien können leichter eindringen. 

Ketoserisiko - auf diese Kühe besonders achten:

  • Kühe, die im letzten Laktationsdrittel und in der Frühtrockenstehzeit überversorgt wurden (auf die Kondition der Tiere achten!)
  • Kühe mit Kalbeschwierigkeiten, Milchfieber und Nachgeburtsverhalten

Zu hohe Eiweißversorgung

Eine zu hohe Eiweißversorgung von mehr als 18 bis 19 % in der TM und bei einem unausgewogenen Energie-Eiweiß-Verhältnis hat zur Folge, dass hohe N-Überschüsse in der Leber unter Energieaufwand entgiftet werden müssen. Das begünstigt neben Fruchtbarkeits- auch Klauenprobleme. Ob Ihr Eiweißgehalt in der Fütterung stimmt, können Sie am Milchharnstoff- in Kombination mit dem Milcheiweißgehalt kontrollieren.

Zu wenig Vitamine- und Mineralstoffe

Insbesondere ein Mangel der Mengenelemente Schwefel, Zink, Kupfer und Selen sowie dem Vitamin Biotin und den fettlöslichen Vitaminen A, D und E kann zu einem minderwertigem, schwachen Klauenhorn führen. Kühe müssen deshalb mit einem Mineralfutter versorgt werden, welches nach deren Bedarf ausgerichtet ist.

Weiterhin können Belastungen der Kühe mit Pilzen, Hefen und Bakterien durch Futterkontaminationen Klauenrehe auslösen. Und auch alle Erkrankungen, bei denen toxische Substanzen freigesetzt sowie resorbiert werden und letztlich eine Durchblutungsstörung und Entzündung der Klauenlederhaut bewirken, wie z.B. Mastitis, Milchfieber, Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündung, begünstigen Klauenrehe.

Quelle: Dr. K. Mahlkow-Nerge, LWK Schleswig-Holstein


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