Elite entdeckt

Gesündere Herden dank Genetik?

Auf Gesundheit züchten? Das kanadische Zuchtunternehmen Semex hat in zwei Milchkuhherden untersucht, inwieweit sich die Zucht auf Gesundheit im Stall zeigt.

Elite entdeckt

Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben. 

Neben den neu eingeführten Gesundheitszuchtwerten in Deutschland bietet auch das kanadische Besamungsunternehmen Semex die Möglichkeit, intensiv auf Gesundheit zu züchten. Allein die Immunabwehr der Tiere sei zu 30% vererbbar, weshalb es durchaus vielversprechend ist, auf Gesundheit zu züchten.

Bisher stand hier besonders die männliche Seite im Fokus. So werden Besamungsbullen, die hohe Gesundheits- und Fitnessmerkmale aufweisen, mit Immunity+ ausgezeichnet. Immunity+ steht damit für besonders krankheitsresistente (Holstein-)Genetik. Auch für weibliche Tiere wird ein genomischer Immunity-Test angeboten. Mit dem Test Elevate kann die weibliche Nachzucht genomisch untersucht werden, u.a. auch auf ihre Krankheitsresistenz.

Wie groß die Unterschiede zwischen Einzeltieren hier sind und welche Auswirkungen der Einsatz besonders krankheitsresistenter Genetik haben kann, wurde auf zwei großen Milchkuhbetrieben in Deutschland und der Slowakei getestet.

Gesundheit auf männlicher Seite

Beispiel Slowakei: Bei der Studie auf einem Betrieb mit rund 2.500 Milchkühen in der Slowakei geht es um den Vergleich von Immunity- mit Nicht-Immunity-Verebern. Die betrachteten Erstlaktierenden wurden also nicht typisiert, sondern allein nach ihren Vätern unterteilt und anhand ihrer Erkrankungen dokumentiert. Zu beachten ist, dass auch bei den Nicht-Immunity-Vererbern durchaus hohe Gesundheitsvererber dabei sein könnten, bei denen es aber unbekannt ist.

Die Ergebnisse in der folgenden Tabelle zeigen, dass Kühe von Immunity-Vererbern über alle betrachteten Erkrankungen hinweg einen Vorteil aufweisen.

Tabelle 1: Auswirkungen von Immunity+ (2.500 Milchkühe)
*Anzahl Kühe von Immunity-Vererbern n = 326
*Anzahl Kühe von Nicht-Immunity-Vererbern bzw. unbekannten Immunity-Vererbern n = 662

Kühe

1. Laktation

verkauft &

remontiert

Masti-tis

Metri-tis

Ke-tose

Ab-ort

Ab-gänge

Nachgeburts-verhalten

Lungenent-zündung

Einfluss

Immunity+

19,0%

24,5%

11,3%

29,8%

4,0%

4,0%

3,1%

2,1%

Nicht Immunity+

/unbekannter Einfluss

23,4%

36,0%

19,9%

31,7%

5,4%

6,8%

5,9%

8,0%

Auswirkung

Immunity+

18,8%

31,5%

43,1%

6,2%

5,7%

41,3

47,9

73,2

Im Gegensatz zu den Gesundheits-Relativzuchtwerten deutscher Zuchtverbände wird bei der Immunity-Auszeichnung von Bullen nicht auf einzelne Gesundheitsmerkmale hingewiesen. Demnach können Schwachstellen im Betrieb (z.B. Mortellaro-Anfälligkeit) mit direkten Gesundheitszuchtwerten züchterisch noch effektiver bearbeitet werden.

Gleichzeitig gibt es aber auch einzelne Zuchtwerte, die negativ miteinander korrelieren. Als Folge gibt es keinen ultimativen Gesundheitsbullen, sondern vielmehr Spezialisten" für bestimmte Merkmale. Immunity-Vererber stehen dagegen als Ganzes für mehr Fitness und Gesundheit, zudem ist die Erblichkeit mit ca. 30% deutlich höher.

Gesundheit auf weiblicher Seite

Beispiel Deutschland: Der genomische Test Elevate und damit besonders der Test auf Krankheitsresistenz kam in 2018 und erneut im Juni 2019 auf dem Milchkuhbetrieb Gut Hohen Luckow (Mecklenburg-Vorpommern) zum Einsatz. Insgesamt wurden 440 Erstlaktierende genomisch getestet und den Ergebnissen entsprechend in hohe, mittlere und niedrige Immunreagenten unterteilt. Bei 289 Tieren dieser zuvor getesteten Gruppe wurde dann u.a. die Anzahl an benötigten Besamungen zum zweiten Kalb untersucht.

Tabelle 2: Vorteil der hohen Immunreagenten (Vergleich Hoch vs. Mittel und Niedrig)
n = 440

Mastitis

Persistente Mastitis

Aborte

Lahmheiten

Metritis

Nachgeburtsv.

25,7 %

100 %

69,4 %

33,7 %

23,5 %

71,1 %

Tabelle 3: Benötigte Besamungen pro Trächtigkeit (je nach Immunreaktion)
n = 289

Besamungen pro Trächtigkeit

Immunity+ Hoch

1,47

Immunity+ Mittel

1,64

Immunity+ Niedrig

2,00

Die Auswertungen zeigen, dass sich die genomisch getesteten Immunreaktionen der Tiere auch in ihren tatsächlichen Leistungsdaten wiederspiegeln. Der errechnete Vorteil genomisch hoher Immunreagenten beschreibt dabei den prozentualen Vorteil gegenüber den anderen Tieren, NICHT an z.B. einer Mastitis zu erkranken.

Im kommenden Jahr sollen die Tiere, bzw. ihre Gesundheitszahlen, erneut ausgewertet werden. Da einige Tiere bis dahin auch abgehen werden, wird zusätzlich die Betrachtung der Abgangszahlen und -ursachen im Hinblick auf die zuvor untersuchte Krankheitsresistenz interessant.

Quelle: Semex Deutschland


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