Aktuelle Infos zum Klimawandel und Folgen für den Futterbau

Hier bekommen Sie ein kleines Update dazu, wie die globale Erwärmung sich entwickelt und welche Konsequenzen dies für den Futterbau inkl. Dauergrünland mitbringt.

Der frühere Vegetationsbeginn und die gestiegene Wahrscheinlichkeit von Dürren und phasenweiser extremer Nässe, Unwetterereignissen und Schädlingsproblemen sind Einflussgrößen, mit denen sich die Futterbaubetriebe im Klimawandel arrangieren müssen. Kurz-, mittel- und langfristig. Die Herausforderung dabei ist groß. Auch, weil jeder einzelne Betrieb die wirtschaftlichen Risiken, die mit dieser höheren Gewalt einhergehen, (bislang) schlicht allein trägt.
Im folgenden Text finden Sie ein kleines Update aus Studien und Praxisbeobachtungen dazu, wie die globale Erwärmung sich entwickelt und welche Konsequenzen dies für den Futterbau inkl. Dauergrünland mitbringt.
Kurzübersicht; über die Verlinkungen gelangen Sie direkt zum entsprechenden Textabschnitt:

Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen erhöht

In den vergangenen Jahrhunderten gab es ebenfalls Extremwetterphasen, heute erhöht der menschgemachte Klimawandel - die globale Erwärmung durch CO2-Emissionen - die Wahrscheinlichkeit solcher jedoch deutlich:
  • Analysen von Klimaforschern zeigen, dass sich die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen wie in 2018 und 2019 je nach geografischer Lage heute verdoppelt bis zu verzehnfacht hat.

Welchen Anteil das menschliche Dasein an derartigen Extremereignissen und den damit einhergehenden Schäden einnimmt, kann außerdem mit der noch jungen, sogenannten Attributionsforschung zugeordnet werden. Ergebnisse daraus können künftig interessant für Klimaklagen von betroffenen Menschen gegen die Hauptverursacher der globalen Erwärmung durch CO2-Emmissionen werden. Als berechtigte Kläger könnten auch Landwirte in Frage kommen. Daran, eine rechtliche Grundlage für diese so komplexe Problematik zu schaffen, arbeiten Juristen bereits. Das berichteten unter anderen Anfang Januar 2020 die Agrarmeteorologen des Deutschen Wetterdienstes auf ihrer jährlichen Tagung in Leipzig.

Wasserdefizit durch früheren Vegetationsstart

Das wärmere Klima führt zu einem früheren Vegetationsbeginn. Damit einhergeht, dass sich die Bodenfeuchte verringert und hier Defizite entstehen können - der Boden trocknet stärker aus. Das belegen Auswertungen einer internationalen Forschergruppe um Xu Liang (Universität Peking) - die den europäischen Kontinent einschließen.
Die Studie zeigt, dass die Pflanzen bei ihrem früheren Wachstum auch früher mehr Wasser benötigen und gleichzeitig mehr Wasserdampf über ihre Blätter abgeben. Zwar kehre ein Teil des verdunsteten Wassers durch Niederschläge wieder zurück, der erhöhte Wasserverbrauch insgesamt könne aber nur zum Teil ausgeglichen werden.
  • Im späten Frühjahr führe dies zu einem Feuchtigkeitsdefizit im Boden. Dieses Defizit bleibe vielerorts bis in den Sommer hinein bestehen und begünstige Dürren sowie auch Hitzeextreme infolge der geringeren Verdunstung.
  • Die zunehmende Verlagerung der Niederschläge in das Winterhalbjahr verstärkt dieses Risiko.
  • Den Forschern zufolge ist dieser Effekt vor allem in Europa zu beobachten.

Winter 2019/20: Wasser im Oberboden, aber Dürre in der Tiefe

Die Einstufung des Jahres 2019 als 'zu trocken und zu warm' gilt auch für den bisherigen Winter 2019/2020. Von den seit September 2019 mindestens durchschnittlichen Niederschlägen in Deutschland ist in den tiefen Bodenschichten bisher nur wenig Wasser angekommen. Das zeigen der aktuelle Stand des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) für die Bodentiefe bis 1,8 m und die Grundwasser-Situationsberichte der Bundesländer. Zum Stichtag den 25. Januar 2020 herrscht im Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe in Deutschland nach wie vor ungewöhnliche Trockenheit bis außergewöhnliche Dürre. Lediglich im Südwesten hat sich die Situation entspannt.
Auf Grund der zu gering ausgefallenen Grundwasserneubildung der vergangenen fünf Trockenjahre mit den Extremen 2018 und 2019, liegen die Grundwasserstände und Quellschüttungen derzeit an vielen Messstellen deutlich unter dem Niveau des Winter-üblichen Mittelwertes. So weisen im sehr trockenen Bayern rund 65 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. Und in den tieferen Grundwasser-Stockwerken seien 84 Prozent der Messstellen von dieser Niedrigwassersituation betroffen. Das berichtet das Bayerische Landesamt für Umwelt in seinem Niedrigwasser-Lagebericht vom 14. Januar 2020.
Dass der Oberboden (bis 25 cm) durch die durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Niederschläge in Herbst und Winter 2019 bundesweit weitestgehend wieder gut durchnässt bzw. ein hoher Sättigungsgrad erreicht ist, stellt immerhin bessere Startbedingungen für das Futterbaujahr 2020 in Aussicht als es im vergangenen Jahr der Fall war. Nicht jedoch im Süden und Südosten, hier sind weiterhin großflächige Regionen von ungewöhnlicher Trockenheit bis moderater und schwerer Dürre im Oberboden betroffen. Im Verlauf des Januars hat sich die Situation im Oberboden jedoch wieder
Den tagesaktuellen Dürrezustand des Gesamtbodens und des Oberbodens finden Sie über die folgende Verlinkung auf die Website des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)/Dürremonitor.

Bisherige Strategien im Futterbau hinterfragen

2017, 2018 und 2019 haben es spüren lassen - das Risiko von Mindererträgen und Ausfällen im Ackerfutterbau und Dauergrünland ist durch den Klimawandel auch im Nordwesten Europas erhöht. Das zwingt Futterbaubetriebe dazu ihre bisherigen Strategien zu hinterfragen und ggf. umzustellen, um weiter die nötigen Grundfuttererträge erreichen zu können.
Damit gehen Entscheidungen einher, deren Risiko für ein Scheitern durch den Klimawandel ebenfalls gestiegen ist. Richtig abzuwägen wird schwieriger. Das trifft beispielsweise auf die Strategie von Ackergras nach Getreide zur Nutzung im Herbst und im 1. Schnitt im Frühjahr, vor Mais, zu.
  • Auch da, wo Ackergras vor Mais sonst hervorragend funktioniert hat, wird es schwieriger. Denn der erste Grasaufwuchs und der anschließende Umbruch zur Maissaat kosten ohnehin immer Bodenfeuchte. Herrscht Frühjahrstrockenheit, leidet spätestens der Mais unter Wassermangel. Auf Ackergras vor Mais zu verzichten, kann die Wahrscheinlichkeit von Grundfuttermangel allerdings ebenfalls steigen lassen. In den vergangenen zwei Jahren konnten viele Futterbaubetriebe nur durch diese Strategie ihre Dürre-bedingten Grundfutterlücken einigermaßen ausgleichen. Der Erfolg hängt letztendlich von der Niederschlagsverteilung ab.
  • Steuerbare Maßnahmen, die das Risiko eines Scheiterns hier geringer halten können, sind eine Bodenwasser-schonende Bodenbearbeitung oder die Möglichkeit zu Bewässerung. Ob eine Bewässerung betriebsindividuell wirtschaftlich hinsichtlich Kosten-Nutzen überhaupt gerechtfertigt sein kann, muss geklärt sein. Zu Bedenken ist hier auch, dass die vorhandene Wasserquelle (oft Brunnen; Grundwasserkörper) zusätzlich belastet wird.

Besonders anfällig für die, mit der globalen Erwärmung eintretenden Risiken sind auch Betriebe, die einen großen Anteil der Gesamtration ihrer Kühe im Sommerhalbjahr über Weide generieren. Sie mussten in den vergangenen zwei Jahren in der Weidesaison erheblich zu füttern. Das übliche Maß an Notreserve-Grundfutter hat hier oft nicht gereicht und derartige Reserven aus der eigenen Fläche wieder aufzubauen ist spätestens jetzt sehr schwer.
Experten aus dem Forschungsfeld Futterbau sehen, aus den hier zuvor genannten Gründen, ein zunehmend wachsendes Potential in alternativen Futterpflanzen und Arten bzw. Sorten, die besser mit phasenweiser Trockenheit zurecht kommen. Sowohl für den reinen Futterbau als auch für Weideflächen. Ausführliche Informationen finden Sie in dem Artikel "Umdenken im Futterbau" (pdf, Elite 6/2018) sowie im Interview mit den Herren Prof. Dr. Isselstein (Universität Göttingen) und Dr. Ralf Loges (Universität Kiel) unter diesem Link: "Interview Umdenken im Futterbau".

Mit steigendem Schädlingsdruck im Futterbau und Grünland rechnen

Es ist nicht nur die Wasserverfügbarkeit und Temperatur, die Probleme für den Futterbau mit sich bringt. Ein Nebeneffekt der, im Jahresmittel milderen Luft- und Bodentemperaturen sowie teils auch der selteneren Regenfälle in der Vegetationszeit, können Schädlingsprobleme sein. Auch hier sollten sich Futterbaubetriebe vorausschauend Gedanken zu Vorbeugung und Bekämpfung machen.
Denn welches extreme Ausmaß ein solches, durch die vergangenen zwei Jahre gefördertes Schädlingsproblem annehmen kann, bekommen derzeit viele Grünlandbetriebe in Niedersachsen zu spüren: Ihre Grasnarben sind durch eine explosionsartig gewachsene Feldmäusepopulation bis zu 100% zerstört. Insbesondere betroffen sind Landwirte auf Moorböden. Bis zu 150.000 Hektar seien derzeit in Niedersachsen von erheblichen Schäden durch den unterirdischen Fraß der Mäuse und deren Bodenbewegung, die die Grasnarbe absterben lassen, gezeichnet.
Die Kosten, die den Landwirten durch die erforderlichen Futterzukäufe und Neuansaaten entstanden sind und entstehen, werden mit Höhen bis in den mittleren fünf-stelligen Bereich beziffert. Diese Kosten müssen sie leisten, ohne dass sie durch einen Mehrertrag wieder eingebracht werden können. Für einige Betriebe haben die Mäuseschäden und ihre Konsequenzen damit ein existenzbedrohendes Ausmaß angenommen, erklärt das Landvolk Niedersachsen. Zuletzt sei eine solche Massenvermehrung von Feldmäusen in den 1970er- und 1980er-Jahren beobachtet worden. Einen Eindruck über das Schadensausmaß können Sie sich im aktuellen MyKuhTube Video von Amos Venema (Ostfriesland) verschaffen. Sie finden es unter diesem Link: Der Grünland-Albtraum - My KuhTube Film 622
Quellen: siehe Nennungen im Text


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