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Für so manchen Milchkuhbetrieb, der langfristig Milch erzeugen will, kann ein Stallneubau die bessere (wirtschaftlichere) Option sein. Denn besonders niedrige Decken mit alten und rostigen Stahlträgern oder zu schwache Fundamente, die verstärkt werden müssen, sowie steigende Materialkosten können die Umbaukosten von Altgebäuden in die Höhe treiben. Hinzu kommt, dass oftmals auf der Hofstelle der verfügbare Platz nicht ausreicht, um einen Tierwohl-Stall zu errichten.
Und dann ist da nicht selten noch das Problem mit den Emissionen: Im Laufstall ist mit deutlich höheren Emissionen zu rechnen als in einem Anbindestall. Ungünstige Voraussetzungen können also dazu führen, dass bei einem Stallumbau ähnlich hohe Investitionen anfallen wie bei einem Stallneubau auf der Wiese.
Bei einem Neubau ist mit rund 500 bis 550 € pro m² Stallfläche zu rechnen, dazu kommen noch Melk-, Entmistungs- und ggf. Fütterungtechnik. Unter dem Strich können die Kosten pro Kuhplatz bei 9.000 bis 15.000 € liegen. Im Fall einer Aussiedlung kommen noch die Erschließungskosten hinzu. Wer klug plant, kann jedoch auf der Kostenseite noch etwas einsparen:
Achten Sie darauf, dass der neue Stall ausreichend Abstand zu Biotopen, Wald und Wohngebieten (mind. 120 m) hat. Erkundigen Sie sich bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, ob weitere Wohngebiete in der Nähe Ihres neuen Standorts in Planung sind.
Planen Sie den neuen Stall nicht allzu weit vom Stromnetz entfernt.
Wählen Sie, wenn möglich, ebene Flächen mit gutem Baugrund (Kies, fester Lehm) für Ihr Bauvorhaben. An Hängen oder nassen/moorigen Flächen fallen für Fundamente und Unterbau mehr Bagger-, Beton- u. Bodenarbeiten an.
Planen Sie auch Weidefläche (zumindest Auslauf), Maschinenhallen, Futter- und Güllelager (nördlich vom Stall anzuordnen) und gegebenenfalls ein eventuelles Wohnhaus mit ein. Denken Sie an eine Erweiterbarkeit der Gebäude und Anlagen, um sich keine zukünftigen Betriebsentwicklungen zu verbauen!
Ausgelagerter Futtertisch spart Platz
Ulrich Schindele, Landkreis Oberallgäu, 60 Braunvieh-Kühe (8.500 kg)
Ulrich Schindele hat einen neuen Kuhstall für seine Braunviehherde gebaut
(Bildquelle: Veauthier)
„Wir hatten ursprünglich einen Anbindestall mit 25 Kühen. 2012 haben wir uns dazu entschieden, zu bauen. Drei Jahre lang haben wir uns verschiedene Ställe angeschaut und geplant. Wir haben uns für einen Laufstall mit Außenfuttertisch entschieden, so konnten wir 5 m Gebäudebreite einsparen. Der Oberbau des Stalls ist komplett aus Holz. Dazu kam ein angeschleppter Kälberstall und ein 2 x 6-Swing-Over-Melkstand. Die Liegeboxen sind als Kammaufstallung ausgeführt. Der Fressgang ist planbefestigt, die Zwischengänge sind Spaltenböden. Den halbtägigen Weidegang ab Mai haben wir beibehalten.
Die Kosten pro Stallplatz lagen 2012 bei 8.000 € brutto, inkl. Güllegrube und Futtermischwagen. Dabei haben wir auf 20 % AFP-Förderung zurückgegriffen. Außerdem liefert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Strom. Durch die Eiswasser-Kühlung des Milchtanks sowie die Kochwassser-Reinigung der Melkanlage können wir 50 % der Energie einsparen.
Mein Tipp für andere Milcherzeuger, die einen neuen Stall bauen wollen: Ziehen Sie bei der Planung unabhängige Architekten und Berater zu Rate, das kann Kosten sparen. Bauen Sie einen Antritt am Fressgitter, damit die Kühe beim Fressen trocken stehen. Eine Kuhdusche im Melkstand vertreibt die Fliegen im Sommer, ein ebenerdiger Melkstand erleichtert das Arbeiten.“
Ein außenliegender Futtertisch kann kostenintensive Stallfläche einsparen.
(Bildquelle: Veauthier)
Kuhstall richtig ausrichten
Der Kuhstall sollte nach Süden hin geöffnet und mit einem Vordach ausgestattet sein. So können die Kühe im Winter natürliche Lichtreize empfangen, im Sommer sind sie durch das Vordach vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Große Tore an Ost- und Westseite des Stalls ermöglichen eine ausreichende Luftzufuhr.
Der Bereich für die Kälber ist idealerweise separat vom Kuhstall zu planen (eigener Luftraum). Um die Wege kurz zu halten, sollte er nah an der Milchkammer bzw. am Melkstand platziert werden.
Nicht an falscher Stalle sparen
Bei der Gebäudehülle selbst ist das Einsparpotenzial aufgrund der vielen Vorschriften oftmals gering. Auch der Standort kann „auftragen“. Umso südlicher der Stall gebaut wird, umso höhere Schneelasten muss er halten können. Grundsätzlich sind Tiefstreuställe günstiger als Boxenlaufställe, sie erfordern allerdings auch ein intensiveres Eutermanagement.
Bei Laufställen verspricht eine zweireihige Liegeboxenanordnung einen besseren Überblick als eine dreireihige Aufstallung, sie ist aber teurer. Möglich für einen neuen Kuhstall ist dieser Grundriss:
So kann ein gut geplanter Kuhstall aussehen: Ein Laufhof, ein variabler Separations- und Trockensteher-Bereich und eine große Abkalbebox. Die Klauenpflege hat einen festen Platz, die Frischabkalber sind am Stalleingang platziert.
(Bildquelle: Höhne, Grafik: Thiemeyer)
Wenig Einsparpotenzial bietet der Unterbau bzw. das Entmistungssystem. In kleinen Kuhställen macht es kaum einen Unterschied, ob Spaltenboden mit Güllekellern oder ein befestigter Boden mit Schieber und Abwurfkellern vorgesehen wird. Aber: Ein Schiebersystem wird mit zunehmender Stalllänge zunehmend günstiger.
Nicht aus falscher Sparsamkeit weggelassen werden dürfen die Sonderbereiche. Diese sind abhängig von der Herdengröße. Bei 20 bis 30 Kühen empfiehlt sich eine mit Stroh gefüllte Abkalbebox von 5 x 6 m, dazu drei abtrennbare Liegeboxen für kranke oder brünstige Kühe. Einen Klauenpflegebereich ist ebenfalls unbedingt einzuplanen, dieser kann mit 3 x 5 m kalkuliert werden.
Bei der Planung für einen neuen Kuhstall darf der Bereich für die Klauenpflege nicht vergessen werden. Auch ältere Klauenpflegestände können weitergenutzt werden.
(Bildquelle: Hünnies)
Kostenfaktor Melktechnik
Ein großer Kostenblock beim Stallneubau ist die Melktechnik. Hier lässt sich durchaus einiges einsparen, sofern gebrauchte Technik zum Einsatz kommt. Eine gute gebrauchte 2 x 3 oder 2 x 4 Fischgräte findet sich schon für rund 15.000 € (inkl. Einbau). Eine neue Anlage kann hingegen bis zu 40.000 € kosten.
Wer Baukosten einsparen will, sollte viel selbst Hand anlegen oder z. B. Mitarbeiter von Maschinenringen anfragen. Besonders beim Unterbau lassen sich so Lohnkosten sparen. Wer dann noch das Dach in Eigenregie eindeckt und die Aufstallung selbst einbaut, spart ebenfalls Lohnkosten.
Ein gebrauchter Melkstand kostet deutlich weniger als ein neuer Melkstand oder ein automatisches Melksystem.
(Bildquelle: Hünnies)
Großzügiger Stall für Bio-Produktion
Stefanie Höhne, Landkreis Rosenheim, 34 Fleckvieh-Kühe (6.700 kg)
Um aus der Anbindehaltung auszusteigen, haben Stefanie Höhe und ihre Eltern haben einen neuen Kuhstall gebaut.
(Bildquelle: Hünnies)
„Unsere 34 Kühe sind letztes Jahr aus dem Anbindestall in den neuen Stall umgezogen. Wir bauen die Herde jetzt langsam aus unserer eigenen Nachzucht auf 45 Kühe auf. Der Stall ist zur Südseite offen und hat Curtains und elektrische Rolltore. Beides ist transparent, sodass es im Stall auch noch hell ist, wenn er geschlossen ist. Außerdem gibt es einen befestigten Auslauf und Zugang zur Weide. Die Flächen im Stall haben wir bewusst großzügig gestaltet, weil wir uns in der Umstellung auf Bio befinden.
Separationsbereich und Abkalbebucht liegen direkt am Eingang, sodass wir diese Kühe stets im Blick haben. Die Kosten pro Kuhplatz lagen bei 15.400 €, ein Teil wurde gefördert. Unsere Kühe melkt jetzt ein AMS. Dadurch müssen mein Vater, meine Mutter und ich nicht mehr zu dritt in den Stall. Wir brauchen täglich nur noch eine Stunde im Stall für die Liegeboxenpflege, Kühe nachtreiben, Datenkontrolle, Füttern und Kälber tränken. Das gibt uns Zeit für unser zweites Standbein, die Gastwirtschaft. Den alten Anbindestall bauen wir für die Jungtiere um.
Ganz wichtig beim Neubau: Einen Ort für die Klauenpflege einplanen! Wir nutzen dafür eine Kammer zwischen Wartebereich und dem Laufhof. Vor dem Einzug die Laufflächen mit Gülle bedecken, dann riecht es für die Kühe nach einer gewohnten Umgebung und sie gewöhnen sich schneller ein.“
Eine großzügige Stallplanung kann eine eventuelle Umstellung auf Bio erleichtern.
(Bildquelle: Hünnies)