Die irischen Milchkuhhalter haben in den letzten 14 Jahren im Schnitt mehr als 3 ct/kg ECM (Energie-korrigierte Milch) weniger verdient als z. B. ihre niederländischen Berufskollegen. Vielleicht ein (zwingender) Grund, warum die Milchkuhhalter auf der grünen Insel erneut die Kostenführerschaft in Europa übernommen haben. Das zeigen die Auswertungen (2018/19) der European Dairy Farmers*.
Mit den Iren mithalten?
Insgesamt konnten die Iren im Auswertungszeitraum einen Break-Even...
Die irischen Milchkuhhalter haben in den letzten 14 Jahren im Schnitt mehr als 3 ct/kg ECM (Energie-korrigierte Milch) weniger verdient als z. B. ihre niederländischen Berufskollegen. Vielleicht ein (zwingender) Grund, warum die Milchkuhhalter auf der grünen Insel erneut die Kostenführerschaft in Europa übernommen haben. Das zeigen die Auswertungen (2018/19) der European Dairy Farmers*.
Mit den Iren mithalten?
Insgesamt konnten die Iren im Auswertungszeitraum einen Break-Even (Milchpreis, der zur Vollkostendeckung erzielt werden muss, Direktzahlungen berücksichtigt) von 26,8 ct/kg ECM erreichen, damit führen sie erneut die Rangliste an. Insgesamt lag der Break-Even aller konventionellen EDF-Betriebe (275 Betriebe) im Durchschnitt bei 33,1 ct/kg ECM. Damit stieg er im Vergleich zum Jahr 2017/18 im Schnitt um knapp 0,6 ct/kg ECM. Durch die relativ stabilen Milchpreise und recht konstanten Kosten konnten die europäischen Milchkuhhalter (EDF-Gruppe) im Auswertungsjahr 2018/19 einen Unternehmergewinn von 1,8 ct/kg ECM realisieren.
Subventionen für den Unternehmergewinn wichtig
Allerdings war dies in vielen Fällen nur durch die Zahlung öffentlicher Subventionen an die Betriebe möglich. Diese fielen jedoch erstaunlicherweise innerhalb der EU sehr unterschiedlich aus. So bekamen die Milchkuhhalter in Dänemark, Niederlande, Irland und Belgien im Schnitt 2,5 bis 3,0 ct/kg ECM, in Schweden und der Slowakei hingegen 4,5 bis 5,0 ct/kg ECM. Die meisten Subventionen bekamen die Schweizer und Bio-Betriebe mit mehr als 10 ct/kg ECM.
Wachstum fordert seinen Preis
Obwohl die Iren auch in diesem Jahr wieder die Kostenführerschaft erreichten, zeichnet sich doch ab, dass die Produktionskosten auf der Insel weiter leicht (!) steigen. Ein Grund könnte das starke Wachstum und die Intensivierung der Milchleistung bei reiner Weidehaltung auf 6.668 kg Milch sein (+ 595 kg ECM in den vergangenen vier Jahren). Ein Kostentreiber sind die Pachtpreise auf der grünen Insel, die mit 579 € pro Hektar deutlich über dem Durchschnittspreis aller EDF-Betriebe von 408 €/ha liegen. Die Iren haben aber nicht nur die geringsten Kosten, sie erhalten auch einen der niedrigsten Milchpreise innerhalb der EDF-Gruppe mit im Schnitt 31,8 ct/kg ECM im vergangenen Jahr. Eigentlich verrückt, weil im irischen Weidesystem ja gerade die Milch produziert wird, die der europäische Verbraucher sich wünscht.
Hauptsache angepasst!
Doch was lässt sich von dem irischen Weg lernen? Muss Milchkuhhaltung extensiv (Low-Input) und weidebasiert sein, um erfolgreich zu sein? Die EDF-Zahlen sagen: Nein! Denn auch die Tschechen mit ihrer intensiven Produktion (High-Output) sind im Schnitt der letzten vier Jahre unter einem Break-Even von 30 ct/kg ECM geblieben.
Dass Weidehaltung nicht unbedingt mit niedrigsten Kosten gleichzusetzen ist, lässt sich anhand der ökonomischen Kennzahlen von Weide- und Stallhaltungsbetrieben in Europa erkennen. So schneidet Weidehaltung in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich durchschnittlich schlechter beim Break-Even ab als reine Stallhaltung.
Weidehaltung allein bringt also keine Kostenführerschaft. Ein Grund für den irischen Erfolg ist das in der Regel moderate Klima (ozeanisch mit milden Wintern) und die saisonale Abkalbung. Durch sie kann das Grasland in seiner Vegetation bzw. dessen Nährstoffe optimal genutzt werden. Zudem müssen die Iren aufgrund des Klimas nur wenig in Ställe für den Winter investieren. Weide- oder Stallhaltung, Low-Input oder High-Output: Das ist also nicht die Frage. Vielmehr entscheidet u. a. über den Erfolg, wie optimal die Milchproduktion an die Standortbedingungen angepasst werden kann.
*Hinweis: Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ für einzelne Länder, es lässt sich aber dennoch ein regionaler Trend ablesen!
Subventionen nicht für alle gleich wichtig
Wie wichtig sind öffentliche Zahlungen für die EDF-Betriebe? Um diese Frage klären zu können, wurden im Rahmen eines Studentenprojekts 145 EDF-Milcherzeuger nach ihrer Einschätzung befragt. Sie mussten dies auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) beurteilen. Dabei stellte sich heraus, dass öffentliche Zahlungen für die Mehrheit wichtig sind. Hierbei sind die Betriebsprämien wichtiger als andere (regionale) Sonderprogramme. Die Bedeutung wird jedoch von den Milchkuhhaltern, je nach nationalen Gegebenheiten, unterschiedlich wahrgenommen. So spielen Subventionen für die italienischen, finnischen und tschechischen Betriebe eine deutlich größere Rolle als für irische oder britische.