Kühe stehen bei der Diskussion um Treibhausgas-Emissionen oft als Sündenböcke da. Um eine realistische Einschätzung über die tatsächlichen Emissionen zu erhalten, bieten einige Molkereien (wie z. B. Arla, Hochwald, FrieslandCampina) ihren Lieferanten an, die eigene betriebliche Klimabilanz zu erfassen. Daneben besteht u. a. die Möglichkeit eine Bilanz mit dem Berechnungstool TEKLa bei der LWK Niedersachsen zu erstellen.
Bei den Molkereien Arla Foods und FrieslandCampina erhalten die Milcherzeuger inzwischen eine Vergütung für den Klimaschutz. So zahlt Arla Foods z. B. seit Juni diesen Jahres 1 ct/kg Milch, wenn die Milchkuhhalter an dem sogenannten Klimacheck der Molkerei teilnehmen.
Klimabilanz berechnen
Für Deutschland wird von einem CO2-Fußabdruck (Berechnung siehe Kasten) von ca. 1,1 kg CO2äq pro kg Milch ausgegangen. Dieser Wert ist nicht 1 : 1 mit den kalkulierten Bilanzen der Molkereien vergleichbar, da es sich um ein anderes Berechnungssystem handelt. Die Molkereien bieten eigene Kalkulationen für die betrieblichen Klimabilanzen mit unterschiedlicher technischer (Online Plattform, Excel-Datei) und fachlicher Unterstützung an. Die Ergebnisse (CO2-Fußabdruck) zwischen den Lieferanten der verschiedenen Molkereien sind deshalb nicht direkt miteinander vergleichbar. So ist derzeit nur ein Benchmarking zwischen Milchkuhhaltern bei ein und derselben Molkerei sinnvoll.
Bei der Klimabilanz wird das Produkt über die gesamte Prozesskette hinweg betrachtet. Für die Erstellung wird der betriebliche Input mit dem Output (Produkt, Koppelprodukte wie Schlachtkühe und Kälber) verrechnet. Dabei gehen folgende Daten je nach Berechnungssystem in eine Bilanzierung mit ein:
Energieverbrauch (Strom, Diesel), eigener Anteil an Photovoltaik- und Ökostrom
Einstreu
Lagerung des Wirtschaftsdüngers (Abdeckung Güllelager, planbefestigte Laufflächen, Spaltenboden)
Weidegang
Verschiedene Stellschrauben
Wie lässt sich ein der CO2-Fußabdruck verringern?
Leistung und Langlebigkeit: Die größte Stellschraube für einen geringen Treibhausgasausstoß pro Kilogramm Milch ist eine hohe Milchleistung. Zwar steigt bei höherer Leistung die Methan-Emission pro Kuh, gleichzeitig geht aber die Emission pro kg Milch zurück. Ein Beispiel (Lasar, 2017):
Kuh A: 6.000 kg Milch/Jahr bei 7.000 kg CO2äq/Jahr; 7.000/6.000 = 1,17 kg CO2äq/kg Milch
Kuh B: 10.000 kg Milch/Jahr bei 9.000 kg CO2äq/Jahr; 9.000/10.000= 0,90 kg CO2äq/kg Milch
Dass Kuh B weniger Treibhausgase verursacht, liegt unter anderem daran, dass ca. 70 % des Methans aus dem Erhaltungsbedarf stammen (theoretische Berechnung; neben Leistung entscheidet die Futtereffizienz).
Futter: Besonders gut für die Klimabilanz sind heimische Futtermittel aus dem eigenen Anbau. Aber auch regional erzeugte Zukauffuttermittel wie Biertreber oder Pressschnitzel haben eine gute Bilanz, da sie als Nebenprodukte anfallen. Daneben ist es u. a. wichtig eine hohe Futtereffizienz (hohe Grundfutterleistung) und geringe Futterverluste zu realisieren.
Gülle: Die Lagerung von Wirtschaftsdünger hat einen großen Einfluss, denn eine gasdichte Abdeckung vermindert die Wirkung der Treibhausgase. Daneben wird der Ausstoß bei planbefestigten Laufgängen in den Ställen besser bewertet als bei Spaltenböden. Emissionen lassen sich auch einsparen, wenn die Gülle in einer Biogasanlage fermentiert wird. So können im Schnitt 0,1 kg CO2äq/kg Milch eingespart werden.
Energie: Je geringer der Strom- und Energieverbrauch ist desto besser die Bilanz. In einigen Berechnungen wird der eigen erzeugte Strom (Photovoltaik) positiv bewertet. Es wird aber lediglich die Energie betrachtet, die selber produziert und auch genutzt wird.