Interview

Altkühe durch Jungkühe ersetzen - kurzfristig Liquidität sichern

Um mehr Liquidität im Milchkuhbetrieb zu generieren, kann es ­interessant sein, stärker zu remontieren.

Sönke Hinnemann-Weilinghoff

Herdenmanagementberater Masterrind

Milcherzeuger haben aktuell mit extrem hohen Produktionskosten zu kämpfen. Wie lässt sich da die Liquidität sicherstellen?
Hinnemann-Weilinghoff: Um mehr Liquidität im Milchkuhbetrieb zu generieren, kann es ­interessant sein, stärker zu remontieren. Gemeint ist damit, verstärkt Altkühe durch Jungkühe zu ­ersetzen. Denn der Erlös von Alt- bzw. Schlachtkühen ist zurzeit auf einem sehr hohen Niveau. Dadurch fällt die Differenz zu den Färsenpreisen verhältnismäßig gering aus. Frischmelkende Färsen haben im Vergleich zu Altkühen eine höhere Futtereffizienz. Deshalb erhöht diese Maßnahme kurzfristig den IOFC (Income over Feed Cost) und somit die Einnahmen pro Liter Milch. Ein weiterer Vorteil ist die höhere Persistenz der ­Erstlaktierenden.
Die Aufzucht verteuert sich gerade auch. Ist diese Maßnahme deshalb langfristig gesehen nicht eher kontraproduktiv?
Hinnemann-Weilinghoff: Nein, nicht solange sich die Remontierung zwischen 21 und 33 % bewegt. Wichtig ist, zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Remontierung zu unterscheiden. Werden mehr als 33 % der Kühe „ausgetauscht“, läuft ein Betrieb Gefahr, die guten Futtereffizienzen bzw. die höheren Milchleistungen der ­Mehrkalbskühe nicht zu nutzen. Die Folge ist ein schlechterer IOFC. Unter 21 % Remontierung kann der Anteil an unfreiwilligen Abgängen deutlich zunehmen, was sich wiederum negativ auf den Schlachtkuherlös auswirkt. Die ­Konsequenz wäre dann, dass die Kosten für eine Ersatzfärse deutlich ansteigen.


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