Wer selektiv trockenstellt, geht üblicherweise so vor:
- Kühe zum Trockenstellen auswählen,
- zwei Wochen vorher eventuell Milchprobe ziehen und bakteriologisch untersuchen lassen,
- Zellgehalt der letzten Milchleistungsprüfung (MLP) vor dem Trockenstellen prüfen,
- Schalmtest durchführen und
- anhand dessen entweder alle vier Viertel mit antibiotischem Trockensteller behandeln oder lediglich Zitzenversiegler einsetzen.
Wer selektiv trockenstellt, geht üblicherweise so vor:
- Kühe zum Trockenstellen auswählen,
- zwei Wochen vorher eventuell Milchprobe ziehen und bakteriologisch untersuchen lassen,
- Zellgehalt der letzten Milchleistungsprüfung (MLP) vor dem Trockenstellen prüfen,
- Schalmtest durchführen und
- anhand dessen entweder alle vier Viertel mit antibiotischem Trockensteller behandeln oder lediglich Zitzenversiegler einsetzen.
Ein Vorgehen nach System hilft, beim Trockenstellen auf Antibiotika zu verzichten, ohne die Eutergesundheit zu gefährden. Tipps zum selektiven Trockenstellen.
Ute Müller ist Wissenschaftlerin am Institut für Tierwissenschaften der Uni Bonn und sagt: Ein Entscheidungsbaum zum selektiven Trockenstellen muss heute nicht nur die Zellzahl und das BU-Ergebnis, sondern auch die tägliche Milchleistung zum Zeitpunkt des Trockenstellens berücksichtigen. Wir haben dazu mit ihr gesprochen.
„Zum Trockenstellen die Milchleistung reduzieren!“
Elite: Frau Müller, wie kommen Sie zu der Einschätzung, dass die bisherigen Kriterien ergänzt werden müssen?
Müller: Hochleistende Milchkühe werden zum Teil mit mehr als 30 kg Milchleistung trockengestellt. In den Tagen danach steigt der Euterinnendruck durch die weitere Milchproduktion auf diesem hohen Niveau an. Dadurch öffnen sich die Strichkanäle oder können sich nicht schließen, weil noch Milch ausläuft. Das erhöht die Gefahr von Neuinfektionen nach dem Trockenstellen. Ich plädiere dafür, die Milchleistung zum Zeitpunkt des Trockenstellens mit in die Entscheidung für oder gegen antibiotikafreies Trockenstellen aufzunehmen.
Gibt eine Kuh mehr als 15 kg Milch zum Trockenstellen, müssen wir die Menge reduzieren.
Ute Müller, Uni Bonn
Wir sollten anstreben, die Kühe mit ca. 15 kg täglicher Milchleistung trockenzustellen. Gibt eine Kuh zu diesem Zeitpunkt noch mehr Milch, sind Maßnahmen zur Verringerung der Milchleistung in den letzten Tagen der Laktation erforderlich.
Elite: Wie kann man die Milchmenge zum Ende der Laktation reduzieren?
Müller: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Reduzierte Fütterung (Restriktion der Energie), Pansenboli, das Überspringen einer Melkzeit oder über die Melktechnik. Auch eine verlängerte Laktation ist möglich, diese Entscheidung trifft man aber natürlich zu einem anderen Zeitpunkt.
Elite: Warum sollte man Kühe nicht über die Fütterung in der Milchmenge reduzieren?
Müller: Je nach Höhe des Kraftfutteranrechtes kann es durchaus ratsam sein, in den letzten ein bis zwei Wochen vor dem Trockenstellen die Kraftfuttermenge zu reduzieren. In Herden mit Melkrobotern ist das aufgrund der Kombination mit einem verringerten Melkanrecht machbar. Bei der Grundfutter-Fütterung sollte allerdings keine abrupte Rationsumstellung erfolgen – das beeinträchtigt eine hochtragende Kuh im Wohlbefinden und im Stoffwechsel. Sie kann richtiggehend Hunger haben, was im Sinne des Tierschutzes nicht tragbar wäre.
Elite: Wie sieht es mit dem Überspringen von Melkzeiten aus?
Müller: Das senkt zwar die Milchleistung ab, erhöht aber unmittelbar und sehr deutlich den Euterinnendruck und damit auch das Risiko für Neuinfektionen. Dazu wird der Zitzenkanal nur einmal am Tag „gespült“. Dazu scheinen die Kühe frustriert bzw. irritiert zu sein, wenn sie nicht ihrer gewohnten Routine nachgehen dürfen.
Elite: Welche Empfehlungen für die Praxis leiten Sie aus Ihrer Forschung ab?
Müller: Um die Milchleistung tierschonend zu verringern, bietet sich die schrittweise, automatisierte Reduktion in den letzten Tagen vor dem Trockenstellen an. Wir haben in unseren Versuchen gute Erfahrungen damit gemacht, die Melkzeuge fünf bis zehn Tage vor dem Trockenstellen bei etwa 95% der erwarteten Milchmenge abzunehmen, um die Milchleistung zu senken. Das hat in meinen Augen Vorteile im Vergleich zu anderen Methoden der Milchleistungsreduktion (z.B. im Vergleich zu der angesprochenen Reduktion über die Fütterung). Sie ahmt die natürliche Kuh-Kalb-Beziehung bzw. die schrittweise Reduzierung der „Nachfrage“ nach.
Jeden Tag 5% weniger ist schonend für die Kuh. Die Reduzierung kann – je nach Milchleistung – fünf bis zehn Tage vor dem Trockenstellen beginnen.
Ute Müller, Uni Bonn
Nach Abschluss der Reduktion sollte die Kuh noch einmal ausgemolken werden, da sich in der Reduktionszeit deutlich Milch im Euter ansammelt. Dann kann sie trockengestellt werden.
Elite: Sie sagten, Sie sehen weitere Vorteile?
Müller: Neben der verringerten Wahrscheinlichkeit des Aufeuterns in den darauffolgenden Trockenstehtagen konnten wir im Rahmen unserer Untersuchungen ebenfalls zeigen, dass durch die immer kürzere Melkdauer der Zitzenkanal zum Trockenstellen enger geschlossen war als bei den „normal“ gemolkenen Kontrollkühen. Dadurch ergibt sich durch das unvollständige Melken ein weiterer Schutz für das Euter vor Neuinfektionen in der Trockenstehzeit.
Hinweis: Unter anderem aus den Forschungsarbeiten an der Uni Bonn ist mittlerweile ein konkretes Produkt entstanden. GEA hat mit „AutoDry“ einen Algorithmus entwickelt, der die Kühe vierzehn Tage vor dem Trockenstellen automatisch immer etwas früher abnimmt. Einen detaillierten Bericht dazu finden Sie hier:
Kühe mit über 30 Litern trockenstellen? Das will GEA jetzt mit einer neuen Melksteuerung erleichtern, welche die Milchleistung absenkt.